Reduktion von Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Neuausrichtung bekannter Geschäftsweisen

Gebäudebetreiber und Industrieunternehmen sind immer stärker auf Nachhaltigkeit und Einsparungen bedacht. Ein Grund dafür sind die anhaltend hohen Energiepreise und eine steigende CO2-Besteuerung. Vor allem aber tragen neue gesetzliche Vorgaben wie die Corporate Sustainability Reporting Directive der EU dazu bei. Mit diesen Vorgaben und erweiterten ESG-Berichtspflichten rücken nun auch die Emissionen von Lieferketten und vorgelagerten Prozessen immer stärker in den Fokus. Davon ist auch die Energieverteilung betroffen. Benötigen Unternehmen aufgrund ihrer eigenen ESG-Ziele neue Schaltanlagen oder möchten eine bestehende modernisieren, brauchen sie entsprechende Partner, die auf nachhaltige Produkte und Strategien setzen.
Eine Neuausrichtung auf nachhaltigere Prozesse wird also auf jeden Schaltanlagenbau-Betrieb zukommen.
Eine Neuausrichtung auf nachhaltigere Prozesse wird also auf jeden Schaltanlagenbau-Betrieb zukommen.Bild: Schneider Electric GmbH

Eine Neuausrichtung auf nachhaltigere Prozesse wird also auf jeden Schaltanlagenbau-Betrieb zukommen. Das deutet auch der VDMA an, der für seine Mitglieder einen ausführlichen Leitfaden zur Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements erstellt hat. Darin ermutigt der Verband unter anderem dazu, Umwelt- und Energieziele langfristig in die Unternehmensstrategie zu integrieren. So kann der Leitfaden beispielsweise genutzt werden, um einen nicht-finanziellen Bericht gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) zu erstellen. Für Kunden, die selbst zu ESG-Reporting verpflichtet sind, ist das möglicherweise der entscheidende Punkt bei der Beauftragung, da Schaltanlagenbauer für sie zu den Lieferanten gehören. Damit sind sie ein bedeutsamer Faktor in deren Nachhaltigkeitsberechnungen. Denn Treibhausgasemissionen entlang der Wertschöpfungskette eines Unternehmens – die sogenannten Scope 3-Emissionen – sind ein wesentlicher Bestandteil dieser Berechnungen. Schaltanlagenbauer, die Ihren eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren, werden daher auch für ihre Auftraggeber attraktiver.

Abläufe verbessern durch digitale Vernetzung

Möglich ist das etwa durch die Digitalisierung der eigenen Arbeitsprozesse sowie eine energetische Optimierung des Betriebs. Datendurchgängige Software-Tools sind dafür von entscheidender Bedeutung. Ein Beispiel, wie das im Schaltanlagenbau umgesetzt wird, liefern Schneider Electric und seine Software-Partnerunternehmen. Die Ergebnisse der Netzberechnung können direkt für die Planung und Auslegung von Schaltanlagen verwendet werden, weil Schnittstellen zwischen den spezialisierten Softwarelösungen dafür sorgen, dass fehleranfällige und zeitintensive Neueingaben der Daten entfallen. Für die Planung von Schaltanlagen stehen Konfiguratoren bereit, in denen die vorhandenen Daten genutzt werden, um eine bestmögliche und am Bedarf ausgerichtete Schaltanlage digital vorzuplanen. Stück- und Materialliste können über Schnittstellen direkt und verlustfrei in branchengängige E-CAD-Software überführt werden. Daten und Informationen werden über die verschiedenen Arbeitsschritte weitergetragen und ergänzt, womit beständig ein virtuelles Abbild – ein digitaler Zwilling – der Anlage entsteht. Mit dem Einsatz eines solchen Systems lassen sich Schaltanlagen nicht nur optimierter planen, auch Fehler fallen frühzeitiger auf, wodurch Arbeitsstunden und Material eingespart werden. Der aus den verknüpften Software-Tools entstandene digitale Zwilling einer Anlage und/oder eines Gebäudes, der mit allen Daten zu den verbauten Komponenten versehen ist und mit den kontinuierlich erfassten Betriebsdaten aktuell gehalten wird, macht aber auch eine prädiktive, zustandsbasierte Wartung möglich. Diese senkt zugleich das Ausfallrisiko und vermeidet die Verschwendung von Ressourcen, wenn durch vorsorglichen Austausch eigentlich noch funktionsfähige Teile ersetzt werden.

