„Wir machen es dem Kunden einfach“

Von der Kabelverschraubung bis zur Kennzeichnungslösung

„Wir machen es dem Kunden einfach“

Die Firma Gogatec aus Wien bietet nicht zuletzt für den Schaltanlagenbau ein breites Produktportfolio. Hierzu gehören Lüfter, Heizungen, Klimageräte, Leuchten, Kabelverschraubungen inkl. Zubehör, Messwertwandler, Lösungen rund um die Kennzeichnung und ein großes Angebot an Werkzeugen, um nur einige zu nennen. Der SCHALTSCHRANKBAU sprach mit Gottfried Kainradl, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens, über die Besonderheiten seines Firmenkonzepts.

 Gottfried Kainradl:

Gottfried Kainradl: „Wenn wir als Lieferant neue innovative Ideen bezüglich Zeit- oder Platzeinsparung bieten können, finden wir schnell ein offenes Ohr.“ (Bild: Gogatec GmbH)

Herr Kainradl, könnten Sie bitte kurz etwas zum Werdegang Ihrer Firma sagen?

Gottfried Kainradl: Gogatec wurde Ende 2003 von meiner Frau Gabriele Aicher und mir gegründet. Ich war vorher Geschäftsführer der Österreich-Tochter der Firma Lütze/Stuttgart, und meine Frau war dort Finanzchefin. Bei der Gründung von Gogatec im Jahr 2003 haben wir von Null Umsatz begonnen und durch Kontakte auf Messen und durch Lieferantenbesuche nach und nach ein sehr umfangreiches Produktportfolio aufgebaut. Von Anfang an haben wir uns auf den Kundenkreis Maschinen-, Anlagen- und Steuerungsbau konzentriert. Dies unterscheidet uns von Großhändlern welche vor allem in der Gebäudetechnik präsent sind. Unser Umsatz ist mittlerweile auf 6,5 Millionen Euro im Jahr 2017 angewachsen. 16 Mitarbeiter kümmern sich von Wien aus um unsere Kunden in Österreich, Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Auch in diesem Jahr 2018 sieht es gut aus. Wir peilen eine Umsatzsteigerung von 15 Prozent ist an.

 Kabelverschraubung Gogafix EMV4 metrisch (Bild: Gogatec GmbH)

Kabelverschraubung Gogafix EMV4 metrisch (Bild: Gogatec GmbH)

Augenfällig ist Ihr breitgefächertes Angebot für den Schaltschrankbauer. Was hat Sie dazu bewogen, hier einen Schwerpunkt zu setzen? Kainradl: Im Schaltschrankbau wurden in den vergangenen Jahren lange die gleichen Lösungen für die verschiedenen Problemstellungen verwendet. Wenn wir als Lieferant da neue innovative Ideen bezüglich Zeit- oder Platzeinsparung bieten können, finden wir schnell ein offenes Ohr. Außerdem stehen Steuerungsbauer immer unter sehr hohem Zeitdruck, sodass Lieferanten mit kurzen Lieferzeiten und verlässlicher Einhaltung von zugesagten Lieferterminen sehr begehrt sind. Nach welchen Kriterien stellen Sie Ihr Produktportfolio zusammen?

Kainradl: Von den Lieferanten suchen wir uns nur jene Produktbereiche heraus, die für unseren Kundenkreis interessant sind und in denen die Zulieferer Hersteller und damit konkurrenzfähig sind. Alle Handelsprodukte, die diese zusätzlich im Programm haben, sind für uns aus Preisgründen nicht interessant. Als Folge davon haben wir für jede Produktgruppe unsere eigenen Markennamen und eigene Kataloge kreiert, sodass wir keine Handelsvertretung sind, sondern als Hersteller unserer geschützten Marken wie z.B. Gogafix für Kabelverschraubungen, Gogacon für Kabelschutzschläuche, Gogamark für Kennzeichnungen usw. auftreten. Ausnahmen sind die Firma Ilme-Rechteckstecker aus Mailand und Anamet Metallschutz-Schläuche aus Amsterdam, wobei wir Ilme nicht in Deutschland verkaufen, da es hier eine eigene Tochtergesellschaft gibt.

Nun gibt es ja für die vorhin von Ihnen genannten Produkte durchaus namhafte etablierte Anbieter. Warum legen Sie dennoch so viel Wert auf eigene Markennamen?

Kainradl: Das können Sie in allen Firmenstrategie-Beratungen nachlesen: Markennamen sind das Um und Auf in der Kundenbindung. Viele unserer Produkte gibt es in ähnlicher Form schon seit langem am Markt, und nur so können wir uns von den Mitbewerbern unterscheiden und unsere Qualitäten hervorheben.

