Modulare Rechenzentren, aber nicht von der Stange

Modulare Rechenzentren, aber nicht von der Stange

Der Bedarf an Rechenzentrumsleistungen dürfte in den kommenden Jahren exponentiell wachsen: Die letzte CIO-Studie der IBM AG hat ergeben, dass 75% der CIO mittelfristig von zentralisierten Infrastrukturen ausgehen. Themen wie Big Data und Analytics, aber auch Cloud und High Performance Computing führen zu kontinuierlich neuen Anforderungen an Design und Leistungsfähigkeit von Rechenzentren. Auf diese Entwicklung reagiert der Anbieter von Rechenzentren mit einer Reihe neuer Dienstleistungspakete.

 Die Rechenzentren der Reihen Module One und CMDC  basieren konsequent auf standardisierten baulichen Komponenten. (Bild: IBM Deutschland GmbH)

Die Rechenzentren der Reihen Module One und CMDC basieren konsequent auf standardisierten baulichen Komponenten. (Bild: IBM Deutschland GmbH)

Analysen zahlreicher Rechenzentrumsprojekte aus den vergangenen fünf Jahren haben bei IBM ergeben, dass die Anforderungen eines Rechenzentrums (RZ) fast zu 80% mit dem Bau vergleichbar leistungsfähiger Rechenfarmen übereinstimmten. Nur 20% der Anforderungen waren individuell. Dennoch wird auf die Planung oft sehr viel Zeit aufgewendet. Um Bauprojekte von Rechenzentren zu beschleunigen und Kosten einzusparen, hat der Anbieter nun viele Komponenten für seine Rechenzentren modularisiert, standardisiert und in Lösungspaketen zusammengefasst. Die Lebenszyklus-Kosten von auf dieser Basis errichteten Zentren können nach Berechnungen des Unternehmens zudem in einem Zeitraum von 20 Jahren um 40 bis 50% niedriger liegen als bei herkömmlichen Einrichtungen.

 IBM tritt bei seinen Rechenzentrumsvorhaben als Generalübernehmer auf. (Bild: IBM Deutschland GmbH)

IBM tritt bei seinen Rechenzentrumsvorhaben als Generalübernehmer auf. (Bild: IBM Deutschland GmbH)

Am Anfang steht die Planung

Der erste Schritt für den Bau eines neuen Rechenzentrums ist das Konzept und die Planung. Denn neben der eigentlichen Strategie und der Standortwahl müssen beim Bau bereits in der Vorplanungsphase eine ganze Reihe von Fragen geklärt werden. Dazu gehören:

  • • die baulichen Gegebenheiten
  • • die Versorgungs- und Sicherheitstechnik
  • • das Raumprogramm und die Flächenkonzeption
  • • die Datensicherung und Backup-Konzepte
  • • eine strukturierte Datenverkabelung

Die Baukosten, ebenso wie die Bauzeit, hängen dabei stark von den individuellen Gegebenheiten ab. Nicht selten dauert die Planungsphase länger als die Bauphase. Ineffizienzen bei einem solchen Projekt finden sich häufig bereits bei der Definition der Anforderungen und in der Vorplanungsphase. Vor diesem Hintergrund hat IBM bereits vor einiger Zeit angefangen, Prozesse rund um das Rechenzentrum zu standardisieren. Entstanden sind dadurch mit Module One und Concrete Modular Data Center (CMDC) Konzepte von standadisierten, modularen, energieeffizienten und versorgungsstabilen Rechenzentren, bei denen individuelle Ausstattungswünsche weiterhin berücksichtigt werden können. Den Produkten liegt das Prinzip einer Industrialisierung zugrunde, das auf den Bau von Rechenzentren angepasst wurde. Damit ist gemeint, dass die Konzepte auf standardisierten Abläufen für Planung und Realisierung mit IBM als Generalübernehmer basieren. Der Anbieter trägt die Verantwortung und ist zuständig für die Planungs- und Baumanagementprozesse. Für die Umsetzung der Projekte arbeitet der Anbieter mit strategischen Partnern und Technologiepartnern zusammen. Die Rechenzentren können nach unterschiedlichen Bebauungstypen erstellt werden: oberirdisch, unterirdisch oder mehrstöckig, jeweils mit standardisierten Flächen- und Verfügbarkeitskonzepten und jeweils in einem Werkleistungsvertrag zum Festpreis.

