Exportsicher

Industrie-Steckdosen für den weltweiten Einsatz

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Wenn Schaltschränke oder Anlagen exportiert werden, führen die zahlreichen unterschiedlichen Steckgesichter bei industriellen Steckdosen schnell zu Problemen. Abhilfe schaffen hier die neuen EO-Steckdosen für die Tragschienen- und Direktmontage in Schaltschränken, die für den weltweiten Einsatz konzipiert wurden. Leuchtanzeigen, Schalter, Sicherungen oder Schutzschalter erweitern die Einsatzmöglichkeiten.

Bild 1 | Neue Steckdosen-Generation: mit unterschiedlichen Steckergeometrien steht einer weltweiten Verwendung im Schaltschrank und Anlagenbau nichts entgegen. (Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH)

Das Problem mit den unterschiedlichen Steckgesichtern gibt es nicht nur bei industriellen Anwendungen. Wer kennt nicht die Enttäuschung, wenn im Hotelzimmer plötzlich der Stecker vom Rasierer oder vom Notebook nicht in die Steckdose passt? Die Frage nach der Ursache für diese Problematik lässt sich leicht beantworten: Elektrische Geräte und Anlagen wurden früher direkt verdrahtet – Stecker, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Gerade elektrische Anlagen wurden ‚hart‘ verdrahtet und fast ausschließlich von Elektrofachkräften angeschlossen.

Erste einheitliche Lösung um 1970

Eingebaute 'Kindersicherung': die Steckdosen Typen E, G und L verf?gen ?ber einen integrierten Shutter (Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH)

Bild 2 | Eingebaute ‚Kindersicherung‘: die Steckdosen Typen E, G und L verf?gen ?ber einen integrierten Shutter (Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH)

Mit der zunehmenden Elektrifizierung des Alltags und der Arbeitswelt musste eine einfache Lösung gefunden werden, um elektrische Geräte anzuschließen. Als erster brachte der US-amerikanische Erfinder und Unternehmer Harvey Hubbell eine brauchbare Lösung hervor. Seine Idee war eine Art Stecker, der es jedem elektrotechnischem Laien ermöglichte, eine elektrische Verbindung herzustellen. Mit dieser Erfindung hat sich Hubbell den ersten Stecker patentieren lassen. Seine Erfindung hat sich rasch weiterentwickelt, und in der 1906 gegründeten IEC erkannte man schnell, dass eine weltweite Vereinheitlichung viele Vorteile hätte. Aber erst um 1970 kam es zu einer brauchbaren Lösung: der sogenannte Stecker Typ N aus der IEC60906-1, der aber nur in Brasilien und Südafrika eingeführt wurde. Eine Einführung in anderen Ländern war und ist bis heute auf Grund der bereits existierenden Infrastrukturen kaum mehr möglich. Daher sind Industrieunternehmen rund um den Globus an eine Vielzahl unterschiedlicher Steckgesichter gebunden. Gerade Unternehmen mit hohem Exportanteil stehen dieser Situation häufig gegenüber – sie müssen sowohl das ‚heimische‘ wie auch das im Exportland übliche Steckgesicht verbauen. Auch im Service-Fall ist es dann gut, wenn die Steckdose im Schrank passt. Zur Zeit kommt man auf 14 verschiedene Steckgesichter – Typ A bis Typ N. Da man einige zusammenfassen kann wie etwa CF – könnte man mit immerhin noch elf verschiedenen Typen die Welt elektrisch verbinden.

Weltweit einfach anschließen

 Push-in-Anschluss: diese Anschlusstechnik (unten) kommt auch bei den neuen Steckdosen zum Einsatz. (Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH)

Bild 3 | Push-in-Anschluss: diese Anschlusstechnik (unten)
kommt auch bei den neuen Steckdosen zum Einsatz. (Bild: Phoenix Contact Deutschland GmbH)

Nicht viele Hersteller bieten hier ein umfassendes Programm an industriellen schienenmontablen Steckdosen. Dabei geht es nicht nur um Steckgesichter mit unterschiedlichen Geometrien – sondern auch um die Anforderungen aus den lokalen Richtlinien und Normen, wie etwa die DIN VDE0620-1 sie für das in Deutschland übliche Steckgesicht vom Typ CF vorgibt. So fordern Normen in anderen Ländern – etwa Italien (CEI 23-50), Großbritannien (BS1363-1/-2) oder Frankreich (NF C61-314) eine sogenannte integrierte Kindersicherung, um zu verhindern, das unbedarfte Anwender die Steckdose falsch anschließen. Dabei wird der Schutzmechanismus erst deaktiviert, wenn der Stecker mit allen Steckkontakten gleichzeitig in die Dose eingeführt wird. Ein derartiger Schutz ist im industriellen Umfeld nicht erforderlich, da die Steckdosen in elektrischen Anlagen und Schaltschränken nur von Fachpersonal genutzt werden. In Polen und Frankreich wiederum verwendet man das Steckgesicht Typ E – schreibt dort aber keine ‚Kindersicherung‘ vor. Weltweit gibt es etwa 15 unterschiedliche Steckdosennormen, die sich primär in der Spannung und in der Stromstärke unterscheiden – die Werte variieren zwischen 6 und 20A.