Sie betonen, dass Sie sich von einem Distributor oder einer Handelsvertretung bewusst unterscheiden. Was würde Sie als Alleinstellungsmerkmal von Gogatec hervorheben?

Kainradl: Das Besondere an unserer Firma ist, dass wir uns immer überlegen, wie wir es dem Kunden einfach machen können bei uns zu bestellen. So kommt man auf unserer Homepage mit nur zwei Klicks zum jeweiligen Produkt und zum Listenpreis. Alle Kunden haben einen speziell für sie abgestimmten Generalrabatt, sodass sie auch sofort ihren Preis feststellen können. Über den Webshop kann darüber hinaus festgestellt werden, ob es sich um einen Lagerartikel handelt, oder ob dieser Artikel erst beim Hersteller bestellt werden muss. Oder es genügt ein kurzer Anruf oder eine e-mail. Angebote werden in der Regel am selben Tag versandt, ausgenommen es ist eine Nachfrage beim Hersteller notwendig. Lagernde Artikel werden auch noch am selben oder spätestens am nächsten Tag per Paketdienst oder per Spedition verschickt. Meist handelt sich um einen Lagerartikel, und das ist auch eines unserer größten Assets. Ein Lager vor Ort leisten sich kaum mehr internationale Firmen, und wenn in einem Europa-Zentrallager mal ein Artikel nicht lagernd ist, dann ist die Lieferzeit entsprechend hoch. Da machen viele unserer Kunden leidvolle Erfahrungen, speziell in der derzeitigen Hochkonjunktur. Wir haben den Vorteil, dass wir selber entscheiden können, was bei uns auf Lager liegt und ob wir den Kunden vertrauen können und entsprechende Mengen auch ohne Rahmen auf Lager bevorraten. Bisher wurde dieses Vertrauen auch noch niemals missbraucht. Ein externer Finanzberater würde unser großes Lager sofort zusammenstutzen, aber wir entscheiden das selbst und wir haben sicherlich mehr Gespür dafür als ein Computer der die Mindestmengen bestimmt.

Das Verhältnis zu Ihren Kunden ist also sehr eng und zeichnet sich durch ein gegenseitiges Vertrauensverhältnis aus…

Kainradl: Auf jeden Fall, dieses Vertrauensverhältnis ist das Fundament unseres Erfolges. Unsere ausgezeichneten Kundenbeziehungen beruhen auch darauf, dass wir immer die Wahrheit sagen, auch wenn diese z.B. bez. Lieferzeit schmerzt. Unser Leitspruch dazu lautet: „Wer immer die Wahrheit sagt braucht sich nichts zu merken.“ Wir versenden auch problemlos kostenlose Muster zur Produktion von Prototypen, vor allem dann, wenn diese Muster wenig kosten. Auch Erstbestellungen werden von uns bis zu einem entsprechenden Betrag ohne Vorauszahlung rasch und problemlos abgewickelt. Auch hier sind wir von unseren Kunden noch nie enttäuscht worden.

Welche Lösungen sind denn gegenwärtig besonders gefragt bei Schaltanlagen- und Steuerungsbauern?

Kainradl: Bei Kabelverschraubungen sind neue EMV-Lösungen die den Schirm auch bei einer Kabeländerung nicht verletzen gerade sehr aktuell. Weiters ist hier auch ein Trend zu Mehrfach-Durchstecklösungen festzustellen. Neue energiesparende Klimageräte mit regelbarem Kompressor und ebensolchen Lüftern bekommen langsam erschwingliche Preise. LED-Signaltürme zeigen jetzt nicht mehr nur rot, gelb und grün an sondern können per Software programmiert werden und bekommen eine Internet-Anbindung. Durch das Verbot von magnetischen Vorschaltgeräten stellen Steuerungsbauer generell auf LED-Schrankleuchten um, da haben wir viele verschiedene Versionen im Lieferprogramm. Eine vierstellige Digitalanzeige für ein 22,5mm-Tasterloch, ein Mikro-Schütz mit nur 35mm Breite und ein Mini-Entwässerungsstutzen unterstützen den Anwender beim Platz und Zeit sparen.

Gibt es Rückmeldungen Ihrer Kunden hinsichtlich eines möglichen Verbesserungsbedarfs auf dem Markt erhältlicher Produkte? Oder anders gefragt: Wo drückt der Schuh besonders?

Kainradl: Da ist natürlich momentan die Lieferfähigkeit ein heißes Thema. Es gibt ja schon seit einigen Jahren den Trend, dass Anlagen und Projekte zwar früh angefragt werden, die konkrete Kaufentscheidung aber immer später erfolgt, sodass die Steuerungsbauer extrem unter Zeitdruck gesetzt werden.

