185mm-Sammelschienensystem von Wöhner

185mm-Sammelschienensystem von Wöhner:
„Benutzerfreundlichkeit
und Montagezeit standen bei der Entwicklung im Fokus“

In den 1980er-Jahren stellte Wöhner die 60mm-Sammelschienensystemtechnik vor. Sie wurde in weiten Teilen Europas zum Standard der Branche und setzt sich auch weltweit immer stärker durch. Im vergangenen Jahr brachte das Unternehmen mit 185Power sein neues 185mm-System auf den Markt. Im Interview mit Philipp Steinberger stellen wir die wichtigsten Features des Systems vor.

Zunächst: Woraus besteht Ihr neues 185Power-System?

Steinberger: 185Power setzt sich aus einem Sammelschienenträger, dem CrossLink-Abdeck- und Kontaktierungssystem, separaten Einspeisemodulen, NH-Sicherungslasttrennschaltern in Leistenbauform der Größen 00 und 1 bis 3 sowie einem Adapter für Leistungsschalter von 800 bis 1.600A zusammen. Das sind sozusagen die zentralen Komponenten des Systems. Die Basis des Systems bilden die abdeckbaren Sammelschienenträger und die Sammelschienen-Abdeckmodule. Da letztere in den Breiten 50 und 100mm zur Verfügung stehen, können Anwender mit diesem Grundsystem flexibel und modular den jeweiligen Schaltschrank bestücken. Außerdem ist der Schaltschrank so bereits für eine spätere Erweiterung vorbereitet und einfach aufrüstbar.

Was ist das Besondere an Ihrem System?

Steinberger: Bei der Produktfamilie des 185mm-Systems handelt es sich um eine Kooperation, in der Wöhner sein Know- how im Bereich der Produkte und Rittal sein Know-how im Bereich der Schaltschranksystemintegration eingebracht hat. Mit dem 185Power-System bieten wir unseren Kunden eine Lösung, mit deren Hilfe selbst die neue Norm DIN EN61439-1 (VDE 0660-600-1) keine Herausforderung mehr darstellt, da wir bei Wöhner alle für den Bauartnachweis benötigten Informationen zur Verfügung stellen. Das ist sicher ein Feature, dass Kunden sehr viel Zeit sparen kann. Technisch gesehen gibt es natürlich auch viele Besonderheiten. Um nur einige zu nennen: Andere am Markt verfügbare Sammelschienensysteme bestehen aus gelochten Schienen und den darauf aufgesetzten Komponenten. Da hierbei die Lochung das Raster vorgibt, ist man bei der Platzierung der Komponenten an starre Vorgaben gebunden. Bei 185Power lassen sich die Komponenten hingegen bohrungslos, schnell und flexibel auf den Schienen montieren.

Benutzerfreundlichkeit war offenbar ein großen Anliegen bei der Entwicklung des Systems?

Steinberger: Ja, genau. Deshalb wurden alle Benutzerschnittstellen neu durchdacht und vereinfacht. Dies erlebt der Anwender insbesondere im Kabelanschlussraum, der sehr gut zugänglich ist. Durch seine Anschlusstechnik ist er zudem einfach und flexibel zu bedienen. Mit einer Version sind verschiedene Anschlusstypen möglich. Neben einem Kabelanschluss mit Rahmenklemme, bei dem eine zusätzliche Anschlussraumabdeckung entfällt, stehen dem Monteur mit Hilfe der neuen Schubladentechnik noch ein Schraubanschluss oder ein Anschluss mit Stehbolzen zur Verfügung. Besonders praktisch, wie ich finde, ist die Tatsache, dass der Monteur noch beim Aufbau der Anlage selbstständig und ohne den Berührungsschutz abzunehmen zwischen ‚Abgang oben‘ und ‚Abgang unten‘ variieren kann. Hierzu müssen lediglich vier Drehriegel geöffnet, das Leistenoberteil abgenommen und um 180° gedreht wieder auf das Unterteil befestigt werden. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal unseres Systems.

Und wie wirkt sich 185Power auf den Platzbedarf im Schaltschrank aus?

Steinberger: Gerade da liefert unser System wichtige Vorteile: Da die Schienenträger mit allen Komponenten des Systems 185Power überbaut werden können, wird der Platz im Schaltschrank effizient genutzt. Die Einspeisung kann wahlweise über Einspeisemodule mit Klemmentechnik, eine NH-Sicherungslasttrennleiste oder über Adapter mit Leistungsschalter erfolgen. Die Einspeisemodule ermöglichen den Anschluss von Rundleitern, Kabelschuhen und Flachleitern.

