Zustandsüberwachung mittels Steckverbinder

Intelligente Anschlusstechnik für die Industrieautomation

Mit zunehmender Digitalisierung müssen immer mehr Leistungselektronik, Mess- und Sensortechnik auf kleinem Raum verbaut werden. Deshalb braucht es möglichst kompakte, miniaturisierte Lösungen, die sich auf der Feldebene mit geringem Platzbedarf installieren lassen. Der Spezialist für Hochfrequenz-Verbindungstechnik IMS Connector Systems hat einen intelligenten Steckverbinder entwickelt, mit dem sich die Zustandsüberwachung des Energiebezugs direkt in die Anschlusstechnik verlagern lässt.
Bild 1 | Durch die Echtzeit-Überwachung werden Beeinträchtigungen des Energiebezugs aufgrund von Kabelknick, Kabelbruch oder fehlender Spannungsversorgung frühzeitig erkannt.
Bild 1 | Durch die Echtzeit-Überwachung werden Beeinträchtigungen des Energiebezugs aufgrund von Kabelknick, Kabelbruch oder fehlender Spannungsversorgung frühzeitig erkannt.Bild: IMS Connector Systems GmbH

Um die Vielzahl der im Kontext von Industrie 4.0 erhobenen Messdaten in Echtzeit verarbeiten und zur Prozessoptimierung nutzen zu können, sind auch in der Anschlusstechnik intelligente Lösungen gefragt, die sich einfach installieren und vernetzen lassen. Ein Musterbeispiel dafür ist der von IMS CS zusammen mit dem Technologiepartner Turck entwickelte SmartMod. Der Steckverbinder im Industrie-typischen M12-Format verfügt über ein jeweils in Buchse und Stecker integriertes Sensormodul für das Condition Monitoring von Spannung, Strom, Leistung sowie die Überwachung der Leiterplattentemperatur. Anhand der gemessenen Differenz zwischen Ein- und Ausgang lassen sich Beeinträchtigungen des Energiebezugs durch Kabelknick, Kabelbruch oder fehlende Spannungsversorgung frühzeitig erkennen. Der Messbereich liegt zwischen 7V und 30V sowie ±4A. Fehlerquellen sind problemlos lokalisierbar, da jeder Steckverbinder eine eindeutige Adres-se besitzt, die in der Steuerung hinterlegt werden kann. So lassen sich schadhafte Verkabelungen identifizieren, bevor es zu kostspieligen, zeitraubenden Anlagenstillständen kommt.

Breites Branchenspektrum

Als Resultat der dreijährigen – gemeinsam mit dem Automatisierungsspezialisten Turck erfolgten – Produktentwicklung wird der SmartMod zunächst als 4-poliger Steckverbinder im M12-Format mit einer 3-Adern-Überwachung und der für Sensor-Aktor-Applikationen typischen A-Codierung eingeführt. Durch die Orientierung an diesem in der Industrieautomation weit verbreiteten Standard lässt sich die Einbindung in bestehende Infrastrukturen sehr unkompliziert bewerkstelligen. Bestehende Verkabelungen können unverändert weitergenutzt werden. Gleiches gilt für Pin-Belegungen und Kommunikationsprotokolle. Das wasserdicht umspritzte, Hochdruck- und Dampfstrahl-geschützte Design in Schutzart IP67 bzw. IP69k ist an die teils rauen Einsatzbedingungen verschiedener Branchen angepasst. Daher eignet sich der smarte Steckverbinder über die Industrieautomation hinaus für zahlreiche weitere Applikationen in mobilen Maschinen und Schienenfahrzeugen, im maritimen Sektor oder in der Lager- und Transportlogistik.

