Stromverteilungssystem ermöglicht einfache Erweiterung im laufenden Betrieb

Modular und leistungsfähig

Die stetig voranschreitende Digitalisierung hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesellschaft. Privatpersonen setzen beispielsweise voraus, dass Musik- oder Videostreaming Dienste immer und überall verfügbar sind, egal ob an der Bushaltestelle oder Zuhause. Auch die Industrie kommt an der Digitalisierung nicht mehr vorbei. Dort führt unter anderem der verstärkte Einsatz von Sensoren und Aktoren dazu, dass sich Wertschöpfungsketten selbst organisieren und optimieren können. All dies generiert enorme Datenmengen, dafür braucht es stabile und ausfallsichere Internet-Backbones. Im gleichen Zug müssen Datencenter ihre Kapazitäten zur Speicherung und Verarbeitung dieser Datenflut erweitern. In beiden Bereichen spielt die Stromversorgung und deren Unterverteilung innerhalb des Systemracks eine entscheidende Rolle. Durch den Einsatz kompakter und modularer Stromverteilungssysteme mit Überstromschutz können Rechenzentrumsbetreiber die Anlagenverfügbarkeit steigern und Kosten reduzieren. Modularität steht in diesem Kontext für Flexibilität und eine einfache Anpassung an die applikationsspezifischen Bedürfnisse der Kundschaft.
Bild 1 | Hydraulisch Magnetischer Schutzschalter Typ 8345
Bild 1 | Hydraulisch Magnetischer Schutzschalter Typ 8345Bild: E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH

Bei einem generellen Aufbau eines Stromverteilungssystems dient ein mechanischer Trägerrahmen oder Gehäuse als Grundgerüst. Dieser ist entweder als Montageplattform auf die Rückwand eines Schaltschrankes montiert oder als 19″ Einschub, was sich vor allem in der Kommunikationstechnik durchgesetzt hat. Da es weltweit verschiedene Standards von Rack-Formaten gibt, haben professionelle Stromverteilungssysteme ein Wechselflansch. Dieser ermöglicht die einfache Integration des Stromverteilungssystems in jegliche IT-Umgebung wie 19″, ETSI oder ANSI.

Bild 2 | High Power-D-Box mit Einspeise- und Lastabgängen rückseitig
Bild 2 | High Power-D-Box mit Einspeise- und Lastabgängen rückseitigBild: E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH

