Eon nimmt SF6-freie Lösung von Ormazabal in Betrieb

Schaltanlage im Einsatz für die 24kV-Sekundärverteilung

Eon setzt im Rahmen eines Pilotprojekts auf die SF6-freie Technologie von Ormazabal. Ziel des Gemeinschaftsprojekts ist es, die Energiewende voranzutreiben und das Verteilnetz zu modernisieren. Der Energieversorger installierte die SF6-freie digitale Technologielösung Cgm.zero24 von Ormazabal in einer neuen begehbaren Betonstation in Bayern. Die Lösung wurde kürzlich von der Eon-Tochter Bayernwerk Netz in Betrieb genommen. Sie ist vollständig gasisoliert und arbeitet ohne F-Gase.
Bild 1 | Hier wird die SF6-freie gasisolierte Lösung für die 24kV-Verteilebene mit zwei Kabelfeldern und einem Trafofeld in die Betonstation integriert.
Bild 1 | Hier wird die SF6-freie gasisolierte Lösung für die 24kV-Verteilebene mit zwei Kabelfeldern und einem Trafofeld in die Betonstation integriert. Bild: Ormazabal

Das Pilotprojekt, das von E.on und Ormazabal gemeinsam durchgeführt wird, basiert auf einer langjährigen partnerschaftlichen Zusammenarbeit. Das Energieversorgungsunternehmen und Ormazabal arbeiten bereits seit langem bei Projekten im Bereich der Energieverteilung zusammen. Im Zuge von Rahmenverträgen sind beide Unternehmen Kooperationspartner und verfolgen im Sinne der Nachhaltigkeit die gleichen Absichten: zukunftsweisende Lösungen rund um die sichere Energieverteilung zu entwickeln und so die Dekarbonisierung der Wirtschaft sowie die Energiewende voranzutreiben. Das Pilotprojekt im Süden von Deutschland ist ein Beispiel für diesen Wandel. Eine bestehende Turmstation wurde hier gegen eine neue digitale Transformatorstation ausgetauscht. Diese begehbare Station vom Typ UF 2742 (2-Raumstation bis max. 1.000kVA) wurde von der Firma Betonbau BBD gefertigt und ist mit der Cgm.zero24 von Ormazabal ausgestattet.

Projekt mit Weitblick

Ziel des Projektes seitens E.on ist es, eine SF6-freie Anlage in Betrieb zu nehmen und so frühzeitig Erfahrungen in der Handhabung und Wartung SF6-freier Schaltanlagen zu sammeln. Georg Koller, Material- und Produktprüfung bei Bayernwerk Netz erklärt: „Im Zuge der anstehenden F-Gas-Verordnung werden die Vorschriften für die Verwendung von fluorierten Gasen zukünftig verschärft werden. Wir möchten auf die damit zusammenhängenden Anpassungen und Entwicklungen von Mittelspannungskompaktschaltanlagen frühzeitig vorbereitet sein. Anhand dieses Projektes können betriebliche und anwendungstechnische Erfahrungen seitens E.on und Ormazabal gewonnen werden. Diese gemeinsamen Langzeitauswertungen sind für den künftigen Einsatz und die geplante Energiewende von herausragender Bedeutung.“

Bild 2 | Anlieferung der Station auf der Baustelle in Bayern.
Bild 2 | Anlieferung der Station auf der Baustelle in Bayern.Bild: Bayernwerk Netz GmbH

Schaltanlage ist ein Digital Native

Ormazabal entwickelt seit Jahrzehnten Technologien für die elektrische Energieverteilung und forscht seit über zehn Jahren im Bereich der SF6-freien Technologie. Damit für die 24kV-Verteilnetze eine geeignete SF6-freie Lösung zur Umsetzung kommt, wurden die Anforderungen und Erwartungen der Hauptakteure wie E.on schon frühzeitig miteinander ausgetauscht und bereits während der Entwicklungsphase von Ormazabal berücksichtigt. Die Bestrebungen beider Unternehmen, die Verteilnetze effizienter zu gestalten und die Emissionen durch saubere Energie und effiziente Prozesse zu senken, gehen Hand in Hand mit den Zielen der EU zur Reduzierung der Emissionen im Elektrizitätssektor und den entsprechenden Vorschriften für F-Gase. Das konkrete Projekt im Netz der Bayernwerk Netz ist mit einer SF6-freien Isolierung realisiert, die nach den Bedürfnissen von E.on digitalisiert ist und somit die für die Netzautomatisierung notwendige Intelligenz beinhaltet sowie den aktuell gültigen Vorgaben von E.on entspricht. Ormazabal erfüllt die Anforderungen mit der hier zum Einsatz kommenden motorisierten Cgm.zero24 vollständig. Die für das Pilotprojekt eingesetzte digitale Ortsnetzstation verfügt über zwei Kabelfelder und ein Trafofeld. Dank der digitalen Ausstattung kann die Anlage aus der Ferne überwacht und gesteuert werden und sorgt so für eine zuverlässige Stromverteilung im Netz. Sowohl Ormazabal als auch E.on brachten ihr Knowhow in die Planungs- und Validierungsphase des Pilotprojektes ein, dem eine Werksabnahme bei Ormazabal in Krefeld und dann bei Betonbau in Kösching folgte. Die Firma Betonbau, mit der Ormazabal und E.on seit vielen Jahren zusammenarbeiten, war für die Lieferung der fabrikfertigen Trafostation entsprechend der DIN EN62271-202 verantwortlich.

