Software zur Aufbereitung von Fertigungsdaten

„Wichtige Etappe für die automatisierte Drahtvorfertigung“

Als Leiter der Schaltschrankfertigung der Maschinenfabrik Niehoff, einem Entwickler und Produzenten von Maschinen für die Drahtindustrie, wollte Thomas Linder für die Schaltschränke der eigenen Anlagen in die automatisierte Verdrahtung einsteigen. Er entschied sich für die Software Digital Lean Wiring (DLW) von Komax. Die Gründe dafür beschreibt er im Interview gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Manuel Epple, zuständig für Datenaufbereitung, Vormontagen und Drahtkonfektionierung.
Bild 1 | Die Software DLW unterstützt Elektro-Fachpersonal bei der Aufbereitung der Fertigungsdaten für eine automatisierte Vorfertigung von Drähten.
Bild 1 | Die Software DLW unterstützt Elektro-Fachpersonal bei der Aufbereitung der Fertigungsdaten für eine automatisierte Vorfertigung von Drähten.Bild: Komax AG

Wie organisierten Sie Ihre Verdrahtung vor der Automatisierung?

Thomas Linder: Klassisch, nach dem Papierschaltplan identifizierte der Elektriker zuerst jeden einzelnen Draht. In welche Klasse gehört er? Ist es ein Leistungs- oder ein Steuerkreis? Entsprechend wählte er Farbe, Querschnitt und orientierte sich im Plan, welche Bauteile zu verbinden sind. Gemäß dem vorgesehenen Verlegeweg maß er den Draht im Schaltschrank ab, schnitt ihn auf diese Länge, steckte die Drahtenden in den Automaten, welcher abisolierte und die Hülse aufpresste. Am Schluss verband er die Enden mit den Bauteilen.

Welches waren die größten Nachteile des bisherigen Verfahrens?

Linder: Es war vor allem der Zeitfaktor, die Durchlaufzeiten waren zu lang. Erstens mussten wir für alle Drähte zuerst die entsprechenden 100m-Drahtspulen vom Kanban Regal zum Verdrahtungsplatz bringen. Zweitens mussten wir die Drahtliste mühsam für die Produktion aufbereiten, weil unser E-CAD aus dem System nur eine Verbindungsliste generiert.

Waren es also die Kosten, die eine Automatisierung notwendig machten?

Bild 2 | Thomas Linder, Leiter der Schaltschrankfertigung bei Niehoff, und Manuel Epple, zuständig für 
Datenaufbereitung, Vormontage 
und Drahtkonfektionierung, vor einem typischen Schaltschrank
Bild 2 | Thomas Linder, Leiter der Schaltschrankfertigung bei Niehoff, und Manuel Epple, zuständig für Datenaufbereitung, Vormontage und Drahtkonfektionierung, vor einem typischen SchaltschrankBild: Komax AG

Linder: Nein, das hatte nicht Vorrang. Die große Herausforderung war das enorm gestiegene Auftragsvolumen, das weiterhin anhält. Unsere Kunden rennen uns die Bude ein. Es werden mehr Kabel und Drähte gebraucht. Nicht nur im Elektroauto. Denken Sie nur an die Lade-Infrastrukturen in den Städten und Ländern. Dafür müssen Unmengen an Kabeln mit großen Querschnitten verlegt werden. In zweiter Linie kommt die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt. Es wird immer schwieriger, qualifiziertes Fachpersonal zu finden. Jeder Automatisierungsschritt trägt zu einer Entlastung bei.

Wie kamen Sie auf die jetzige Lösung mit DLW und den Zeta 630 Vollautomaten?

Linder: Das war 2018: An der Messe SPS IPC Drives in Nürnberg suchte ich gezielt nach einer Lösung für die Zeitfresser in der Verdrahtung und informierte mich am Komax-Stand über die Zeta Modellreihe. Da entdeckte ich DLW. Das war der ausschlaggebende Moment. Ich erkannte sofort: OK, damit können wir jetzt auch einen Vollautomaten mit einem E-CAD nutzen, das nur wenige Daten exportiert. Nach unserer Erfahrung ist die Datenaufbereitung eine wichtige Etappe bei der automatisierten Drahtvorfertigung.

Wie läuft es jetzt mit DLW ab?

Manuel Epple: Aus dem E-CAD exportieren wir eine Drahtliste mit der ‚Anfang-Ende‘-Kennzeichnung und importieren sie in Excel. Dort definieren wir Drahtfarbe, Querschnitt und importieren sie ins DLW. DLW generiert die Bündelfolge gemäß internen Vorgaben. Die Aderendbehandlung wird festgelegt – Aderendhülse oder Teilabzug. Draht für Draht in der Liste wird komplett von Hand in DLW geroutet. Schluss ist jetzt auch mit dem Hin und Her der Kabelrollen, denn die Zeta 630 liefert die Drähte fix und fertig in einer verdrahtungsoptimierten Folge in einer Box an den Montageplatz.

