Auf Zukunft geeicht

Kompakter Energiezähler mit großem Funktionsumfang

Auf Zukunft geeicht

Weil angesichts der dichten Bestückung von Schaltschränken und Verteilern jede Teilungseinheit zählt, hat Gossen Metrawatt eine neue Generation besonders kompakter Energiezähler für die Hutschienenmontage entwickelt. Bei einer Gehäusebreite von nur 72mm integrieren die Geräte zahlreiche Funktionen und Schnittstellen für die zukunftssichere Erfassung, Übertragung und Auswertung aller relevanten Messgrößen. Wir stellen den neuen Zähler vor und erörtern mit Produktmanager Andreas Bindner, was moderne Energiemesstechnik auszeichnet.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien und Leitungsnetze treibt die Kosten für Strom, Gas und Wasser in die Höhe. Investitionen in eine verbesserte Energieeffizienz wirken sich für Industrie, Gewerbe und die Gebäudetechnik daher unmittelbar kostensenkend aus. Die Grundlage dafür bildet eine exakte Ermittlung der Verbrauchsdaten. Sie kann Einsparpotenziale aufdecken, die sich im Rahmen eines nachhaltigen Energiemanagements ausschöpfen lassen.

Sehr flexible Datenbereitstellung

Um den wachsenden Anforderungen an langlebige und zukunftssichere Messtechnik zu entsprechen, bietet Gossen Metrawatt mit seinem neuen Stromzähler namens EnergyMID eine ebenso wirtschaftliche wie leistungsstarke Lösung mit skalierbarem Funktionsumfang an. Die neue Baureihe ist für 2-, 3- und 4-Leiter-Netze mit Wandleranschluss (1(6) A) und Eingangsspannungen von 100 bis 500 V erhältlich. Die gemäß MID-Richtlinie erstgeeichten Zähler erfüllen die Genauigkeitsklasse B und stellen damit verrechnungsfähige Verbrauchs- und Einspeisedaten auch zur kostenstellenbezogenen Abrechnung bereit. Für die Datenübertragung und Fernauslesung können die Geräte wahlweise mit verschiedenen Bus-Schnittstellen – LON, M-Bus, Modbus-RTU/-TCP sowie BACnet – ausgestattet werden oder leiten die Messwerte via Impuls über standardisierte oder frei programmierbare S0-Schnittstellen weiter. Ein integrierter Ringspeicher zur internen Datensicherung zeichnet für eine Dauer von 60 Tagen Einstellungsänderungen und Ereignisse wie Unter- oder Überspannung auf und speichert optional viertelstundenscharf den Lastgang in täglich 96 Messwerten ab.

Mehrere Dutzend Messgrößen erfassen

Durch variantenreiche Konfigurations- und Ausstattungsoptionen lässt sich die neue Zählergeneration bedarfsgerecht an die spezifischen Erfordernisse zur energetischen Prozessoptimierung in Industrie, Gewerbe und Gebäudetechnik anpassen. Neben dem Leistungsbezug können je nach gewählter Geräteausführung bis zu 33 weitere Messgrößen wie Blindenergie, Scheinleistung, Neutralleiterstrom, Leistungsfaktor und Frequenz sowie die eigene Energieeinspeisung erfasst werden. Mittels THD-Erfassung für Strom und Spannung wird zusätzlich die Netzqualität überwacht. Auch für künftige Änderungen der Tarifstruktur ist der EnergyMID mit bis zu acht Tarifeingängen gerüstet. Ein hinterleuchtetes Display zeigt die ausgewählten Messdaten klar und übersichtlich an, vereinfacht die Überwachung der Anschlussparameter und warnt durch Farbwechsel vor Installationsfehlern.

Viel Leistung auf 4 TE

Neben der integrierten Anschlussfehlerdiagnose bietet der Hersteller weitere praktische Installationstools für die schnelle, unkomplizierte Parametrierung und Einbindung des Zählers in verschiedenste Netzwerkstrukturen an. Vor Manipulationen schützen eine Parametriersperre und die plombierte Abdeckung. Besonderen Wert hat Gossen Metrawatt auf eine schlanke Bauform gelegt. Bei hoher Leistungsdichte ist die neue Serie mit nur vier 18 mm-Teilungseinheiten besonders kompakt dimensioniert. Damit finden die Messgeräte auch bei beengtem Bauraum im Schaltschrank Platz, wo sie auf 35 mm-Hutschienen in beliebigen Einbaulagen montiert werden können. Die neue Zählergeneration ist zu einem attraktiven Preis mit einer Herstellergarantie von drei Jahren erhältlich.

