Lösungen für den gesamten Produktlebenszyklus

 Der Athex TC 80 CS Klemmenbestückungsautomat übernimmt den automatischen Zuschnitt von Tragschienen sowie deren Bestückung und Markierung von Klemmen. (Bild: Rittal GmbH & Co. KG)

Der Athex TC 80 CS Klemmenbestückungsautomat übernimmt den automatischen Zuschnitt von Tragschienen sowie deren Bestückung und Markierung von Klemmen. (Bild: Rittal GmbH & Co. KG)

Aus Ihrer Erfahrung heraus: Wie geht ein Leiter eines Schaltanlagenbauunternehmens das Thema Digitalisierung gewöhnlich praktisch an? Wie nimmt er seine Mitarbeiter auf diesem Weg mit?

Schall: Das fängt beim Besuch des Rittal Innovation Centers bereits an: Vielfach reist da nicht nur der Chef an, sondern auch Mitarbeiter aus der Planung, der Fertigung, Entscheider und Einkäufer. In die Erstberatung werden also bereits mehrere Mitarbeiter eingebunden. Wenn wir zum Kunden gehen, sind wir ohnehin in den unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen präsent und fragen, warum welche Arbeiten auf die eine oder andere Weise ausgeführt werden. Unsere Abteilung Value Chain Consulting unterstützt die Schaltanlagenbauer dabei maßgeblich. Auch Schulungen werden individuell auf die Bedürfnisse zugeschnitten und im Hause des Kunden durchgeführt. Bei der Einführung neuer Prozessabläufe und Technologien ist es ganz wichtig, direkten Kontakt zu möglichst vielen Mitarbeitern zu haben. Denn die cleverste Technik nützt nichts, wenn einzelne Mitarbeiter damit überfordert werden oder diese eine ablehnende Haltung einnehmen.

Vor dem Hintergrund, dass Schaltanlagenbauer nicht immer auf homogene Produkte eines Anbieters zurückgreifen: Welche Anstrengungen unternehmen die Hersteller für den Schaltanlagenbau, ihre Lösungen möglichst auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen?

Schall: Grundsätzlich muss man bei solchen Dingen entscheiden, ob man bei Technologien Dritter ’nur‘ mitmachen möchte, oder ob man durch eigene Entwicklungen zum Schrittmacher der Branche werden möchte. Bei Eplan und Rittal ist definitiv letzteres der Fall. Unser Ziel ist es, auf Basis existenter Normen und Schnittstellen neue Standards zu schaffen. Da gibt es erste Lösungsansätze in Form des Technologienetzwerkes ‚Smart Engineering and Production 4.0‘, kurz SEAP, wo Rittal zusammen mit Eplan und Phoenix Contact zeigt, in welche Richtung es bei der Schaltanlagenfertigung gehen könnte. Das Feedback ist mehr als positiv. Außerdem treiben wir die Themen eCl@ss Advanced und Automation ML weiter voran und wirken beim Projekt Open Asset Adminstration Shell mit. Industrie 4.0 bedeutet für alle Unternehmen, ein Stück weit gläsern zu werden und sich gleichzeitig neue USPs erarbeiten zu müssen. Dies ist teils ein ‚Spagat‘, aber wichtig und auch machbar.

Inwiefern profitieren auch die Kunden der Schaltanlagenbauer – also der Maschinenbau und letztendlich der Endanwender – von Industrie 4.0?

Schall: Bei der Erstellung einer Schaltanlage fallen eine ganze Menge Daten an – seitens des Schaltanlagenbauers, aber auch seitens dessen Auftraggebers, dem Maschinenbauer. Bisher ist es so, dass diese Daten – als Betriebsanleitungen, Prüfnachweise, Nachweise zur Entwärmung etc. – am Ende in analoger, sprich in Papierform irgendwo in der Nähe der Maschine oder Schaltanlage abgelegt werden. Kommt es zu einer Wartung oder Änderung an einer Anlage, müssen mühsam Aktenordner gewälzt werden. Diesbezüglich haben wir uns bei Rittal auch Gedanken gemacht und sind bemüht, diesen Aspekt für die Prozesskette bis hin zum Anlagenbetreiber zu optimieren. Dazu haben wir ein internes Projekt aufgesetzt. Hier sollen die Maschinen- oder Schaltschrankdaten über Cloudtechnologien digital bereitgestellt und genutzt werden können. Die ganze Anwendung beginnt beim Thema Identifizierung. Beim neuen Großschaltschrank VX25 haben wir erstmals eindeutige Identifizierungsmerkmale in Form von QR-Codes an jedem Flachteil aufgebracht. Dieses Konzept werden wir jetzt auf weitere Systemlösungen aus unserem Hause ausweiten. Die gesamte Schaltschrankdokumentation ist also durch diese Identifizierungsmittel digital verknüpfbar, bis hin zu den heute in Papierform ausgegebenen Prüfprotokollen. Diese Informationen können über bestimmte Zugriffsberechtigungen den Anwendern zur Verfügung gestellt werden. Allerdings geht es hier um Datensicherheit. Nicht jeder soll und darf Zugang zu unternehmenskritischen Informationen und USPs erhalten. Unser Ziel ist es, Anwendern Lösungen für den digitalen Workflow bereitzustellen – und das über den gesamten Produktlebenszyklus eines Schaltschranks. Das ist Industrie 4.0. (jwz)

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