Neue Technologie sorgt für mehr Nachhaltigkeit im Netz

Die Cgm.zero24 ist eine gasisolierte SF6-freie Lösung der nächsten Generation für die 24kV-Sekundärverteilung. Ihre Isolierung basiert auf „industrial natural air“. Diese besteht lediglich aus Komponenten der Luft und wird kontrolliert und geprüft hergestellt. „Damit sind unsere Kunden auf der sicheren Seite, falls es in Zukunft Einschränkungen oder Vorschriften bezüglich fluorierter Gase geben sollte“, so Jurek Aengenvoort, Key Account Manager bei Ormazabal, der das Projekt begleitet hat. Die Lösung ist insofern ein Meilenstein, als dass sie auf einem vergleichbaren Überdruck basiert wie SF6-Produkte, die bereits im Netz installiert sind. So kann unter anderem auf die langjährigen Erfahrungswerte hinsichtlich Störlichtbogenverhalten und Leckrate zurückgegriffen werden. Die SF6-freien Lösungen von Ormazabal wurden ohne Änderungen der Konstruktions-, Betriebs- und der Wartungsparameter entwickelt, um Ungewissheiten in Bezug auf Umwelt, Gesundheit, Sicherheit und Zuverlässigkeit zu vermeiden. „Wir haben eine Lösung entwickelt, die auf bewährten Konzepten basiert, die bereits seit mehr als 30 Jahren mit SF6-Systemen erprobt wurden, so dass Sicherheits-, Leistungs- und Zuverlässigkeitsaspekte bestens abgedeckt sind“, erklärt Jurek Aengenvoort. Cgm.zero24 ist ein Digital Native – das bedeutet, dass die Lösung mit integrierten Automatisierungssystemen konzipiert wurde und somit für den Einsatz von Sensoren, Schutz- und Steuerungskomponenten vorbereitet ist. Für ein effizientes Netzmanagement ist dies von entscheidender Bedeutung, da es eine reibungslosere Integration von erneuerbarer Energieerzeugung, Elektromobilität und Energiespeicherung in das Netz ermöglicht.

Bild 3 | Die Station ist mittelspannungs- und niederspannungsseitig angeschlossen. Die MS-Schaltanlage kann vor Ort und aus der Ferne geschalten werden. Die Nieder- und Mittelspannungsmesswerte werden fernwirktechnisch übertragen.
Bild 3 | Die Station ist mittelspannungs- und niederspannungsseitig angeschlossen. Die MS-Schaltanlage kann vor Ort und aus der Ferne geschalten werden. Die Nieder- und Mittelspannungsmesswerte werden fernwirktechnisch übertragen. Bild: Bayernwerk Netz GmbH

Meilenstein auf dem Weg in eine Zukunft ohne SF6-Gase

Mit der aktuellen Inbetriebnahme seiner SF6-freien Technologie für das Verteilnetz in Deutschland setzt Ormazabal seine ‚Route to Zero‘ fort und wird seiner Unternehmensphilosophie gerecht, in der das Engagement für den Klimaschutz und die Investition in kontinuierliche Forschung und Entwicklung fest verankert sind. Jurek Aengenvoort erklärt: „Ormazabal wird auch in Zukunft mit unseren Kunden wie Eon zusammenarbeiten, um einen reibungslosen Übergang zu SF6-freien Produkten zu gewährleisten. Aus unserer Sicht hat sich diese Art der Kooperation sowohl für die Kunden als auch für uns als Hersteller und Lösungspartner bewährt.“ Georg Koller von Bayernwerk Netz ergänzt: „Um die Energiewende zu ermöglichen, müssen die Verteilnetze in den kommenden Jahren erheblich ausgebaut werden. Dies ist nur in enger Zusammenarbeit von Schaltanlagenlieferanten und Verteilnetzbetreibern möglich. Denn nur, wenn sichergestellt ist, dass die einzusetzenden Komponenten den künftigen technischen, betrieblichen, klimaneutralen und gesetzlichen Anforderungen entsprechen, kann eine leistungsstarke, zuverlässige, sichere und in allen Belangen nachhaltige Energieversorgung ausgebaut und realisiert werden. Das Projekt ist ein Meilenstein, um die Energiewende unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorgaben und Klimaschutzziele voranzubringen und umzusetzen.“