Steckbare Schutzschalter verringern Stillstandzeiten

Eine der wohl wichtigsten Komponenten im Stromverteilungssystem ist der integrierte Stromverteiler. Dieser sorgt dafür, dass die Schutzschalter im System steckbar sind und keine Festverdrahtung nötig ist. Das ermöglicht es, die installierten Schutzschalter auch unter Spannung zu stecken und zu tauschen. Mit dem sogenannten Hot Swapping ist, verglichen mit festverdrahteten Lösungen, eine einfache Erweiterungs- und Nachrüstmöglichkeit ohne kostenintensive Betriebsunterbrechung möglich. Stromverteilungssysteme sind im Bereich der Kommunikationstechnik fast immer redundant aufgebaut. Deshalb beinhaltet das System zwei Stromverteiler mit jeweils separater Stromzuführung, genannt Feed A und Feed B. Jeder Feed hat eine bestimmte Anzahl an Slots für die Einzelabsicherung der Lastkreise. Die High Power-D-Box kann bis zu 16 Lastkreise absichern. Liegt kein Problem vor, versorgen beide Stromversorgungen im Regelfall die angeschlossene Last jeweils zur Hälfte. Fällt aufgrund eines Problems die Stromversorgung in Feed A aus übernimmt in diesem Fall der Feed B die komplette Versorgung der angeschlossenen Last. Das führt dazu, dass die Anlage nicht ausfällt. Bezüglich Sicherheit haben Stromverteilungssysteme auch deutliche Vorteile gegenüber festverdrahteten Eigenlösungen. Die gesamte Stromführung ist in einem fingersicheren Gehäuse ausgeführt, was die Berührung von stromführenden Bauteilen verhindert. Diese vollisolierte Bauweise gewährleistet sicheres Arbeiten auch unter Spannung. Eine weitere wichtige Größe ist die Bauhöhe des Stromverteilungssystems, im IT-Rack die sogenannte Höheneinheiten (HE). Je mehr Höheneinheiten des IT-Racks sich mit aktiver Technik, wie beispielsweise Routern, Servern oder BNGs, belegen lassen, umso wirtschaftlicher ist das Gesamtkonzept für den Betreiber. Deshalb sollten Stromverteilungssysteme auch in der Höhe sehr kompakt gestaltet sein. Ein dafür wichtiger Faktor ist die Bauhöhe des Schutzschalters. Während herkömmliche Leitungsschutzschalter meist für die DIN-Rail-Montage konzipiert sind, sind in Stromverteilungssystemen oft kompaktere Varianten vorhanden. Diese haben im professionellen Umfeld meist eine hydraulisch magnetische Auslösung. Hier sorgt der hydraulische Teil im Falle eines Überstroms für eine zeitlich verzögerte Auslösung. Bei hohen Überlast- und Kurzschlussströmen spricht der magnetische Teil an und trennt den fehlerhaften Stromkreis. Die Kommunikationstechnik setzt häufig auf die Vorteile dieser Variante, da sie eine präzise und temperaturunempfindliche Auslösung benötigt. Um die Stromeinspeisung mit dem System zu verbinden, setzten sich im europäischen Raum Einspeiseklemmen mit Schraubanschluss und Zughülsen durch. Wohingegen im nordamerikanischen Raum häufig Bolzen bzw. Anschlussblöcke für Kabelschuhe Verwendung finden. Diese Thematik ist eins zu eins auf die Lastabgänge übertragbar. Wenn diese auch deutlich weniger Strom tragen müssen als die Einspeiseklemmen. Die verschiedenen Varianten der High Power-D-Box erlauben es, die Lasten je nach Applikationsanforderung frontseitig oder rückseitig über Schraubklemmen zu verbinden. Eine zeitintensive Montage- und Verdrahtungszeit entfällt, da lediglich der Anschluss von Einspeisung und Lastabgänge nötig ist und das Stromverteilungssystem damit betriebsbereit ist. Die High Power-D-Box kann bei den Einspeiseklemmen Kabelquerschnitte von maximal 95mm² bedienen. Bei den Lastabgangsklemmen bis maximal 35mm². Pro Feed ist so eine Verteilung von bis zu 232A an Strom möglich, wobei ein Schutzschalter Lasten von bis zu 125A absichern kann.

Bild 3 | Prinzipschaltbild High Power-D-Box mit Redundanzkonzept Feed A und Feed B
Bild 3 | Prinzipschaltbild High Power-D-Box mit Redundanzkonzept Feed A und Feed BBild: E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH

Wirksames Alarmmanagement dank Signalisierung

Die Stromverteilungssysteme besitzen meist Signalisierungsmöglichkeiten, beispielsweise eine Sammelsignalisierung. So können sie im Problemfall die Leitwarte über den technischen Mangel informieren. Im Fehlerfall zeigt die Signalisierung das Auslösen eines Schutzschalters an, sodass die Leitwarte die Anlage umgehend untersuchen und im besten Falle sofort wieder in Betrieb nehmen kann. Für eine wirksame Erdung des Gehäuses stehen sowohl links wie auch rechts M8 Erdungsbolzen zur Verfügung. Das kompakte System beinhaltet zudem einen optionalen Kabelabfang auf der Rückseite. Dieser ermöglicht die feste Fixierung der Einspeise- sowie Lastabgangskabel an das System ohne großen Kraftaufwand.

Fazit

Stromverteilungssysteme bilden eine der Kernkomponenten beim Aufbau moderner Kommunikationsinfrastruktur. Kompakt, flexibel und sicher – all das müssen die Systeme heutzutage leisten. E-T-A ist seit 75 Jahren ein verlässlicher Partner im Bereich Schützen, Schalten und Überwachen und bietet mit einer Vielzahl an Produktfamilien Standards für den für den Telekommunikations-, Rechenzentrums-, Industrie-, Energie- und Bahnsektor. Daneben ermöglicht die hausinterne Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung auch die Umsetzung von kundenspezifischen Lösungen. E-T-A unterstützt seine Kunden hier über den gesamten Prozess von der ersten Entwurfsskizze bis zur Fertigung der finalen Lösung. In engem Kontakt mit dem Kunden werden die Produktanforderungen erarbeitet und dank Baukastensystem kann in kurzer Zeit eine wirtschaftliche Lösung konzipiert und hausintern gefertigt werden. Im akkreditieren E-T-A-Prüflabor können zudem Prüfungen und Zertifizierungen erfolgen. Diese One-Stop-Shop-Lösungen garantieren dem Kunden technisch hochwertige Lösungen und reduzieren den Koordinationsaufwand.

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