Herr Bindner, als Produktmanager haben sie maßgeblich an einer neuen Zählergeneration bei Gossen Metrawatt mitgewirkt. Was gab den Anstoß zur Neuentwicklung?

Andreas Bindner: Unser Selbstverständnis als marktführender Spezialist in der Prüf- und Messtechnik – von Gossen Metrawatt werden leistungsstarke Produkte erwartet, die alle aktuellen Anforderungen erfüllen. Als abzusehen war, dass unser Vorgängermodell sich kaum mehr weiter optimieren ließ, haben wir uns rechtzeitig entschieden, eine komplett neue Zählergeneration aufzulegen. Ziel war von Anfang an, dass die neuen Typen bei weit geringeren Abmessungen ein Höchstmaß an Funktionalität aufweisen. Das Platzangebot im Schaltschrank wird ja nicht größer, sondern schrumpft, weil bevorzugt möglichst kompakt gebaut und konfektioniert wird. Gerade bei großen Infrastrukturprojekten, wo hunderte Zähler installiert werden, kommt es auf jede Teilungseinheit an. Aufgrund der dichten Bestückung mit Leistungselektronik kann es allerdings auch schnell unübersichtlich werden. Daher haben wir unsere extrem kompakten neuen Zähler mit einem hinterleuchteten Display ausgestattet, das die Geräteparametrierung und Fehlererkennung erleichtert. Für die sofortige Inbetriebnahme liefern wir die Standardmodelle bereits vorkonfiguriert aus.

Was muss moderne Energiemesstechnik leisten?

Bindner: In Zeiten der Energiewende reicht eine einfache Verbrauchserfassung in Anlagen und Gebäuden längst nicht mehr aus. Eine nachhaltige energetische Prozessoptimierung setzt nach verschiedenen Verbrauchszeiträumen aufgeschlüsselte Daten voraus. Industrie, Handel und Gewerbe legen deshalb großen Wert darauf, alle Energiekennzahlen einschließlich der eigenen Energieerzeugung und -einspeisung transparent und vollständig zu erfassen. Als Teil eines umfassenden Energiemanagements müssen sich die Messgeräte über diverse Ausgänge und Schnittstellen in vorhandene Netzwerke einbinden lassen und alle relevanten Energiedaten übermitteln, die zur Erstellung detaillierter Last- und Verbrauchsprofile erforderlich sind. Der neue EnergyMID erfasst bis zu 33 verschiedene Messgrößen und bietet einen wohl einzigartigen Funktionsumfang für komplexe aktuelle und zukünftig relevante Auswertungen.

Wie zahlt sich die Energiemessung konkret aus?

Bindner: Wie der Name schon andeutet, entspricht unsere neue Zählergeneration der MID, also der Messgeräte-Richtlinie 2014/32/EU. Sie ist damit für Abrechnungszwecke zugelassen. Messwerte können nach Kostenstellen aufgeschlüsselt werden. So lassen sich zum Beispiel die Verbräuche verschiedener Abteilungen durch innerbetriebliches Benchmarking auf Bestwerte optimieren. Natürlich wird schnell auch örtlich differenziert erkennbar, wenn etwa während Stillstandszeiten nennenswerte Energiebezüge zu verzeichnen sind. Dann lassen sich durch gezielte Eingriffe zügig technische Ursachen dafür beseitigen oder Fehlverhalten erkennen und abstellen. Indem anfallende Lastspitzen nach dem Verursacherprinzip verrechnet werden, steigt der Anreiz zur Stromeinsparung. Damit leistet der Zähler einen wichtigen Beitrag zur effizienteren Energienutzung, zu der Unternehmen sowohl aus ökologischer Verantwortung als auch durch verschiedene Richtlinien und Vorgaben angehalten sind. In Deutschland gilt ein normgerechtes Energiemanagement nach ISO 50001 als Voraussetzung, um Steuervergünstigungen und eine Teilbefreiung von der EEG-Umlage zu beantragen. Seit Dezember 2015 sind für größere Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigen oder über 50 Mio. Euro Jahresumsatz verbindliche Energieaudits vorgeschrieben. Dabei müssen im Turnus von vier Jahren 90 % aller Energieflüsse für die Verbrauchs- und Versorgungsseite bilanziert werden. Im industriellen Umfeld sollte es daher zum Standard gehören, an jeden größeren Verbraucher gleich einen Energiezähler anzuschließen.

Wie ist ein effektives Energiemanagement aufgebaut?