Eingangs sagten Sie, dass Sie 2018 mit einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent rechnen. Worauf basiert Ihre außerordentlich optimistische Prognose?

Kainradl: Da unsere 120 Lieferanten laufend neue Produkte auf den Markt bringen, ist es uns möglich, immer interessant zu sein. Das kommt vor allem auch unserem Marketing und unserem unserem Vertreter-Außendienst Markus Langer und Christoph Lippert zu Gute, da wir mit unseren innovativen Neuheiten gern gesehener und gehörter Informant sind. Wir haben zwar nicht die absoluten High-Tech-Renner, aber dafür praktische Dinge, die dem Steuerungsbauer das Leben erleichtern. Diesbezüglich haben sich unsere wirklich kompetenten Mitarbeiter ein sehr großes Wissen angeeignet, sodass wir in diesem Produktbereich immer ein lohnenswerter Ansprechpartner sind. Wenn unsere Kunden nicht wissen wo sie etwas Spezielles beschaffen sollen, rufen sie oftmals zuerst bei Gogatec an. Und unser Verkaufsinnendienst fragt nicht zuerst nach der Artikelnummer, sondern weiß nach der Produktbeschreibung des Anrufers welches der vielen Gogatec-Produkte er meint. Auch das ist ein kleines aber wirkungsvolles Gogatec Erfolgsmerkmal.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Phoenix Contact
Bild: Phoenix Contact
Die ersten Weichen 
für Gleichstrom sind gestellt

Die ersten Weichen für Gleichstrom sind gestellt

Nach der Gründung der Open Direct Current Alliance (ODCA) Ende letzten Jahres hat die ZVEI-Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Allianz ist der weltweite Aufbau eines Gleichstrom-Ökosystems und die anwendungsübergreifende Etablierung der Gleichstrom-Technologie. Die ODCA sieht ihre Aufgabe darin, den Transfer von der Theorie in die Praxis zu schaffen. Die Redaktion hat bei einigen Gründungsmitgliedern nachgefragt, welche Motivation und Ziele sie treiben, sich dabei zu engagieren und DC-Technologielösungen zu entwickeln.

Bild: Ormazabal GmbH
Bild: Ormazabal GmbH
„Meilenstein auf dem Weg 
zur Dekarbonisierung der Netze“

„Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Netze“

Ormazabal hat seine SF6-freie Technologie auf den Markt gebracht. Die Lösungen für öffentliche Verteilnetze bis 24kV, sbp.zero24 und cgm.zero24, sind vollständig gasisoliert und kommen ohne F-Gas aus. Damit steht die Markteinführung im Einklang mit dem Engagement des Unternehmens für die europäischen Ziele der Klimaneutralität. Im Interview spricht Markus Kiefer, Geschäftsleiter bei Ormazabal, unter anderem über die Besonderheiten der neuen Technologie sowie den Einbezug der Kundenanforderungen bei der Produktentwicklung.

Bild: Schneider Electric GmbH
Bild: Schneider Electric GmbH
Praxiserprobt

Praxiserprobt

Nach erfolgreicher Testphase sind beim Kölner Energieversorger RheinEnergie klimafreundliche Mittelspannungsschaltanlagen Teil des regulären Netzbetriebs. Seit August 2022 arbeitet das Unternehmen mit der RM AirSet von Schneider Electric, einer gasisolierten Ringkabelschaltanlage, die ganz ohne Fluorgase auskommt. Nach erfolgter EU-weiter Ausschreibung hat der Energieversorger unter anderem Schneider Electric mit der Lieferung von weiteren Schaltanlagen dieser Art beauftragt.

Bild: Sedotec GmbH & Co. KG
Bild: Sedotec GmbH & Co. KG
Technische Standards gegen Fachkräftemangel

Technische Standards gegen Fachkräftemangel

Knapp 60 Prozent des Stroms wurden 2023 durch Erneuerbare Energien erzeugt. Weniger als ein Viertel davon durch Photovoltaik. Das könnte viel mehr sein. Der Wille ist auch bei vielen Unternehmen da. Jedoch gibt es neben individuellem „Bastelaufwand“ mit langen Genehmigungsverfahren und schließlich auch durch den Fachkräftemangel große Hürden. Das könnte sich nun ändern. Denn Sedotec schafft mit geprüften Feldtypen eine sichere, schnell zu installierende und nachhaltige Standardlösung zur Einspeisung selbst erzeugter Energie – nicht nur aus der Sonne.