Verschiebungen in der Arbeitswelt
Im Gespräch mit der anwesenden Fach- und Lokalpresse ging Friedhelm Loh auf die besonderen Aspekte ein, die es im Digitalisierungszeitalter bei der Errichtung einer neuen Produktionsstätte zu berücksichtigen gelte. „In der neuen Welt der Produktion sind die Investitionen sehr hoch. Wenn wir uns früher sehr intensiv mit Maschinen beschäftigt, sie installiert und betrieben haben, ist die Welt heute eine ganz andere: Es geht um Verknüpfung, es geht um Netzwerke, es geht um Daten“, betonte der Firmeninhaber. Mit Blick auf die Komplexität der neuen Fertigung für Kompaktschaltschränke und Kleingehäuse sagte Loh: „Diese Fabrik, in die wir investiert haben, ist ein Risiko. Das muss nicht klappen.“ Ohne Digitalisierung aber, so Loh, werde der Standort Deutschland auf Dauer nicht wettbewerbsfähig sein. Daher werde es eine Verschiebung zu mehr intelligenter Arbeit geben, woraus sich eine weitere große Herausforderung für die deutsche Industrie ableite: Zur Fortentwicklung und Behauptung in einem zunehmend umkämpften Wettbewerbsumfeld sei das lebenslange Lernen der Mitarbeiter noch nie so gefragt wie heute. Die Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung sei nicht mehr nur ein Kriterium, wenn man mit der Karriere vorankommen möchte, sondern eine essenzielle Überlebensfrage. Loh: „Wir haben bisher rund eine Million Euro allein darin investiert, dass die Mitarbeiter, die künftig hier in Haiger arbeiten werden, die neuen Maschinen und Prozesse verstehen. In früheren Zeiten wäre dies undenkbar gewesen. Heute gehört es dazu.“ Carsten Röttchen, Geschäftsführer Produktion bei Rittal, betont ergänzend, dass die Bereitschaft zur lebenslangen Aus- und Weiterbildung auch von Arbeitnehmerseite vorhanden sein müsse und gab dazu ein anschauliches Beispiel: „Der älteste fachfremde Mitarbeiter, der sich hier innerhalb eines Jahres zum IHK-zertifizierten Maschinen- und Anlagenführer hat ausbilden lassen, ist 55 Jahre alt. Dieser hat früher ausschließlich manuelle Tätigkeiten ausgeführt und arbeitet heute mit hoch komplexen Maschinen.“ Digitalisierung, so hob Uwe Scharf, Geschäftsführer Business Units und Marketing bei Rittal, hervor, dass Digitalisierung kein Selbstzweck sei, sondern nur dann Sinn mache, wenn dadurch die Wertschöpfungskette optimiert und die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werde. Mit Blick auf den Schaltanlagenbau bemerkte Scharf: „Digitale Daten werden Möglichkeiten eröffnen, an die wir heute noch gar nicht denken. So sind völlig neue digitale Service-Geschäftsmodelle im Bereich Instandhaltung, vorbeugender Wartung oder frühzeitiger Diagnostik denkbar.“