Systemischen Ansatz ausbauen

Die All About Automation wird um
das Thema Schaltanlagenbau erweitert

Systemischen Ansatz ausbauen

Im Jahr 2014 wurde mit der ersten All About Automation (AAA) in Friedrichshafen das Konzept einer regionalen Automatisierungsmesse erstmals in die Tat umgesetzt. Mittlerweile hat sich die Messe an vier unterschiedlichen Standorten – neben der Bodensee-Region in Hamburg, Leipzig und Essen – als feste Größe etabliert. Im kommenden Jahr wird die AAA in Kooperation mit dem SCHALTSCHRANKBAU um den Ausstellungsschwerpunkt Schaltanlagenbau erweitert. Im Gespräch erläutern Tanja Waglöhner, Geschäftsführende Gesellschafterin beim Veranstalter Untitled Exhibitions, sowie Wolfgang Tondasch, Consultant, ihr Erfolgsrezept.

Wie ist die Idee entstanden, eine regionale Fachmesse für die industrielle Automatisierungstechnik ins Leben zu rufen, und worin liegt das Besondere an Ihrem Konzept?

Wolfgang Tondasch: Zunächst haben wir uns die deutsche Messelandschaft für die industrielle Automatisierungstechnik genau angeschaut. Dabei war offensichtlich, dass sich beispielsweise die SPS IPC Drives in Nürnberg und die Hannover Messe zu wichtigen Leitmessen entwickelt haben, auf denen die großen Automatisierer präsent sind, um ihre Unternehmensstrategie sowie aktuelle und zukünftige Produktentwicklungen einem häufig sehr internationalen Publikum zu präsentieren. Mit dem Messekonzept der All About Automation haben wir eine Plattform geschaffen, auf der sich die lokalen Vertriebsmitarbeiter der Anbieter von Automatisierungstechnik mit ihren Kunden aus der Region treffen können, um diesen Lösungen zur Bewältigung ihrer täglichen Aufgaben zu präsentieren. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, dass der Straßenverkehr in Deutschland enorm zugenommen hat und ein Vertriebsmitarbeiter heute nicht mehr weiß, ob er pro Tag zwei oder drei Kunden besuchen kann. Mit der AAA haben wir uns in vier geografischen Kernregionen im Norden, Süden, Osten und Westen Deutschlands platziert, die für Automatisierungsanwender in der Regel in 30 bis 90 Minuten zu erreichen sind.

Tanja Waglöhner: Wir haben uns ganz bewusst für dieses vertriebsunterstützende Messekonzept entschieden. Die Neueinführung von Produkten und Imagedarstellung eines ausstellenden Unternehmens stehen dabei ausdrücklich nicht im Vordergrund, da diese Aspekte auf den Leitmessen gut aufgehoben sind. Wir wissen auch, dass die Beteiligung an der AAA für viele Unternehmen eine zusätzliche Präsenz zu der Teilnahme an den ‚großen‘ Messen bedeutet. Daher möchten wir nicht, dass die Mitarbeiter in den für Messen zuständigen Abteilungen viel Zeit und Geld investieren müssen, damit ihre Unternehmen bei der AAA ausstellen können. Aus diesem Grund bieten wir den Ausstellern ein All-inklusive-Paket mit einer Standgröße von maximal 30m², bei dem Aufbau, Reinigung, Stromanschluss, Wlan, Bewirtung auch der Besucher, etc. bereits enthalten sind. Die Aussteller müssen also lediglich anreisen und ihre Exponate aufstellen und können sich dann intensiv ihren Kundengesprächen widmen, wobei sie an den beiden Messetagen deutlich mehr Kontakte pflegen können, als würden sie ihre Kunden mit dem Pkw besuchen. Die Deckelung der Messefläche nach oben bewirkt auch, dass kleinere oder mittelgroße Firmen neben den großen Playern nicht untergehen.

Wie sieht es mit der Besucherstruktur aus?

Waglöhner: Hinsichtlich der Branchen kommt es natürlich immer darauf an, welche Industrien in der betreffenden Region angesiedelt sind. 75 Prozent der Besucher haben einen Anfahrtsweg von höchstens 60 Minuten. Bei den Unternehmensgrößen haben wir eine gute Mischung aus Kleinbetrieben und Großunternehmen. Die AAA ist eine Messe, die sehr auf die Lösung aktueller Problemstellungen ausgerichtet ist. Daher kommen zu uns Fachleute, die nach technischen Lösungen suchen, die morgen umsetzbar sind.

Tondasch: Dies kommt natürlich den Vertriebsmitarbeitern der Aussteller zugute, die Lösungen verkaufen wollen, die sie aktuell im Portfolio haben, und nicht jene, die erst in mittelfristiger Zukunft im Angebotsspektrum sein werden. Das ist auch der Grund, warum wir nicht mit Technologiethemen, wie beispielsweise Industrie 4.0, werben.

Sind Sie mit der Entwicklung der All About Automation zufrieden?