Montagezeiten sind heute eine sensible Größe. Was bietet 185Power an Zeitersparnis?

Steinberger: Die Optimierung hinsichtlich der Montagezeit steckt in unzähligen Details, einige davon haben wir ja schon besprochen. Ein weiteres Beispiel für die Durchdachtheit und Zeitersparnis duch unser Systems ist die Montage der Lasttrennleisten auf der Sammelschiene. Sie erfolgt als Version CrossLink bohrungslos, ohne dass die Leiste dabei zu zerlegen ist. Die Klemmen werden einfach durch das Klappfenster befestigt. Da dieses aufgeklappt ausgeliefert wird, verkürzt sich die Montagezeit noch weiter. Natürlich lassen sich die Lasttrennleisten alternativ noch immer in vorgebohrte Sammelschienen schrauben.

Mit dem Systemadapter für Leistungsschalter haben Sie sich etwas ganz besonderes einfallen lassen.

Steinberger: Ja, das ist wirklich eine tolle Lösung: Bisher mussten Anlagenbauer auf die spezifischen Ausführungen der Leistungsschalter der verschiedenen Hersteller mit teuren, zeitintensiven und komplizierten Lösungen reagieren. Die aufwändigen Sonderlösungen waren durch die unterschiedlichen Abmessungen, Phasenteilungsmaße sowie Geometrien der Anschlussfahnen erforderlich. Für das System 185Power haben wir einen Adapter entwickelt, der es ermöglicht, Leistungsschalter aller bekannten Hersteller, wie ABB, Eaton, Schneider oder Siemens, auf der Sammelschiene zu kontaktieren. Bei gleicher mechanischer Abmessung ist der Adapter durch individuelle Kupferbestückung in verschiedenen Ausführungen für 630, 800, 1.000, 1.250 und 1.600A verfügbar. Die reduzierte Variantenvielzahl spart nicht nur Kosten, sondern vermeidet auch Fehler im Produktionsprozess.

Können Sie uns einen kleinen Einblick in das Zubehör zu dem System geben?

Steinberger: Gerne, denn wir bieten auch hier eine Palette, die dem Betreiber viel Komfort bieten. Dazu gehört beispielsweise ein rückseitig einzubringender Stromwandler, eine elektronische oder elektromechanische Sicherungsüberwachung, die über Meldekontakte mit einem Leitstand verbunden sein können, sowie eine LED-Sicherungsausfallanzeige. Hierdurch wird dem Anwender der Status seiner Anlage auch in schwierigen Umgebungsbedingungen deutlich angezeigt. Dies ermöglicht eine einfachere Anlagenwartung. Ein weiterer Schritt ist die Integration eines Energiemanagementsystems, das eine exakte Analyse der Leistungsaufnahme ermöglicht und als Schnittstelle für eine Buskommunikation dient.

Für die neuen Sicherungslasttrennschalter in Leistenbauform hat Wöhner ein neues Belüftungs- und Isolationskonzept entwickelt. Können Sie uns dieses kurz erklären?

Steinberger: Unser Ziel war es, die beim Betrieb der Lasttrennleiste entstehende Wärme besser abzuführen. Dafür lässt der seitliche Belüftungskanal bei der thermisch anspruchsvollen Anreihung der Leisten zwischen den Geräten einen Belüftungskanal entstehen. Dieser sorgt für eine Luftzirkulation und eine verbesserte Wärmeabfuhr. Zudem wurde die Leiste im Inneren in eine Belüftungs- und eine Isolationsfunktion unterteilt, was sowohl für eine effiziente Umströmung der NH-Sicherungen als auch für die Abschottung zwischen den Phasen sorgt. Das Konzept gewährleistet, dass die Schaltgase im Fall eines Schaltens unter Last zielgerichtet und von dem Belüftungskanal isoliert abgeleitet werden. Diese effizienten Be- und Entlüftungskonzepte ermöglichen es, den Platz im Schaltschrank effizienter zu nutzen, da der Anwender nun kompakter bauen kann. Außerdem schonen die Produkte durch ihre guten elektrischen Eigenschaften sowie den optimieren Kupfereinsatz Ressourcen und Umwelt.

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