Durch die Digitalisierung von der Ausschreibung bis zur Wartung lassen sich Effizientgewinne erzielen.
Durch die Digitalisierung von der Ausschreibung bis zur Wartung lassen sich Effizientgewinne erzielen.Bild: Schneider Electric GmbH

Zertifizierte Produkte erleichtern Nachhaltigkeitsberichterstattung

Eine weitere Säule des nachhaltigen Schaltanlagenbaus ist die Auswahl der Hersteller nach ihren Umweltschutz- und Recycling-Richtlinien sowie nach der Vernetzungsfähigkeit der von ihnen gelieferten Komponenten. Ein Zulieferer, der selbst ESG-Richtlinien erfüllt, verbessert den Nachhaltigkeitswert des Produkts und damit auch den des Kunden, der das Produkt einsetzt. Herstellerübergreifend läuft dazu aktuell ein Pilotprojekt beim ZVEI, um die CO2-Daten für alle in einem Schaltschrank verbauten Teile per Handy abrufen zu können. Dazu sollen die von Dutzenden Einzelkomponenten verursachten Emissionen in einem digitalen Nachweis zusammengeführt werden. Bis digitale Lösungen zum neuen Standard werden, können Umweltkennzeichnungen wichtige Informationen liefern. Konkrete Label, wie beispielsweise die Kennzeichnung Green Premium von Schneider Electric, bieten umfassende Produktinformationen, die online bereitgestellt werden. Dort werden etwa die Materialien aufgeführt, aus denen das Produkt besteht, außerdem Entsorgungs- und Recyclinginformationen, Informationen zu RoHS und REACH sowie Daten zu den CO2-Werten von Herstellung und Betrieb. Derart aufbereitete Informationsangebote erleichtern die Nachhaltigkeitsberichterstattung für die Unternehmen im nachgelagerten Liefernetzwerk.

Auch kreislaufwirtschaftliche Ansätze nehmen im Diskurs um nachhaltigere Produktionsweisen eine immer wichtigere Rolle ein. Über die Wieder- bzw. Weiterverwendung von Komponenten können Zertifizierungen Auskunft geben. Das von der NGO Crade to Cradle herausgegebene Zertifikat berücksichtigt alle ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte von Produkten. Je nach Verwendung müssen die verwendeten Materialien komplett biologisch abbaubar oder sortenrein trennbar sein, sodass sie bei mindestens gleichbleibender Qualität recycelt werden können. Das Ziel ist dabei, nicht nur den ökologischen Fußabdruck der Produkte zu reduzieren, sondern auf Regeneration zu setzen. Je nach dem Grad der Erfüllung dieser Anforderungen werden Zertifikate verschiedener Klassen vergeben – Teile des Schalter- und Steckdosenprogramms von Merten, einer Tochter von Schneider Electric, sind beispielsweise Cradle-to-Cradle Silber-zertifiziert. Eine unternehmenseigene Umsetzung des Prinzips der Kreislaufwirtschaft stellt der Leistungsschalter MasterPact MTZ dar, der als Circular Certified Version verfügbar ist: Alte Schalter werden zurückgenommen, vom Hersteller zerlegt, aufgearbeitet, als neu aufgebautes Produkt geprüft und dann weiterverkauft. Das resultierende Produkt hat die gleichen Funktionalitäten, aber einen viel geringeren CO2-Fußabdruck als klassische Neuware.

Bild 3 | Datendurchgängige Software-Tools, wie EcoExpert von Schneider Electric, 
sind von entscheidender Bedeutung, um Arbeitsprozesse zur verbessern.
Bild 3 | Datendurchgängige Software-Tools, wie EcoExpert von Schneider Electric, sind von entscheidender Bedeutung, um Arbeitsprozesse zur verbessern.Bild: Schneider Electric GmbH

Fazit

Strenger werdende Umweltziele und rechtliche Rahmenbedingungen – ein Beispiel ist die ESG-Berichtspflicht – bringen Unternehmen zunehmend dazu, Emissionsreduktionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu betrachten. Für den Schaltanlagenbau werden nachhaltigere Produktionsprozesse daher immer wichtiger – sowohl für die eigenen Nachhaltigkeitswerte als auch für die Scope 3-Emissionen ihrer Kunden. Die Folge: Prozessumstellungen, zunehmende Digitalisierung und eine Neuausrichtung bekannter Geschäftsweisen. Mit den anstehenden Veränderungen sind Schaltanlagenbauer jedoch nicht allein. Schneider Electric-Partnern, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit generell und bezüglich ihrer eigenen strategischen Ausrichtung auseinandersetzen möchten, bietet der Konzern mit der Sustainability School ein umfassendes, kostenloses Online-Training an. Soll bereits an einer konkreten Strategie für das Unternehmen gearbeitet werden, sind individuelle Beratungs- und Unterstützungsleistungen durch die Sustainability Business Division des Unternehmens verfügbar. Diese umfassen zum Beispiel die Erstellung einer Klimastrategie, konkrete Maßnahmen zur Optimierung der Energieeffizienz oder die Beschaffung erneuerbarer Energie. „Als Vorreiter unter den Industriekonzernen haben wir diese Umwandlung in eigenen Standorten und Prozessen bereits umgesetzt“, erläutert Gregor Meyer-Landrut (Sustainability Principal für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien), das Vorgehen. „Jetzt stehen wir Kunden und Zulieferern als ‚end-to-end‘ Dekarbonisierungspartner zur Seite.“

((Kasten))

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