Den digitalen Weg gehen

Am Smart Designer bereitet Konstrukteur Andrej Robert die Schaltplandaten auf und übergibt sie zur Weiterverarbeitung an die Fertigung. (Bild: WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG)

Am Smart Designer bereitet Konstrukteur Andrej Robert die Schaltplandaten auf und übergibt sie zur Weiterverarbeitung an die Fertigung. (Bild: WAGO Kontakttechnik GmbH & Co. KG)

Andere Anforderungen, neue Arbeitswelten

Durch den Einsatz eines digitalen Konstruktionstools wie den Smart Designers verändert sich für die Werker auch der Arbeitsplatz, sagt Betron-Supply-Chain-Manager Jörg Hennig: „Wir haben in der Fertigung einen ‚Beispielplatz‘ eingerichtet, an dem kaum noch mit Papier gearbeitet wird, sondern am Monitor die Fertigungsunterlagen abgerufen werden können.“ Dadurch könnten die Mitarbeiter wesentlich schneller auf Änderungen reagieren. „Hier legen wir aktuelle Daten ab, um z.B. den Stand der Konstruktion gegenzuchecken oder Fehlerquellen aufzudecken“, so Hennig weiter. Strukturen zu durchbrechen, neue zu schaffen – und dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen: Nur so könne der digitale Wandel erfolgreich stattfinden. Dass die Mitarbeiter dabei dem Transformationsprozess offen gegenüberstehen, erleichtere die Sache – „der digitale Arbeitsplatz werde sogar von der Fertigung gefordert“, unterstreicht Hennig. Das Ablesen der Konstruktionszeichnung am Monitor sehe man hier als großen Vorteil – „anhand der Auftragsnummer hat die Fertigung klar auftragsbezogene Daten, die den entsprechenden Fertigungsunterlagen und Arbeitsplätzen zugeordnet werden können.“ Zudem ist es möglich, jede Artikelumstellung zeitnah und transparent nachzuverfolgen. Drei weitere digitale Arbeitsplätze sollen entsprechend eingerichtet werden. Im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten versuche das Unternehmen immer, einen Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen – so ist es auch geplant, das Aufgabenmanagement mit einem dafür speziell eingesetzten Tool zu digitalisieren. Als ‚Feedback-Instrument‘ kann die Fertigung dann ihre Überarbeitungswünsche an die Konstruktion zurückspiegeln. Das Einbeziehen der Werker gehöre ohnehin zum routinemäßigen Prozess dazu, betont Geschäftsführer Welscher. „Es gibt wöchentliche Projektgespräche, in denen eine Rückmeldung von den Werkern eingeholt wird – hier nutzen wir die Erfahrungswerte, wenn es u.a. um die Praktikabilität geht.“ Die innerbetriebliche Digitalstrategie nimmt zudem Einfluss auf das Anforderungsprofil der Werker. Es gehe im Arbeitsalltag in erster Linie immer mehr darum, nachvollziehen zu können, wie Produktionsvorgänge ablaufen, weniger darum, wie das Produkt im Detail funktioniert, so Welscher. „Der Fokus liegt nicht mehr darauf, ganze Schaltpläne, sondern die Fertigungsunterlagen zu verstehen.“ Dadurch setze man bei Betron in der Fertigung auch auf technik- und elektroaffine Quereinsteiger, z.B. aus dem Kfz-Bereich oder dem Handwerk. „Wir lernen neue Mitarbeiter entsprechend an und treten so dem verstärkten Fachkräftemangel entgegen.“

Daten sammeln, Chancen nutzen

Und welche Möglichkeiten bietet das Sammeln von Daten für die Produktion und Prozesse bei Betron? „Wir sind eher der Serienproduzent, da macht es auf jeden Fall Sinn, im frühen Konstruktionsstadium so viele Daten wie möglich zu sammeln – was z.B. ein Vorteil in Bezug auf die Nachverfolgerbarkeit ergibt: Wie haben sich die Klemmenleisten geändert, was haben wir noch vor zwei Jahren gebaut?“, hebt Konstrukteur Robert hervor. Die Nachfrage nach einem digitalen Zwilling für Produkte ist aktuell aber nur bedingt gegeben: Das Kundenspektrum von Betron ist breit angelegt, entsprechend unterscheiden sich auch die einzelnen Produktionsabläufe – in welchem Maße dabei auf digitalisierte Prozesse zurückgegriffen wird, ist nicht nur kunden-, sondern auch branchenabhängig. „Für einzelne Komponenten aus dem Schaltschrank, wie z.B. die Klemmenleiste, nutzen wir 3D-Ansichten. Ansonsten greifen wir im Bereich des Schaltschrankbaus derzeit weniger darauf zurück“, erklärt Robert. Bei elektronischen Produkten sei man dagegen im 3D-Bereich schon weiter, z.B. bei den Steuergeräten für Land-und Baumaschinen. In dem Bereich werde es auch gefordert. „Das ist aber alles eine Frage der Zeit“, blickt Geschäftsführer Welscher voraus: „Noch ist die Schaltschrankbau-Branche zurückhaltender. Das wird sich in den nächsten zwei, drei Jahren aber auch ändern – und wir sind darauf vorbereitet“.

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Thematik: Allgemein
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