Effizienz und geringere Kosten

Die Kompatibilitätsrate von 80% der verwendeten Module verspricht eine Reihe von Vorteilen bei Planung und Konzeption der Rechenzentren. Im Kern geht geht es darum, über Modularität und Standardisierung Projekte kostengünstiger abzuwicklen. Gleichzeitig sollen sich auf diese Weise eine hohe Qualität und Sicherheit erreichen lassen bei gleichzeitig geringeren Planungs- und Realisierungszeiten. Zudem können die erforderlichen Kapital- und Betriebskosten für die Projekte um bis zu 50% niedriger als der Bau herkömmlicher Rechenzentren ausfallen. Gleichzeitig will der Anbieter mit seinem Lösungspaket sicherstellen, dass die Rechenzentren stets TÜV TSI zertifizierbar sind.

Vorprüfung zur Sicherheit

Im Dienstleistungspaket zum Rechenzentrum Module One ist eine Vorprüfung zur Sicherheit und Verfügbarkeit durch die TÜV Informationstechnik der Unternehmensgruppe TÜV Nord enthalten. Das Prüfinstitut agiert in dieser Rolle als unabhängiger Trusted Provider für Sicherheits-, Verfügbarkeits- und Qualitätseigenschaften von Versorgungskonzepten und technischen Infrastrukturen von Rechenzentren. Eine spätere TSI-Zertifizierung der Installation kann damit in den meisten Fällen deutlich effizienter erfolgen. Weitere Bestandteile des Pakets sind auf Wunsch Dienstleistungen und Services für dezentrale Energieversorgungskonzepte, Energy Contracting-Modelle und Rechenzentrumsarchitekturen, individuelle Schulungskonzepte und Zertifizierungen.

Von 20 bis 100 Quadratmetern

Mit dem Konzept CMDC richtet sich der Systemenanbieter insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen. Angeboten wird es in vier Größen – von S wie Small bis XL – was einer IT-Fläche von 20 Quadratmetern im kleinsten bis rund 100 Quadratmetern pro Modul im größten Fall entspricht. Die Verfügbarkeitslevel liegen in der Regel eine Stufe unter dem Rechenzentren, die nach dem Module One-Konzept umgesetzt wurden.

Verfügbarkeit und Rechenkraft

Ein Rechenzentrum muss vor allem eine hohe technische Verfügbarkeit sicherstellen und energieffizient arbeiten. Im Zeitalter von Big Data und Cloud Computing werden zudem neue Anforderungen an das Design und die Leistungsfähigkeit von Rechenzentren gestellt. Dieser Entwicklung will IBM mit weiteren Konzepten für standardisierte Rechenzentren Rechnung tragen: Mit den Paketen Ecocube adressiert das Unternehmen den Markt von High Performance Computing, Cloud Computing und Big Data. Im Fokus stehen hier vor allem Energieeffizienz, Reduzierung der Investitionskosten und Optimierung der Betriebskosten – Capex und Opex. Das Modul One-System ist als zertifizierbares RZ mit dem Fokus auf Sicherheit und Verfügbarkeit ausgelegt. Das ebenfalls kürzlich vorgestellte Konzept des Hybrid DC soll Elemente beider Welten in sich vereinen. Das Ziel ist, unterschiedliche Unternehmensanforderungen in einem maßgeschneiderten Konzept abzubilden. Die beiden Organisationen IBM Site and Facilities Services errichteten mittlerweile weltweit über 1000 modulare Rechenzentren. Damit wächst der Geschäftsbereich kontinuierlich, während der Markt an RZ-Planungs- und Komplettlösungen in den vergangenen Jahren einer starken Dynamik unterworfen war.

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