Exemplarische Einsatzbereiche

Zu den zentralen Anwendungsszenarien für den SmartMod zählt die Echtzeit-Überwachung stark beanspruchter Kabel und Leitungen. So können beispielsweise Schäden an Energieketten für Industrieroboter und Produktionsanlagen, die aufgrund häufiger Biegewechsel hohen Belastungen unterliegen, durch die Auswertung der Widerstandswerte rechtzeitig erkannt und behoben werden. Auch für die Sensorproduktion stellt der SmartMod eine attraktive Lösung dar, weil sich zum Beispiel kleine Sensorbauformen durch die Verlagerung des Funktionsmonitoring in die Anschlusstechnik einfacher realisieren lassen. Statt zahlreiche Sensorvarianten mit spezifisch angepasster Sensorik zur Funktionsüberwachung auszustatten, steht dafür jetzt eine einfache Standardkomponente für viele Baureihen zur Verfügung. Als Industrie-konforme Anschlusslösung empfiehlt sich der smarte Steckverbinder auch für Retrofit-Maßnahmen, um Bestandsanlagen durch eine Nachrüstung von digitaler Sensortechnik mit geringem Installations- und Investitionsaufwand zukunftsfähig zu machen.

Bild 2 | Mit dem SmartMod lässt sich das Condition Monitoring des Energiebezugs unkompliziert und platzsparend in die Anschlusstechnik verlagern.
Bild 2 | Mit dem SmartMod lässt sich das Condition Monitoring des Energiebezugs unkompliziert und platzsparend in die Anschlusstechnik verlagern. Bild: IMS Connector Systems GmbH

IoT-fähige Anschlusslösung

Die vom SmartMod ermittelten Daten zu Spannung, Strom, Leistung und Temperatur können via integrierter Bluetooth-Schnittstelle über Distanzen bis 40m im Innen- und 100m im Außenbereich übertragen sowie mit entsprechender App auf mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet ausgelesen werden. Um diese vergleichsweise hohen Reichweiten bei der für einen hohen IP-Schutzgrad erforderlichen Komplett-Umspritzung des Sensormoduls zu erzielen, wurde der mit einer Datenrate von 1Mbit/s sendende Funkstandard Bluetooth 5.0 implementiert. Die Funksignale sind durch zufallsgesteuertes Frequenzsprungverfahren gegen unbefugtes Ab- und Mithören geschützt. Zur IoT-fähigen Netzwerkanbindung an Steuerungs- und Leitsysteme stehen Bluetooth Gateways mit Schnittstellen für alle gängigen Kommunikationsstandards von ProfiNet über Ethernet und Modbus bis Ethercat zur Verfügung. Zudem können die Daten auch direkt in der Cloud gespeichert und dann ortsunabhängig per Browser abgerufen werden. Damit eignet sich der SmartMod auch zur Einbindung in vorausschauende Wartungssysteme, welche die Sensorsignale in eine Auswertelogik einspeisen und bei Überschreitung definierter Grenzwerte automatisch Alarm oder Wartungsroutinen auslösen. Die Markteinführung des SmartMod fand im vierten Quartal 2023 statt. Beide Technologiepartner präsentierten den intelligenten Steckverbinder vom 14. bis 16. November an ihren Messeständen auf der SPS in Nürnberg.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Wago GmbH & Co. KG
Bild: Wago GmbH & Co. KG
Schwer biegsame Leiter komfortabel anschließen

Schwer biegsame Leiter komfortabel anschließen

Sowohl in der Gebäudetechnik als auch in industriellen Anwendungen stellt die Einspeisung von elektrischer Energie Installateure und Schaltschrankbauer vor Herausforderungen. Schwer biegsame Leiter mit großen Leiterquerschnitten müssen zuverlässig und dauerhaft kontaktiert werden, um die Schaltschrankkomponenten mit Energie zu versorgen. Noch schwieriger wird es, wenn der Raum für den Anschluss der Einspeiseleiter im und um den Schaltschrank begrenzt ist. Mit Wago-Reihenklemmen kann eine komfortable Verdrahtung der Einspeisung gelingen – auch unter erschwerten Bedingungen.