Bindner: Der Zähler ist ein entscheidender Baustein für ein modernes Energiemanagement, aber zu diesem gehört natürlich noch weit mehr. Deshalb bieten wir zur Messtechnik auch die Projektierung und Inbetriebnahme aus einer Hand. Wir planen auf den konkreten Bedarf abgestimmte Systeme, unterstützen unsere Kunden beim normgerechten Systemaufbau und nehmen Geräte und Software in Betrieb. Mit Camille Bauer, einem unserer Schwesterunternehmen, haben wir vernetzte Lösungen für die energetische Prozessoptimierung entwickelt, die alle wichtigen Energieträger vom Strom über den Wasser- und Gasverbrauch bis zu Wärme, Temperatur und Druckluft einschließen. Um die auf der Feldebene gemessenen Werte zu sammeln, bieten wir einen leistungsstarken Datenlogger mit diversen Bus-Schnittstellen, Impuls- und Analogeingängen an. Der Datenlogger Smartcontrol sammelt und speichert die eingehenden Messgrößen, so dass sie auch bei einem Systemausfall verfügbar bleiben. Zur Auswertung werden die Daten via Ethernet oder Funk an das Managementsystem übertragen. Mit Smartcollect, unserer bedienerfreundlichen Datenmanagement-Software, lässt sich das gesamte Datenaufkommen übersichtlich gliedern, grafisch darstellen und werden auf Knopfdruck automatisch Reports erstellt. Der Leistungsumfang der Software lässt sich modular erweitern, beispielsweise mit einem SCADA Modul, das eine umfassende grafische Visualisierung von Anlagen, Prozessen und Abläufen ermöglicht. Selbstverständlich können unsere Geräte über die offenen Schnittstellen auch in praktisch jede bestehende Netzwerkarchitektur eingebunden werden.

Für welchen Kundenkreis ist der Zähler ausgelegt?

Bindner: Mit bisherigen Zählergenerationen sind wir stark in großen Unternehmen aus der Pharma- und Chemiebranche, der Glas-, Metall und Baustoffindustrie sowie im Infrastrukturbereich vertreten. Energieeffizienz und -einsparung gewinnen aber auch in anderen Bereichen wie der Gebäudetechnik und nicht zuletzt für Privathaushalte eine immer größere Bedeutung, wenn es beispielsweise um die energetische Gebäudebewertung oder die Einspeisevergütung geht. Deshalb ist der EnergyMID nicht nur in vorkonfigurierten Standardausführungen erhältlich, sondern auch mit kundenspezifisch angepasstem Funktionsumfang. Gezahlt wird jeweils nur für die Funktionen und Schnittstellen, die der Anwender nach seinem Bedarf auswählt. Das macht das Gerät für alle Energiemessaufgaben geeignet.

Gossen Metrawatt ist für hochwertige Produkte mit langer Lebensdauer bekannt. Aber diese Qualität hat doch auch ihren Preis?

Bindner: Tatsächlich liefert der neue Zähler ein gutes Beispiel dafür, dass wir hochwertige Technik zu sehr wettbewerbsfähigen Konditionen anbieten. Wir konnten bei der Neukonstruktion unsere eigenen Beschaffungskosten reduzieren und zudem den gesamten Produktionsprozess optimieren. Unterm Strich macht das den EnergyMID für unsere Kunden deutlich günstiger im Stückpreis als das Vorgängermodell. Durch die Langlebigkeit unserer Produkte fallen zusätzlich die TCO über den Lebenszyklus besonders vorteilhaft aus. Der neue Zähler ist acht Jahre lang für Abrechnungszwecke zugelassen. Nach Ablauf dieser Zeit kann er in unserer staatlich anerkannten Prüfstelle EB8 für weitere acht Jahre nachgeeicht werden. Die lange Lebensdauer unserer Geräte spornt uns zu Produktinnovationen an, die über die aktuellen Anforderungen hinausgehen. Nehmen wir beispielsweise die Tarifstruktur: Anders als etwa im europäischen Ausland ist sie in Deutschland bisher nur wenig ausdifferenziert. Wenn jedoch künftig einmal zum Hoch- und Niederstromtarif weitere Tarife eingeführt werden, ist unser neuer Energiezähler mit bis zu acht Tarifeingängen bestens darauf eingerichtet.

Thematik: Allgemein
Ausgabe:

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: ABB
Bild: ABB
Neue Reihenschaltschränke

Neue Reihenschaltschränke

Die neuen TriLine C Schränke sind nicht nur auf den Ausbau mit CombiLine N Modulen, Montageplatten oder Traversensystemen abgestimmt, mit drei Schrankoptionen und jeweils vier Innenausbauvarianten bieten sie außerdem eine große Vielfalt an Möglichkeiten für den Schaltanlagenbau.