Fahrbare Testkoffer in Schaltschrankgröße

Fahrbare Testkoffer in Schaltschrankgröße

Ground-Test-Tool zur
Massenstrom-Messung

Eine historische Domäne für die Messung von Massenströmen ist die Warenwirtschaft. Hier dürfte sie auch ihre größte Verbreitung haben: Menge x Preis = Wert des gelieferten Produktes. Dabei errechnet sich die „Menge“ aus einem kalibrierten Querschnitt, multipliziert mit der Geschwindigkeit des ihn durchströmenden Mediums. Heute gewinnen solche Systeme auch für technische Funktionstests eine immer größere Bedeutung. Die nachfolgend beschriebene Applikation beispielsweise prüft folgendes: Reicht der bei einem Helikopter – mittels eines Nebenaggregats der Antriebsturbine – erzeugte Luftstrom aus, um die eingebaute Avionik-Elektronik für einen sicheren Flug zuverlässig zu kühlen?

 Eine ganze Armada von insgesamt elf Massenstrom-Testgeräten wurden bisher gefertigt. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Eine ganze Armada von insgesamt elf Massenstrom-Testgeräten wurden bisher gefertigt. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Nomen est omen: Das in Planegg (nahe München) ansässige Unternehmen Avio-Tec hat sich seit fast zwei Jahrzehnten in einem anspruchsvollen Markt etabliert. Produziert werden unter anderem kundenspezifische elektrische und elektronische Testgeräte für sicherheitsrelevantes Aircraft- (aber auch Automotiv-) Equipment. Ein Beispiel einer solchen Anwendung ist ein Prüfsystem für den Massenstrom von Luft, das den sogenannten Ground-Test-Tools zugeordnet ist. Hierbei geht es um die Überprüfung des Belüftungssystems von Hubschraubern vor dem Flug: Reicht der Luftstrom aus, um die gesamten flugtechnischen Gerätschaften ausreichend zu kühlen? Oder, falls dies nicht der Fall ist: Wo befindet sich eine Leckage, die dafür verantwortlich ist, dass der spezifizierte Wert nicht erreicht wird? Ein zu geringer Luftstrom ohne Leckage zeigt dagegen, dass der Fehler bereits im „Luftgenerator“ liegen muss. Diese große Aussagefähigkeit macht das Prüfsystem, nach Aussage seiner Entwickler, generell für alle Anwendungen an nicht entzündlichen Gasen geeignet.

 Touchschirm und alle Messgeräte befinden sich auf einer großen Frontplatte der obersten Ebene, die SPS und die Netzgeräte sind eine Ebene darunter beheimatet. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Touchschirm und alle Messgeräte befinden sich auf einer großen Frontplatte der obersten Ebene, die SPS und die Netzgeräte sind eine Ebene darunter beheimatet. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Ein Gehäuse, das es in sich hat

Als im Hangar resp. Flugfeld einzusetzendes Ground-Test-Tool werden an die Mobilität, die Stabilität und an das Handling der Testeinrichtung hohe Anforderungen gestellt. Und dies ungeachtet dessen, dass der „Testkoffer“ mit ca. 1050x800x400mm (HxBxT) an die Maße eines Schaltschranks heranreicht. Die Verbindung zwischen Helikopter und Messeinrichtung erfolgt über spezielle Adapter. Alle für die Messung erforderlichen Gerätschaften, inklusive des Touchbildschirms für die Menüwahl sowie alle relevanten Anzeigen und Alarme, befinden sich in der obersten Gehäuseebene auf einer großen Frontplatte, deren Abdeckung nach Entriegelung über Gasdruckfedern geöffnet und gehalten wird. Die Steuerung selbst erfolgt mittels einer SPS eine Ebene darunter. Dort sind auch unterschiedliche Elektroniken, Netzteile etc. platziert; denn zur Messung des Massenstromes müssen über entsprechende Sensoren außer der Luftgeschwindigkeit ebenso Druck und Temperatur bestimmt werden. Erreicht der Luftmassenstrom nicht seinen spezifizierten Wert, so kann mit der gleichen Testeinrichtung, nach Umschaltung, eine Leckage-Messung vorgenommen werden. Hierzu muss zunächst der erforderliche Druck im Ground-Tester aufgebaut werden. Dies erfolgt in den unteren beiden Ebenen in einer „Resonanzstufe“, die dazu gegenüber den anderen Ebenen und nach außen hermetisch abgeschottet sein müssen. Dennoch sind sie für Wartung und Service über insgesamt zwölf stabile Butterfly-Schlösser vollständig zugänglich.