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Wago GmbH & Co. KG
Bild: Wago GmbH & Co. KG
Schwer biegsame Leiter komfortabel anschließen

Schwer biegsame Leiter komfortabel anschließen

Sowohl in der Gebäudetechnik als auch in industriellen Anwendungen stellt die Einspeisung von elektrischer Energie Installateure und Schaltschrankbauer vor Herausforderungen. Schwer biegsame Leiter mit großen Leiterquerschnitten müssen zuverlässig und dauerhaft kontaktiert werden, um die Schaltschrankkomponenten mit Energie zu versorgen. Noch schwieriger wird es, wenn der Raum für den Anschluss der Einspeiseleiter im und um den Schaltschrank begrenzt ist. Mit Wago-Reihenklemmen kann eine komfortable Verdrahtung der Einspeisung gelingen – auch unter erschwerten Bedingungen.

Bild: Celsa Messgeräte GmbH
Bild: Celsa Messgeräte GmbH
Offenbetrieb vermeiden

Offenbetrieb vermeiden

Stromwandler müssen beim Austausch von Messgeräten oder Stromzählern im Betrieb kurzgeschlossen werden. Dazu werden oft im Messkreis bereits Wandlerklemmen vorgesehen. Die Praxis zeigt, dass weniger das Kurzschließen ein Problem darstellt, sondern das Entfernen der Kurzschlussbrücke nach erfolgtem Messgerätetausch vergessen wird. Stromwandler mit integrierter Kurzschlussbrücke können hier Abhilfe schaffen und die Wandlerklemmen in vielen Anwendungsfällen überflüssig werden lassen.

Bild: Stoll Gruppe GmbH
Bild: Stoll Gruppe GmbH
Vielfältig 
einsetzbar

Vielfältig einsetzbar

Als individueller Lösungsanbieter plant, realisiert und betreut die Firma Stoll Energiesysteme aus dem Allgäu elektrische Energieversorgungen. Lösungen werden für Hochspannungsanlagen bis 110kV, sowie im Bereich der Hochstrom Niederspannungsanlagentechnik bis 7.300A realisiert. Zu den Kunden zählen unter anderem namhafte Industrieunternehmen, Rechenzentren und Kunden aus den erneuerbaren Energien weltweit. Im Bereich Schaltanlagenbau ist das Unternehmen nun eine Zusammenarbeit mit der Firma Sedotec eingegangen, um die Energiewende weiter voranzutreiben.

Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Energieketten zum 
Sprechen bringen

Energieketten zum Sprechen bringen

Alles aus einer Hand – mit diesem Wunsch machte sich Tsubaki Kabelschlepp auf die Suche nach einem Anbieter, der mehr als nur das Gehäuse für sein Condition Monitoring System zur Zustandsüberwachung von Energieketten liefern konnte. Mit Bopla Gehäusesysteme wurde ein Partner gefunden, der nicht nur das Gehäuse inklusive Display, Folientastatur und mechanischer Bearbeitung anbieten konnte, sondern auch die Elektronik- und Produktentwicklung sowie die komplette Fertigung inklusive Funktionsprüfung und verkaufsfertiger Verpackung.

Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Wenn der Standard nicht passt

Wenn der Standard nicht passt

Spezielle Anforderungen erfordern individuelle Lösungen: Für das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI lieferte die Firma Lm-therm Elektrotechnik eine spezielle Heizlösung, um installierte Kontaktsysteme auch bei Schnee und Frost freizuhalten. Die Lage der Kontaktsysteme verlangte zudem nach einer flexiblen Montagelösung. Die Experten von Lm-therm fanden die richtige Lösung.

Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Hohe Anforderungen 
an den Korrosionsschutz

Hohe Anforderungen an den Korrosionsschutz

Offshore-Windturbinen sind auf hoher See extremen Bedingungen ausgesetzt. Die Anlagen müssen 25 Jahre und mehr zuverlässig den Elementen trotzen. Kein triviales Unterfangen für die eingebaute Technik – und für Systemlieferanten wie Rittal. Das Unternehmen liefert für die derzeit größten und leistungsstärksten Windturbinen die passende Gehäusetechnik – und für viele andere Anwendungen im Bereich Erneuerbare Energien.

Bild: Phoenix Contact
Bild: Phoenix Contact
Die ersten Weichen 
für Gleichstrom sind gestellt

Die ersten Weichen für Gleichstrom sind gestellt

Nach der Gründung der Open Direct Current Alliance (ODCA) Ende letzten Jahres hat die ZVEI-Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Allianz ist der weltweite Aufbau eines Gleichstrom-Ökosystems und die anwendungsübergreifende Etablierung der Gleichstrom-Technologie. Die ODCA sieht ihre Aufgabe darin, den Transfer von der Theorie in die Praxis zu schaffen. Die Redaktion hat bei einigen Gründungsmitgliedern nachgefragt, welche Motivation und Ziele sie treiben, sich dabei zu engagieren und DC-Technologielösungen zu entwickeln.