Schaltschränke für Offshore-Windturbinen

Hohe Anforderungen an den Korrosionsschutz

Offshore-Windturbinen sind auf hoher See extremen Bedingungen ausgesetzt. Die Anlagen müssen 25 Jahre und mehr zuverlässig den Elementen trotzen. Kein triviales Unterfangen für die eingebaute Technik - und für Systemlieferanten wie Rittal. Das Unternehmen liefert für die derzeit größten und leistungsstärksten Windturbinen die passende Gehäusetechnik - und für viele andere Anwendungen im Bereich Erneuerbare Energien.
Bild 1 | Sicher in Nabe und Gondel: Zum Schutz der empfindlichen Regelungstechnik in der Nabe von Windenergieanlagen bietet Rittal hochrobuste Kompaktgehäuse 
für Pitch-Anwendungen. Für die geschützte Einhausung von Frequenzumrichtern, Steuerungs- und Sicherheitstechnik in der Gondel - und auch im Turm - sorgen VX25 Schaltschranksysteme inklusive Kühltechnik.
Bild 1 | Sicher in Nabe und Gondel: Zum Schutz der empfindlichen Regelungstechnik in der Nabe von Windenergieanlagen bietet Rittal hochrobuste Kompaktgehäuse für Pitch-Anwendungen. Für die geschützte Einhausung von Frequenzumrichtern, Steuerungs- und Sicherheitstechnik in der Gondel – und auch im Turm – sorgen VX25 Schaltschranksysteme inklusive Kühltechnik.Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Die Dimensionen von Offshore-Windturbinen sind beeindruckend: Hoch wie der Eiffelturm, jedes einzelne Rotorblatt so lang wie ein Fußballfeld. Doch der Einsatz auf offener See verlangt diesen Megaturbinen extrem viel ab. Wellengang, Temperaturschwankungen, Sonnenstrahlung, salzhaltige Luft und der ständige Wind, der zu heftigen Stürmen ausufern kann – die Umgebungsbedingungen bringen viele Schwierigkeiten mit sich. Um etwa gegen die salzhaltige Seeluft gewappnet zu sein, benötigen die Anlagen in den Turbinen einen starken Korrosionsschutz. Zwar gibt es Überdruckanlagen, die das Eindringen von salzhaltiger Luft in Windturbinen minimieren. Dennoch ist das Salz überall in der Luft, durchdringt jeden Winkel und greift metallische Oberflächen an. Dazu kommen wirtschaftliche Faktoren: Wartungsarbeiten an Offshore-Turbinen erzeugen ungefähr zehn Mal höhere Kosten als an Land. Und bei einem Störfall sind kurze Reaktionszeiten wichtig, um hohe Verluste durch Ausfallzeiten zu minimieren.

Bild 3+4 | Laborgeprüfte Qualität: Ob die Gehäuse für den extremen Offshore-Einsatz geeignet sind, wird von Sebastian Otten im akkreditierten QS-Labor von Rittal in Herborn getestet. Im Bild ein Test im chemisch-physikalischen Prüfraum, wo eine Farbmessung der Gehäuseoberfläche erfolgt.
Bild 3+4 | Laborgeprüfte Qualität: Ob die Gehäuse für den extremen Offshore-Einsatz geeignet sind, wird von Sebastian Otten im akkreditierten QS-Labor von Rittal in Herborn getestet. Im Bild ein Test im chemisch-physikalischen Prüfraum, wo eine Farbmessung der Gehäuseoberfläche erfolgt.Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Fit für 25 Jahre und mehr

Die Anbieter von Windturbinen bieten einen Service, der sich über 25 Jahre und mehr erstrecken kann. Daher wird erwartet, dass auch die verwendeten Schaltschränke lange halten, denn sie lassen sich im Servicefall auf hoher See nicht so einfach austauschen. Diese Erwartungshaltung steht letztlich hinter allen Spezifikationen für die Gehäuse. Um die Spezifikationen für Schaltschränke mit Korrosionsschutzklasse C4H für einen führenden Windenergieanlagen-Hersteller weltweit zu definieren, hat Rittal ein 70 Seiten umfassendes Handbuch ausgearbeitet. Damit kann der Hersteller seinen Kunden zeigen, welche Qualitätsprodukte – vom Schaltschrank über Gehäuse bis zum Zubehör – in Summe in der Turbine verbaut werden. „Das ist wie eine Art beidseitiger TÜV – wir geben den Endkunden eine Zertifizierung für den besten Schutz ihrer Produkte in dieser Anwendung“, sagt Raphael Görner, Geschäftsbereichsleiter Business Unit Power & Energy Solutions bei Rittal.

Bild: Rittal GmbH & Co. KG

Transparenz und weltweite Präsenz

Für die Windturbinenhersteller verläuft ein solches Projekt allerdings erst dann erfolgreich, wenn die Lieferkette passgenau auf den eigenen Bedarf ausgerichtet ist. Dabei spielen Transparenz und Vertrauen in die Lieferanten eine große Rolle. Hier ist die weltweite Präsenz von Rittal von Vorteil. Flexibilität ist ein weiteres Muss: Werden Änderungsbedarfe an Produkten notwendig oder kommen Fehler vor, dann müssen diese schnell umgesetzt bzw. beseitigt werden. Plötzliche Änderungen bei Gehäusen – wie neue Bohrungen oder Ausbrüche auf der Montageplatte – müssen oft direkt für die nächsten Bestellungen aufgenommen werden. Was sich einfach anhört, ist aber im Tagesgeschäft komplex. In der operativen Umsetzung muss alles sehr schnell gehen, Aufschübe darf es nicht geben und alle weltweit Beteiligten müssen sofort informiert werden. „Daher gilt es nicht nur in Sachen Qualität ‚Best in Class‘ zu sein, sondern auch bei der weltweiten Umsetzung und im Support“, sagt Görner.

Schutz für nahezu alle Fälle

Doch erhöhte Anforderungen an den Korrosionsschutz gibt es nicht nur bei Offshore-Anwendungen. Durch die Energiewende generell entstehen mehr und mehr Anwendungsfelder, bei denen Anlagen im Outdoor-Bereich in Betrieb genommen werden, wie bei PV-Anlagen, Ladeinfrastruktur bei Elektromobilität und Energieverteilstationen. Damit verbunden sind ebenso gestiegene Anforderungen an den Korrosionsschutz von Gehäusen und Schaltschränken. Nicht selten entstehen dabei Fragen bei Anlagenbauern hinsichtlich der Korrosionsschutzklassen C1 bis C5 gemäß DIN 12944, die in Verbindung mit Gehäusen gebracht werden (siehe Interview). Raphael Görner bestätigt: „Die Oberflächenbeschichtung der verschiedenen Rittal-Gehäuse verfügt über einen zuverlässigen Korrosionsschutz für nahezu jeden Einsatzfall – demnächst in Serienabmessungen für AX und VX bis C4-H.“

Von der Nabe über die Gondel bis zum Turm: Damit in modernen Offshore-Windturbinen nur Komponenten verbaut werden, die den Anforderungen der Korrosionsschutzklasse C3H und C4H entsprechen, hat Rittal alle Spezifikationen bis ins Detail ausgearbeitet. Dabei wurden nicht nur Schaltschränke auf Basis VX25 für Turbinen genauestens definiert, sondern auch Kompaktgehäuse, Klemmkästen und jede Zubehörkomponente – vom Chassis bis zu Dichtungen, Scharnieren und Verschlüssen.

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