Gleich zwei Vertreter des TeDo Verlags nahmen an der Diskussionsrunde teil: Kai Binder, Verlagsleiter des in Marburg ansässigen Medienhauses, Herausgeber des SPS-MAGAZINs sowie Chefredakteur von GEBÄUDEDIGITAL, und Jürgen Wirtz, Chefredakteur des Magazins SCHALTSCHRANKBAU. Von Beginn an waren sich die Teilnehmer in einem Punkt einig: Hauptgrund für die große Bedeutung der Fachpresse in Deutschland im Bereich Business-to-Business ist die hohe Qualität der von ihr übermittelten Informationen und das damit einhergehende Vertrauen, das die Leserschaft über die Jahre hinweg zu ihr aufgebaut hat. Eine weitere deutsche Besonderheit liegt in der Tatsache begründet, dass hierzulande im internationalen Vergleich immer noch ein starker Fokus auf gedruckten Erzeugnissen liegt – allerdings mit leicht abnehmender Tendenz (siehe Kasten). Ganz gleich, in welcher Form die Informationen an das Publikum herangetragen werden, stellte Chris Leong das aus ihrer Sicht wichtigste Kriterium heraus: „Entscheidend für die Beibehaltung des Erfolgs des Fachpresse-Journalismus ist dessen Integrität, der durch die Substanz und die hochwertige Aufbereitung von Technologie-Themen gesichert wird. Ob die Wissensvermittlung an die jeweiligen Empfänger nun über gedruckte oder digitale Medien erfolgt, ist lediglich ein Form-Faktor. Ich als Marketing-Verantwortliche richte mich dabei stets nach den Bedürfnissen unserer Zielgruppen.“ TeDo-Verlagsleiter Kai Binder wies auf eben diese Zielgruppen- und Kundenorientierung seines Hauses in den letzten 20 Jahren hin: „Sie liegt in unserer DNA. Wir sind die Speerspitze dieser Entwicklung. So wie unsere Industrie-Kunden und Zielgruppen, haben auch wir als Verlagshaus uns diversifiziert. Ausgehend vom 1987 gegründeten SPS-MAGAZIN, haben wir unser Angebot sukzessive ausgebaut, etwa für die Gebäudeautomatisierung, den Schaltschrankbau, die Robotik, die industrielle Bildverarbeitung oder die industrielle IT. Heute bieten wir über 100 Kanäle, um diese Branchen-Informationen an unsere Adressaten zu bringen.“
Wertigkeit der Informationen
Die Journalisten in der Diskussionsrunde hoben hervor, dass ein wichtiger Faktor für den Erfolg ihrer Fachmedien eine stets enge Kooperation mit den Technologie-Anbietern war, wenn es um die Erarbeitung hochwertiger, relevanter und möglichst exklusiver Inhalte ging. Einhellige Meinung auf Redakteurs-Seite: Die Qualität der Informationen, die aus den Unternehmen kommen, habe in den letzten Jahren stetig abgenommen und sei zu sehr in Richtung nicht wirklich relevanter Marketing-Inhalte abgedriftet. Schneider Electric, so CMO Chris Leong, sei sehr an einer blühenden Fachpresse-Landschaft gelegen, da sie ein essentieller Faktor in der Kommunikation technologischer Innovationen des Konzerns sei. Sie regte daher spontan die Einrichtung einer besonderen, regelmäßigen Plattform des Austauschs an: „In Australien haben wir einen monatlichen Dialog zwischen unseren Entwicklern und Kunden etabliert, um eine bessere Sensibilität für deren Belange zu entwickeln und gleichzeitig unsere Lösungen zu optimieren. Dies könnten wir auf Deutschland übertragen und in regelmäßigen Abständen unsere F&E-Ingenieure mit, sagen wir, fünf Maschinen- oder Schaltschrankbauern in einem Raum zusammenbringen. Bei diesen Sessions würden dann unsere physisch anwesenden Lösungen begutachtet und auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft. Sie als Fachpresse wären dann ebenfalls anwesend, könnten über diesen Austausch berichten und hätten validen Content.“
Herausforderung: Nachhaltigkeit
Neben den technischen Merkmalen neuer Produkte sowie deren Handhabbarkeit gibt es eine Thematik, die bei Pressemitteilungen der Lösungsanbieter derzeit häufig in den Vordergrund tritt: die Nachhaltigkeit. Alle Teilnehmer der Diskussionsrunde waren der Ansicht, dass dieses Thema bei den potenziellen Anwendern solcher Lösungen gegenwärtig noch nicht auf die Beachtung trifft, die es verdient hätte – nicht zuletzt auch aufgrund des fast schon inflationären Gebrauch des Begriffs. Mit dem selbstgesetzten Anspruch, gerade auf diesem Gebiet eine ‚Impact Company‘ zu sein, sei Schneider Electric nach eigenem Bekunden sehr daran gelegen, in Zusammenarbeit mit der Fachpresse auf die Wichtigkeit bei der Nachhaltigkeit von Rohstoffverwendung, Produktion und dem Betrieb neuer Produkte im Sinne einer gemeinsamen Zukunft hinzuweisen. Hierzu Chris Leong abschließend selbstkritisch: „Unternehmen wie Schneider Electric müssen einen einfacheren, besser messbaren Zugang zu diesem Thema schaffen. Dafür benötigen wir die Kompetenz der Fachpresse, um uns dabei behilflich zu sein, wie wir dies Maschinen- und Schaltschrankbauern vermitteln können. Nachhaltigkeit muss eine Selbstverständlichkeit werden, ohne jede Ausnahme und ohne jede Diskussion.“ (jwz)
Fakten zur deutschen Fachpresselandschaft
Die Fachpresse-Statistik der Deutschen Fachpresse beziffert das Gesamtvolumen des Fachmedienumsatzes in Deutschland im Jahr 2021 auf knapp acht Milliarden Euro, 3,58 Milliarden Euro (44,8 Prozent) entfielen dabei auf den Print-Bereich, dicht gefolgt vom Digitalgeschäft mit einem Umsatz von 3,50 Milliarden Euro (43,8 Prozent). Der Gesamtumsatz konnte dabei gegenüber dem Vorjahr um 7,6% gesteigert werden, wobei das Printgeschäft mit -0,3 Prozent leicht rückläufig ist und die Digitalumsätze mit +14 Prozent gegenüber 2020 deutlich ansteigend sind.
Quelle: Fachpresse-Statistik 2021 der Deutschen Fachpresse