Waglöhner: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung. Bester Gradmesser für uns ist dabei die Zufriedenheit der Aussteller. Hier stellen wir fest, dass deren Entscheidung im Folgejahr wiederzukommen, immer rascher getroffen wird. Das ist für uns der beste Indikator. Denn letztendlich ist bei all unserer Serviceorientierung für die Aussteller der entscheidende Faktor, dass Anzahl und Qualität der auf den Messen erzielten Kontakte stimmt. Rund 30 bis 40 Prozent der Unternehmen sind an allen oder zumindest an dreien der vier Standorte dabei. Es gibt aber auch eine Ausstellerzielgruppe, für die es nur Sinn macht, an einem Standort dabei zu sein, weil sie nur regional tätig ist, z.B. bei Engineering-Dienstleistern. Bei national oder international tätigen Unternehmen sieht das natürlich anders aus.

Für 2018 planen Sie eine thematische Ausweitung der All About Automation, indem Sie den Bereich Schaltanlagenbau in den Fokus rücken. Was war Ihre Motivation, diese Branche in Ihr Messekonzept aufzunehmen?

Tondasch: Für uns als Messeveranstalter ist es wichtig, den Praxisbezug der Veranstaltung für den regionalen Anbieter und Anwender hoch zu halten und stetig auszubauen. Dazu gehört, dass auf den Messeständen im Idealfall die mechanischen und elektrischen Komponenten nicht isoliert, sondern in einer konkreten Anwendung gezeigt werden. Diesen systemischen Ansatz möchten wir sukzessive ausbauen. Umgesetzt wurde dies bereits sehr anschaulich für den Bereich Sichere Automation, wo beispielsweise in einer Anwendung die Funktionsweise eines Sicherheits-Lichtvorhangs zu sehen war. Jeder Industriebetrieb hat eine Energieverteilung und jede Maschine hat einen Steuerschrank, die heute mit allerlei intelligenten Komponenten ausgestattet sind. Wenn nun dem Besucher die Funktionsweise eines Displays oder eines Klimatisierungsgerätes in einer Schaltanlage demonstriert wird, ist dies für ihn ein echter Mehrwert. Eine isolierte Komponente kann ich mir auch im Internet oder Katalog ansehen.

Waglöhner: Hinzu kommt, dass die Regionalität der Messe auch interessant für die örtlichen Dienstleister und Planungsbüros aus dem Schaltanlagenbau ist. Sie können sich auf der AAA über neue Komponenten und Tools informieren, haben aber auch die Möglichkeit, ihre Services beim lokalen Maschinenbau oder produzierenden Unternehmen zu präsentieren. So wird die Messe zu einer wichtigen Plattform sowohl für Anbieter als auch für Anwender rund um den Schaltanlagenbau.

Ein bei Besuchern beliebter Bereich auf jeder All About Automation ist die sog. Talk Lounge mit Fachvorträgen und der Präsentation konkreter Applikationsbeispiele. Wird das Thema Schaltanlagenbau ab 2018 auch dort seinen Raum erhalten?

Waglöhner: Auf jeden Fall wird das Thema Schaltanlagenbau auch im Rahmen der Talk Lounge vertreten sein. Ich bin sicher, dass wir in Zusammenarbeit mit dem SCHALTSCHRANKBAU ein interessantes Vortragsprogramm zusammenstellen werden. Auch bei diesem Forum stellen wir fest: Je praxisorientierter die Themen sind, desto mehr Publikum findet sich in der Talk Lounge ein. Wenn dann der Zuhörer noch weitere Fragen zu einem Thema hat, die er im Anschluss am Messestand der vortragenden Firma beantwortet bekommt, dann ist unser Messekonzept voll aufgegangen. Teilweise kommen Besucher auch ausschließlich zur Messe, um sich einen bestimmten Vortrag anzuhören.

Planen Sie kurz- oder mittelfristig auch eine geografische Ausweitung Ihres Messekonzeptes, und wie könnte diese aussehen?

Tondasch: Sicherlich gibt es Aussteller, die sich an dem einen oder anderen Ort eine All About Automation wünschen. Wenn dann aber zu einer möglichen weiteren Veranstaltung nur wenige Besucher kommen, beschweren sich diese Aussteller möglicherweise über den geringen Zuspruch. Das Einzugsgebiet muss für eine solche Messe groß genug sein, damit zwischen 800 und 1.500 Besucher kommen. Aus diesem Grund macht es auch wenig Sinn, in Randgebiete zu gehen. So haben wir zunächst einmal diese vier Ballungsräume für ausgewählt. Wenn sich allerdings die Wünsche der Aussteller mit einem zu erwartenden Erfolg einer weiteren Veranstaltung in einer bestimmten Region decken, wird sich Untitled Exhibitions nicht verschließen, auch dort eine AAA zu veranstalten.

Waglöhner: Was noch hinzukommt: Ein solches Vorhaben muss auch mit den immer engeren Zeitfenstern vereinbar sein. Aufgrund unterschiedlicher Ferienzeiten in den Bundesländern und der extensiven deutschen Messelandschaft ist dies eine große Herausforderung. Daher sind wir zurzeit mit diesen vier Messen gut aufgestellt.

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