Durchgängige Auftragsabwicklung

Durchgängige Auftragsabwicklung

Zentrale Plattform für die Produktentwicklung

Die stabile und sichere Stromversorgung kritischer Betriebsprozesse ist in vielen Bereichen unabdingbar. Diese Nachfrage bedient das Unternehmen Benning als Hersteller von unterbrechungsfreien Stromversorgungslösungen für Industrie, Telekommunikation und andere Branchen. Um die vielen kundenspezifischen Projekte zu steuern, unterstützt das Fertigungsunternehmen seine Prozesse durchgängig in einem Product Lifecycle Management-System.

Das in Bocholt ansässige Unternehmen Benning stellt eine breite Palette von Serienprodukten her, zum Beispiel die Mess- und Prüfgerätereihe Duspol. Das weltweite Geschäft wird allerdings in weiten Teilen von der Produktion individuell ausgelegter Stromversorgungen getragen, die im Auftrag von Kunden entwickelt und projektiert werden. Außerdem liefert das Fertigungsunternehmen Schaltschränke und komplette Systemlösungen für die unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV), die aus Standard-Modulen konfiguriert und kundenspezifisch angepasst werden. Produkte des Unternehmens finden sich dort, wo Stromausfälle gravierende Folgen hätten: in Krankenhäusern, auf Flughäfen, in Kraftwerken und Rechenzentren, in der Öl- und Gasindustrie sowie bei Unternehmen aus den Branchen Elektronik, Anlagentechnik und Telekommunikation. So stammt beispielsweise die Notstromversorgung der New Yorker U-Bahn von Benning. Gefertigt werden die Produkte in Bocholt, Irland und Rumänien. Da der globale Markt für viele Aufgaben exakt zugeschnittene Stromversorgungen verlangt, sind die Anforderungen im Umfeld der Mechanik-, Elektronik- und Softwareentwicklung sowie in der Qualitätssicherung hoch. Der Fertiger nutzte in der Vergangenheit eine Vielzahl von IT-Lösungen, um seine komplexen Geschäftsprozesse abzubilden. Die unzureichende Integrationstiefe der Systeme forderte jedoch häufig hohen manuellen Aufwand, um die Datenkonsistenz nach technischen Änderungen sicherzustellen. Daher entschied das Unternehmen, die Produktionsprozesse durchgängiger und geltungssicher zu gestalten, indem es das eingesetzte Enterprise Resource Planning-System (ERP) Microsoft Dynamics AX mit dem System für Product Lifecycle Management (PLM), CIM Database, koppelte. Diese Verknüpfung gestattete es, die Verwaltung der Artikel, Stücklisten und Änderungsprozesse in die PLM-Lösung zu verlagern.

 Nach Abschluss der Konstruktion hat das Montageteam direkten Zugriff auf die freigegebenen technischen Unterlagen. (Bild: Benning)

Nach Abschluss der Konstruktion hat das Montageteam direkten Zugriff auf die freigegebenen technischen Unterlagen. (Bild: Benning)

Weniger Aufwand mit digitalem Änderungsmanagement

Bei Änderungen wird der betreffende Artikel nun zusammen mit allen änderungsrelevanten Informationen in einer digitalen Mappe zusammengefasst und den Prozessbeteiligten über einen elektronischen Workflow bereitgestellt. Das beschleunigt den Änderungsdurchlauf und sorgt für ein hohes Maß an Transparenz, weil sich beteiligte Personen zeitnah über anstehende Änderungen informieren lassen. Der Prozess ist zudem sicherer geworden, da bei Änderungen der Stückliste automatisch kontrolliert wird, ob abgekündigte Komponenten ersetzt werden müssen, wie Dr. Dieter Scheller, Leiter des Technischen Büros erläutert. Der Änderungsaufwand hat sich durch diese Maßnahmen um 30 bis 50 Prozent reduziert. Um die Kontrolle über den Bestand von mehr als 10.000 Artikeln zu verbessern, hat Benning im PLM-System zur Klassifizierung der Artikel Sachmerkmalleisten aufgebaut, die an DIN 4000 angelehnt sind. Gepflegt werden sie von ausgewählten Anwendern, die sich um bestimmte Artikelgruppen kümmern und bei Abkündigungen auch die Aktualisierung der Stücklisten veranlassen. „Die Sachmerkmalleiste in CIM Database hilft uns, den Artikelbestand nach technischen Eigenschaften zu filtern und zum Beispiel einen bestimmten Artikel zu finden, den wir wiederverwenden können“, erläutert Richard Telaar, der sich im Technischen Büro um die Serienprodukte kümmert. „Ein wichtiger Effekt ist auch, dass bei der Neuanlage von Artikeln keine Dubletten mehr erzeugt werden.“