Weshalb nutzen Sie nicht unseren Tablet-basieren DLW-Viewer, der den Monteur beim Verlegen der fertigen Drähte durch den Verdrahtungsweg führt?

Epple: Dank unserer Erfahrung haben wir im Verdrahtungsteam einfache Produktionsregeln zusammengestellt. Ich bereite die Drahtfolge in DLW bauteiloptimiert vor. Genau nach diesen Vorgaben konfektioniert sie die Zeta 630, beschriftet die Drähte und bündelt sie. All das vereinfacht und beschleunigt die Montage enorm.

Unterdessen arbeiten Sie mit der neusten DLW-Version 21.x. Was ist besser daran?

Epple: Bei der Vorversion musste ich noch jeden Draht einzeln virtuell verlegen. Jetzt kann ich mehrere Drähte gleichzeitig halbautomatisch routen. Das ‚Gruppen-Routing‘ ist ein wesentlicher Fortschritt, denn es bringt den größten Zeitvorteil. Beispielsweise kann ich in einem Drahtbündel alle zwanzig Drahtenden markieren, auf einer Potenzialklemme platzieren und virtuell verdrahten. Das mit wenigen Klicks. Deutliche Verbesserungen gibt es auch bei den Filtermöglichkeiten. Dank ihnen finde ich die Bauteilnamen wie auch deren Kontakte – also Anschlüsse – deutlich schneller. Kommt dazu, dass ich das alles auch besser sortieren kann.

Wie stark konnten Sie dank DLW die Aufbereitungszeit verkürzen?

Epple: Sagen wir es so: Im Durchschnitt hat bei uns ein Schaltschrank 250 Drähte. Je nach Größe beträgt die Aufbereitungszeit jetzt 2 bis 3 Stunden. Das macht 40 anstatt 72 Sekunden pro Draht. Der Anteil für die Datenaufbereitung pro Draht konnten wir damit von 72 Sekunden auf 40 Sekunden reduzieren. Anders ausgedrückt: Die Verbesserung beträgt 40 bis 60 Prozent. Das ist sehr erfreulich.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: RK Antriebs- und Handhabungs-Technik GmbH
Bild: RK Antriebs- und Handhabungs-Technik GmbH
Mitarbeitergesundheit 
und Qualität gesichert

Mitarbeitergesundheit und Qualität gesichert

In der Automobilindustrie gilt es für Zulieferer, im Rahmen einer Nullfehlerstrategie hundertprozentige Qualität zu gewährleisten – das erstreckt sich auch auf die kleinste Fahrwerkskomponente. Alles muss richtig montiert sein, sonst ergeben sich später im Gesamtsystem Probleme. Werkstatt Bremen, deren Mitarbeiter Drehstäbe vormontieren und Just-in-Sequence an das Montageband des Autobauers liefern, nimmt diese Verpflichtung sehr ernst: Spezielle Handarbeitsplätze, die gemäß dem japanischen Poka Yoke-System aufgebaut sind, vermeiden Fehler – und erlauben gleichzeitig eine gute Ergonomie für den Bediener.

Bild: Arburg GmbH + Co KG
Bild: Arburg GmbH + Co KG
Dauerläufer mit 
Flüssigkeitskühlung

Dauerläufer mit Flüssigkeitskühlung

Wenig Platzbedarf im Schaltschrank war gefordert, ein Kühlwasseranschluss hingegen von Anfang an vorhanden. Da lag es nahe, die Servoantriebe und die Umrichter für die Spritzgießmaschinen von Arburg als flüssigkeitsgekühlte Versionen einzusetzen. Durch die eingesetzte Antriebstechnik der Unternehmensschwester AMKmotion profitiert der Maschinenbauer von hoher Leistung, kompakten Abmessungen und langlebiger Elektronik.

Bild: Wöhner GmbH & Co. KG
Bild: Wöhner GmbH & Co. KG
Neuheiten, 
Erweiterungen, Upgrades

Neuheiten, Erweiterungen, Upgrades

Auch in diesem Frühjahr wartet Wöhner, Spezialist für Energieverteilung, Steuerungstechnik und erneuerbare Energien, wieder mit einer Reihe neuer Lösungen auf. Dazu gehört unter anderem die Erweiterung der CrossBoard- und der 185Power-Systemwelten, ein neuer NH00-Sicherungslasttrennschalter oder Feature-Upgrades für bestehende Produkte per Software.

Bild: Sieb & Meyer AG
Bild: Sieb & Meyer AG
Mehr Energieeffizienz 
und weniger CO2-Emissionen

Mehr Energieeffizienz und weniger CO2-Emissionen

Bei seiner Frequenzumrichter-Familie SD4x hat Sieb & Meyer die Prozessorleistung erhöht und die Regelfunktionen erweitert. So lässt sich der Wirkungsgrad in der Anwendung steigern und der Energieverbrauch sowie die CO2-Emissionen reduzieren. Außerdem schaffen die Antriebs- und Steuerungslösungen die Voraussetzung für bestimmte klimafreundliche Applikationen, die wiederum die Energiewende befördern.