 Im Schnitt sind sowohl das kalibrierte Messrohr (blau) als auch die

Im Schnitt sind sowohl das kalibrierte Messrohr (blau) als auch die „Resonanzkammern“ in den unteren beiden Ebenen für die Leckagemessung ersichtlich. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Maßgeschneidert nach Kundenanforderungen

In Löffingen-Unadingen sollte aus dem wohl durchdachten Konzept von Avio-Tec ein funktionales, bedienfreundliches und -sicheres Messsystem entstehen. Santox hat sich auf mobile Lösungen für „Hightech und Co.“ spezialisiert. Das bedeutet, dass Kunden hier die geeigneten Gehäuse- und Kofferlösungen für ihre Technik erhalten – auch wenn der „Koffer“, wie hier, Schaltschrankdimensionen erreicht. Immer sind die Gehäuse Teil einer optimierten Komplettlösung: Für unterschiedlichste mobile Einsätze unterstützen die Löffinger Spezialisten dabei ihre Klientel mit maßgeschneiderten und -konfigurierten Lösungen. Zum Einsatz kommen hochwertige Aluminiumprofil-, Aluminiumzargen- oder Vakuum-tiefgezogene Koffer und Gehäuse unterschiedlicher Baureihen. In hunderte unterschiedliche Anwendungen haben die Gehäusespezialisten dabei ihre Erfahrung eingebracht und auch selbst bei jeder Anwendung und von jedem Kunden dazugelernt. Im vorliegenden Fall war man sich einig, dass für diese Anwendung als Messkoffer die Gehäuseserie S2000 optimal ist. Durch deren Konstruktionsprinzip der doppelschaligen Aluminiumprofile bleiben alle Befestigungselemente des inneren Ausbaus von außen unsichtbar – und umgekehrt, was wiederum für einen geringen Luftwiderstand in den beiden unteren „Resonanzebenen“ sorgt. Darüber hinaus verbindet der bionische, den Bambushalmen ähnliche Profilaufbau mit integrierten Verstärkungsknoten die höchstmögliche Stabilität mit einem moderaten Gewicht und gefälliger Optik. Alle erforderlichen Konstruktionen wurden sofort nach dem Besuch des Kunden in Angriff genommen und ein erstes Gehäuse „zur Freigabe“ in kürzester Zeit realisiert. Das Ergebnis war so überzeugend, dass bisher insgesamt elf Ground-Test-Mess-Systeme in Auftrag gegeben wurden.

 Die Druckstufe für die Leckagemessung ist für den Service über Butterfly-Schlösser gut zugänglich. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Die Druckstufe für die Leckagemessung ist für den Service über Butterfly-Schlösser gut zugänglich. (Bild: Santox Gehäuse-Systeme GmbH)

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Bild: Bopla Gehäuse Systeme GmbH
Energieketten zum 
Sprechen bringen

Energieketten zum Sprechen bringen

Alles aus einer Hand – mit diesem Wunsch machte sich Tsubaki Kabelschlepp auf die Suche nach einem Anbieter, der mehr als nur das Gehäuse für sein Condition Monitoring System zur Zustandsüberwachung von Energieketten liefern konnte. Mit Bopla Gehäusesysteme wurde ein Partner gefunden, der nicht nur das Gehäuse inklusive Display, Folientastatur und mechanischer Bearbeitung anbieten konnte, sondern auch die Elektronik- und Produktentwicklung sowie die komplette Fertigung inklusive Funktionsprüfung und verkaufsfertiger Verpackung.

Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Bild: Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursystem IVI
Wenn der Standard nicht passt

Wenn der Standard nicht passt

Spezielle Anforderungen erfordern individuelle Lösungen: Für das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI lieferte die Firma Lm-therm Elektrotechnik eine spezielle Heizlösung, um installierte Kontaktsysteme auch bei Schnee und Frost freizuhalten. Die Lage der Kontaktsysteme verlangte zudem nach einer flexiblen Montagelösung. Die Experten von Lm-therm fanden die richtige Lösung.

Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Bild: Rittal GmbH & Co. KG
Hohe Anforderungen 
an den Korrosionsschutz

Hohe Anforderungen an den Korrosionsschutz

Offshore-Windturbinen sind auf hoher See extremen Bedingungen ausgesetzt. Die Anlagen müssen 25 Jahre und mehr zuverlässig den Elementen trotzen. Kein triviales Unterfangen für die eingebaute Technik – und für Systemlieferanten wie Rittal. Das Unternehmen liefert für die derzeit größten und leistungsstärksten Windturbinen die passende Gehäusetechnik – und für viele andere Anwendungen im Bereich Erneuerbare Energien.

Bild: Phoenix Contact
Bild: Phoenix Contact
Die ersten Weichen 
für Gleichstrom sind gestellt

Die ersten Weichen für Gleichstrom sind gestellt

Nach der Gründung der Open Direct Current Alliance (ODCA) Ende letzten Jahres hat die ZVEI-Arbeitsgruppe ihre Arbeit aufgenommen. Ziel der Allianz ist der weltweite Aufbau eines Gleichstrom-Ökosystems und die anwendungsübergreifende Etablierung der Gleichstrom-Technologie. Die ODCA sieht ihre Aufgabe darin, den Transfer von der Theorie in die Praxis zu schaffen. Die Redaktion hat bei einigen Gründungsmitgliedern nachgefragt, welche Motivation und Ziele sie treiben, sich dabei zu engagieren und DC-Technologielösungen zu entwickeln.

Bild: Ormazabal GmbH
Bild: Ormazabal GmbH
„Meilenstein auf dem Weg 
zur Dekarbonisierung der Netze“

„Meilenstein auf dem Weg zur Dekarbonisierung der Netze“

Ormazabal hat seine SF6-freie Technologie auf den Markt gebracht. Die Lösungen für öffentliche Verteilnetze bis 24kV, sbp.zero24 und cgm.zero24, sind vollständig gasisoliert und kommen ohne F-Gas aus. Damit steht die Markteinführung im Einklang mit dem Engagement des Unternehmens für die europäischen Ziele der Klimaneutralität. Im Interview spricht Markus Kiefer, Geschäftsleiter bei Ormazabal, unter anderem über die Besonderheiten der neuen Technologie sowie den Einbezug der Kundenanforderungen bei der Produktentwicklung.

Bild: Schneider Electric GmbH
Bild: Schneider Electric GmbH
Praxiserprobt

Praxiserprobt

Nach erfolgreicher Testphase sind beim Kölner Energieversorger RheinEnergie klimafreundliche Mittelspannungsschaltanlagen Teil des regulären Netzbetriebs. Seit August 2022 arbeitet das Unternehmen mit der RM AirSet von Schneider Electric, einer gasisolierten Ringkabelschaltanlage, die ganz ohne Fluorgase auskommt. Nach erfolgter EU-weiter Ausschreibung hat der Energieversorger unter anderem Schneider Electric mit der Lieferung von weiteren Schaltanlagen dieser Art beauftragt.

Bild: Sedotec GmbH & Co. KG
Bild: Sedotec GmbH & Co. KG
Technische Standards gegen Fachkräftemangel

Technische Standards gegen Fachkräftemangel

Knapp 60 Prozent des Stroms wurden 2023 durch Erneuerbare Energien erzeugt. Weniger als ein Viertel davon durch Photovoltaik. Das könnte viel mehr sein. Der Wille ist auch bei vielen Unternehmen da. Jedoch gibt es neben individuellem „Bastelaufwand“ mit langen Genehmigungsverfahren und schließlich auch durch den Fachkräftemangel große Hürden. Das könnte sich nun ändern. Denn Sedotec schafft mit geprüften Feldtypen eine sichere, schnell zu installierende und nachhaltige Standardlösung zur Einspeisung selbst erzeugter Energie – nicht nur aus der Sonne.