Warum ist die Flanschplatte so warm?

Schaltschrank-Tipps von Rittal

Dipl.-Ing.(Uni) Hartmut Lohrey,
Leiter Marketing
Training / Support, Rittal

Warum ist die Flanschplatte so warm?

Dies ist zwar eine eher seltene Frage an Rittal, doch sie kommt von Zeit zu Zeit immer wieder auf, wenn es um Energieverteiler mit Leiterströmen > 200 A geht.

Für die punktuelle Erwärmung von Betriebsmitteln im Schaltschrank kommen unterschiedliche Ursachen in Frage. Bei Strom führenden Bauteilen, wie Leitern Klemmen, Schutz- und Schaltgeräten etc., sind häufig schlechter Kontakt, zu dichte Packung im Schrank, unzureichende Wärmeabgabeflächen oder schlichtweg falsche Dimensionierung (am Belastbarkeitslimit) der Grund dafür, dass die Strom-Wärmeverluste zu „Hot-Spots“ und in der Folge zu Isolationsschäden mit Kurzschlussfolge oder zu Brandauslösung führen.

Was kann aber die Ursache sein, wenn passive mechanische Bauteile wie beispielsweise die Flanschplatte eines Kompaktschaltschrankes oder die Befestigungstraversen eines Sammelschienensystems bei Infrarotinspektionen durch übermäßige Temperaturen auffallen?

In der wichtigen Norm für den Schaltschrankbauer, der DIN EN 61439-1, findet sich ein Hinweis im Unterpunkt 10.10.4 „Bauart Nachweis der Erwärmung … durch Begutachtung“.

Dabei ist darauf zu achten, dass Leiter, die Ströme über 200 A tragen, und benachbarte Konstruktionsteile so angeordnet sind, dass Wirbelströme und Hystereseverluste minimiert werden. Hier werden die Effekte des Magnetfeldes, das jeden fließenden Strom umgibt, angesprochen. Dieses Magnetfeld steht senkrecht zur Stromrichtung und kann in leitenden Materialien Wirbelströme sowie Ummagnetisierung und eine damit einhergehende starke lokale Wärmeentwicklung verursachen.

In der Praxis bedeutet das, dass bei räumlich getrennter Führung von Hin- und Rückleitern (nicht als Kabel) z.B. in Form von Basis isolierten Einzelleitern oder Sammelschienen, die Abstände möglichst gering zu halten sind. Zudem sind Befestigungsteile und metallische Flächen, durch die solche Leiter senkrecht zur Fläche geführt werden, möglichst dünn und aus schlechter leitendem Material oder gar aus Isolierstoff auszuwählen.

Kabel, bei denen die Leiter sehr kompakt miteinander geführt werden, weisen Magnetfeld-Effekte nicht auf, da zu jedem Zeitpunkt die Summe der hin- und rücklaufenden Ströme gleich ist. Da die Richtung der Magnetfelder dieser Teilströme entgegengesetzt verläuft, werden sie dadurch weitgehend kompensiert. Somit kommt es nicht oder nur in unmerklichem Ausmaß zur Wirbelstrom- und Ummagnetisierungserwärmung.

 

Noch Fragen?
Rufen Sie mich an:

Hartmut Lohrey
Telefon 02772/505-2757

|
Ausgabe:

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: ABB
Bild: ABB
Effizienz steigern, 
Ausfälle reduzieren

Effizienz steigern, Ausfälle reduzieren

Der neue ABB-Leistungsschalter VD4 Evo basiert auf dem Modell VD4 und kombiniert Fortschritte auf dem Gebiet der digitalen und grünen Technologien, um ein hohes Maß an Sicherheit und Schutz zu bieten. Intelligente Algorithmen ermöglichen eine zustandsabhängige und vorausschauende Wartung. Die notwendige Sicherheit, Konnektivität und Cybersicherheit sind ebenfalls gewährleistet.

Bild: ©?Quality Stock Arts/stock.adobe.com
Bild: ©?Quality Stock Arts/stock.adobe.com
Grundlagen entwickelt, Praxistauglichkeit bewiesen

Grundlagen entwickelt, Praxistauglichkeit bewiesen

Mit dem vom BMWi geförderten Gleichstromforschungsprojekt DC-Industrie begannen im Jahr 2016 zunächst 27 Partner aus Industrie und Forschung damit, theoretische Grundlagen für mehr Energieeffizienz in der industriellen Fertigung zu erarbeiten. Über das mittlerweile ebenfalls abgeschlossene Nachfolgeprojekt DC-Industrie2 mit 39 Partnern und die im November 2022 gegründete Open Direct Current Alliance (ODCA) – der aktuell 62 Unternehmen und Forschungsinstitutionen angehören – nimmt das Vorhaben immer konkretere Formen an.

Bild: AmpereSoft GmbH
Bild: AmpereSoft GmbH
Fokus auf 
intuitivere Anwendung

Fokus auf intuitivere Anwendung

Modernisierte Icons, neue Klasse für Steckverbinder, vereinfachte Materialkombinationen: Die Version 2024.1 des AmpereSoft ToolSystems bietet zahlreiche Funktionserweiterungen, die für ein noch einfacheres, intuitiveres und schnelleres Engineering sorgen sollen. Übergeordnetes Ziel des Versionsupdates war es dabei, den steigenden Anforderungen des Marktes mit einem abgerundeten, kompletten System gerecht zu werden, das einen durchgängigen und reibungslosen Informationsfluss, den AmpereSoft EngineeringFlow, ermöglicht.