Bild: Celsa Messgeräte GmbH
Bild: Celsa Messgeräte GmbH
Offenbetrieb vermeiden

Offenbetrieb vermeiden

Stromwandler müssen beim Austausch von Messgeräten oder Stromzählern im Betrieb kurzgeschlossen werden. Dazu werden oft im Messkreis bereits Wandlerklemmen vorgesehen. Die Praxis zeigt, dass weniger das Kurzschließen ein Problem darstellt, sondern das Entfernen der Kurzschlussbrücke nach erfolgtem Messgerätetausch vergessen wird. Stromwandler mit integrierter Kurzschlussbrücke können hier Abhilfe schaffen und die Wandlerklemmen in vielen Anwendungsfällen überflüssig werden lassen.

Bild: Stoll Gruppe GmbH
Bild: Stoll Gruppe GmbH
Vielfältig 
einsetzbar

Vielfältig einsetzbar

Als individueller Lösungsanbieter plant, realisiert und betreut die Firma Stoll Energiesysteme aus dem Allgäu elektrische Energieversorgungen. Lösungen werden für Hochspannungsanlagen bis 110kV, sowie im Bereich der Hochstrom Niederspannungsanlagentechnik bis 7.300A realisiert. Zu den Kunden zählen unter anderem namhafte Industrieunternehmen, Rechenzentren und Kunden aus den erneuerbaren Energien weltweit. Im Bereich Schaltanlagenbau ist das Unternehmen nun eine Zusammenarbeit mit der Firma Sedotec eingegangen, um die Energiewende weiter voranzutreiben.

Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Energieketten zum 
Sprechen bringen

Energieketten zum Sprechen bringen

Alles aus einer Hand – mit diesem Wunsch machte sich Tsubaki Kabelschlepp auf die Suche nach einem Anbieter, der mehr als nur das Gehäuse für sein Condition Monitoring System zur Zustandsüberwachung von Energieketten liefern konnte. Mit Bopla Gehäusesysteme wurde ein Partner gefunden, der nicht nur das Gehäuse inklusive Display, Folientastatur und mechanischer Bearbeitung anbieten konnte, sondern auch die Elektronik- und Produktentwicklung sowie die komplette Fertigung inklusive Funktionsprüfung und verkaufsfertiger Verpackung.

Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Wenn der Standard nicht passt

Wenn der Standard nicht passt

Spezielle Anforderungen erfordern individuelle Lösungen: Für das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI lieferte die Firma Lm-therm Elektrotechnik eine spezielle Heizlösung, um installierte Kontaktsysteme auch bei Schnee und Frost freizuhalten. Die Lage der Kontaktsysteme verlangte zudem nach einer flexiblen Montagelösung. Die Experten von Lm-therm fanden die richtige Lösung.

Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Hohe Anforderungen 
an den Korrosionsschutz

Hohe Anforderungen an den Korrosionsschutz

Offshore-Windturbinen sind auf hoher See extremen Bedingungen ausgesetzt. Die Anlagen müssen 25 Jahre und mehr zuverlässig den Elementen trotzen. Kein triviales Unterfangen für die eingebaute Technik – und für Systemlieferanten wie Rittal. Das Unternehmen liefert für die derzeit größten und leistungsstärksten Windturbinen die passende Gehäusetechnik – und für viele andere Anwendungen im Bereich Erneuerbare Energien.

Bild: Phoenix Contact
Bild: Phoenix Contact
Die ersten Weichen 
für Gleichstrom sind gestellt

Die ersten Weichen für Gleichstrom sind gestellt

Nach der Gründung der Open Direct Current Alliance (ODCA) Ende letzten Jahres hat die ZVEI-Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Allianz ist der weltweite Aufbau eines Gleichstrom-Ökosystems und die anwendungsübergreifende Etablierung der Gleichstrom-Technologie. Die ODCA sieht ihre Aufgabe darin, den Transfer von der Theorie in die Praxis zu schaffen. Die Redaktion hat bei einigen Gründungsmitgliedern nachgefragt, welche Motivation und Ziele sie treiben, sich dabei zu engagieren und DC-Technologielösungen zu entwickeln.