Viele Steckgesichter

Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Steckgesichter einschließlich der Kombination mehrerer Steckgesichter in den am meisten elektrifizierten Ländern und Weltregionen:

Mit den EO-Steckdosen bietet Phoenix Contact nun ein Programm, das hier die wichtigsten Anforderungen erfüllt. Eine LED-Leuchtanzeige im Stecker signalisiert dem Anwender auf einfache Weise, ob eine Versorgungsspannung anliegt. Damit es beim Anschluss eines fehlerhaften Gerätes nicht zu einer Überlast und damit zu weiteren Schädigungen kommt, gibt es die Steckdosen auch mit integrierter Sicherung. Für das manuelle Abschalten der Steckdose sorgt ein integrierter Ein- und Ausschalter. Einfach zu verdrahten und platzsparend sind die Doppelsteckdosen vom Typ Duo, über die bei einfacher Verdrahtung zwei Endgeräte angeschlossen werden. Speziell für den amerikanischen Markt bietet Phoenix Contact auch eine Fehlerstromschutzschalter-Variante an. Farbvarianten runden das Programm ab – so sind die Steckdosen auch in grau und grün erhältlich. Alle Varianten sind mit der gängigen Schraubanschlusstechnik ausgestattet, verfügen aber auch über die innovative Push-in-Direktstecktechnik. Im Wartungs- und Diagnose-Fall erleichtert der Einbau in ein Service-Interface den Wartungsaufwand, da die Steckdosen leichter zugänglich sind.

Professionelle Markierung spart Zeit und Kosten

Mit der neuen Steckdosen-Generation kann der Anwender auf bewährte Drucksysteme zur Markierung zurückgreifen. Erstellt wird die Markierung am besten mit der Planungs- und Markierungssoftware Clip Project. Alle Steckdosen sind als Komponenten in Clip Project integriert. Clip Project kombiniert die gängige Planungssoftware zur Projektierung von Klemmenleisten mit einem leistungsfähigen Markierungs-Tool. Mit dem direkten Datenaustausch mit allen gängigen CAE-Programmen sowie mit der Erstellung der vollständigen Projektdokumentation bietet diese Software ganz neue Möglichkeiten. Mit dem Markierungsteil der Software werden Steckdosen-, Klemmen-, Leiter-, Geräte-, Anlagenmarkierungen einfach und schnell erstellt. Vorhandene Beschriftungsdaten können bequem über eine Schnittstelle aus Tabellen- und Textverarbeitungsprogrammen importiert und im CAE-System weiterverarbeitet werden. Ausgedruckt wird die Markierung dann über Clip Project, damit werden alle Drucksysteme von Phoenix Contact angesteuert. Der Projektierungsteil der Software ermöglicht es, fehlerfreie Klemmenleisten schnell und komfortabel zu projektieren. Dabei bildet das Zusammenspiel mit den CAE-Systemen über eine bidirektionale Schnittstelle eine durchgängige Prozesskette. Die Software projektiert neben Reihenklemmen auch weitere Komponenten – etwa aus den Bereichen Überstrom- und Überspannungsschutz, Stromversorgung und Signalkonvertierung, Automatisierungstechnik – und jetzt eben auch industrielle Steckdosen.

Die Push-in-Anschlusstechnik wurde für den direkten Leiteranschluss konzipiert: starre oder mit Aderendhülse bestückte Leiter können direkt und ohne Werkzeug in die Leiteranschlussstelle kontaktiert werden. Die spezielle Federkontur erlaubt federleichtes Stecken von Leitern mit Aderendhülse ab 0,34mm². Niedrige Einsteckkräfte erleichtern die Verdrahtung deutlich. Das Öffnen der Feder – ob zum Anschluss von flexiblen Leitern ohne Aderendhülse ab 0,2mm² oder zum Lösen von Leitern – erfolgt mittels Betätigungsdrücker. Ein Kontakt zu den stromführenden Teilen ist dabei ausgeschlossen.

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