 Bei der abschließenden Prüfung der Stromversorgungssysteme werden die kundenspezifischen Einstellungen vorgenommen. (Bild: Benning)

Bei der abschließenden Prüfung der Stromversorgungssysteme werden die kundenspezifischen Einstellungen vorgenommen. (Bild: Benning)

Anbindung der E-CAD-Software

Das Fertigungsunternehmen hat auch das Elektro-CAD-System Engineering Base von Aucotec an seine PLM-Lösung angebunden, was einen durchgängigen Auftragsfluss von der Konfiguration der Stromversorgungen im ERP-System über die Suche nach den passenden Elektro-Komponenten in CIM Database bis zur Übergabe der identifizierten Artikel an das E-CAD-System ermöglicht. „Der Kunde legt beispielweise fest, welche Überwachungseinheit er haben möchte. Wenn wir über die Sachmerkmalleiste eine Einheit mit den gewünschten Eigenschaften finden, können wir sie direkt in der Elektrokonstruktion verbauen und ihre technischen Daten auch gleich für die Erzeugung der Datenblätter nutzen“, führt Telaar weiter aus. Die bidirektionale PLM-Schnittstelle zum ERP-System stellt die Informationen dem Vertrieb in seiner gewohnten Umgebung bereit, so dass die Mitarbeiter sich jederzeit umfassend über den aktuellen Stand des Auftrags informieren können. Seitdem die Konstrukteure ihre Schaltschränke und anderen Mechanik-Konstruktionen mit Solidworks erzeugen, werden auch die 3D-Modelle mit CIM Database verwaltet. CAD-Modelle aus anderen CAD-Systemen werden on demand konvertiert und in das PLM-System übernommen. Die Verwaltung der 3D-Modelle im PLM-Kontext in Kombination mit einer speziellen Software für die Ähnlichkeitsanalyse von 3D-Modelldaten hat den Vorteil, dass die Anwender Dubletten oder ähnliche Teile leichter identifizieren können. „Oft unterscheiden sich z.B. Fronttüren von Schaltschränken nur dadurch, dass Displays oder Schaltelemente an einer etwas anderen Stelle sitzen“, erläutert Scheller. „Man kann sie entweder ohne Änderungen oder aber mit geringfügigen Anpassungen verwenden, was den Engineering-Aufwand deutlich reduziert.“

Prozessorientiertes Projektmanagement

Das Thema Projektmanagement hat bei Benning in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Der Bedarf ergibt sich aus der lückenlosen Dokumentation des gesamten Produktentstehungsprozesses von der Spezifikation über die Entwicklung bis in die Fertigung. Die Projekte werden über standardisierte Projektvorlagen abgebildet. Diese enthalten beispielsweise Checklisten und Prüfpunkte. Die Projektsteuerung über CIM Database hilft so, einen einheitlichen Ablauf und eine vollständige Dokumentation sicherzustellen, sagt Matthias Hölter, Entwicklungsleiter bei Benning. „Wir haben unseren Entwicklungsprozess mit den verschiedenen Phasen, Meilensteinen und Checklisten in einer Vorlage abgebildet, so dass wir in der Lage sind, ihn entsprechend der Qualitätsanforderungen nach DIN/ISO 9000/9001 papierlos zu dokumentieren“, führt Hölter weiter aus. Der Workflow lehne sich an den Produktentstehungsprozess an und werde sowohl für größere, als auch für kleinere Entwicklungsprojekte genutzt, von denen Benning ungefähr 40 mit Laufzeiten zwischen zwei und 24 Monaten parallel abwickelt. Geplant ist ein weiterer Ausbau des PLM-Systems um neue Controlling-Instrumente für das Management, die das Überwachen des Projektgeschehens umfassend unterstützen und bei Planabweichungen ein frühzeitiges Gegensteuern ermöglichen.

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