Gesundes Crimpen

Geringere körperliche Belastungen durch elektrisch betriebene Werkzeuge

Gesundes Crimpen

Es fängt meist harmlos an: Zunächst ist es nur ein nächtliches Taubheitsgefühl in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger. Später treten dann auch tagsüber schmerzhafte Beschwerden und Gefühlsstörungen auf. Die Sensibilität der Hand nimmt ab, die Feinmotorik lässt nach und die Hand wird schwächer. Alltägliche Aufgaben werden schwieriger und gewisse berufliche Tätigkeiten können kaum noch oder gar nicht mehr ausgeübt werden. Ursache hierfür ist das sogenannte Karpaltunnelsyndrom, bei dem ein Handnerv an einer entzündeten Engstelle dauerhaft eingeklemmt ist.

 Bei nicht-motorisierten Werkzeugen kann die Handkraft pro Crimpung bis zu 20kg betragen. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Bei nicht-motorisierten Werkzeugen kann die Handkraft pro Crimpung bis zu 20kg betragen. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Als Auslöser dieses verbreiteten Krankheitsbildes stehen einseitige Belastungen im Verdacht, wie sie beispielsweise auch im Elektrohandwerk anzutreffen sind. Hier gilt es, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um solchen Krankheiten vorzubeugen und teure Ausfälle von Mitarbeitern zu verhindern. Die Wahl des richtigen Werkzeugs kann dabei helfen. Eine der häufigsten, wiederkehrenden Arbeiten z.B. im Schaltschrankbau, ist beispielsweise das Crimpen von Leitungen. In der Regel wird diese Tätigkeit manuell mit mechanischen Handwerkzeugen durchgeführt und in den meisten Fällen auch völlig problemlos. Kritisch kann es allerdings werden, wenn dieser Arbeitsschritt von den Mitarbeitern gehäuft zu absolvieren ist. Denn bei einer auszuübenden Handkraft von bis zu 20kg pro Crimpung können auf Dauer Überbeanspruchungen in Handgelenk und Unterarm drohen. Als entscheidender Faktor ist dabei die Zahl der regelmäßig durchgeführten Crimpvorgänge zu sehen. Während ein junger und gesundheitlich nicht vorbelasteter Mitarbeiter durchaus 100 bis 150 Crimpungen pro Tag ohne negative gesundheitliche Auswirkungen mit einem mechanischen Handwerkzeug vornehmen kann, empfiehlt sich bei höheren Stückzahlen der Einsatz eines Werkzeugs mit motorisiertem Antrieb. Führende Hersteller bieten mittlerweile entsprechende Geräte an, die ein deutlich komfortableres Arbeiten mit weit geringeren körperlichen Belastungen ermöglichen. So erfordert beispielsweise die elektromechanische Crimpzange Klauke Micro mit 10,8V Lithium-Ionen-Akku lediglich eine Handkraft von gerade einmal zwei Kilogramm pro Crimpung.

Elektrische Werkzeuge können dazu beitragen, dass sich die körperliche Belastung beim Crimpvorgang in Grenzen hält. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Elektrische Werkzeuge können dazu beitragen, dass sich die körperliche Belastung beim Crimpvorgang in Grenzen hält. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

90 Prozent geringerer Kraftaufwand

Das heißt: Die aufzubringende Kraft durch Hand und Unterarm fällt hier um rund 90 Prozent geringer aus als bei einem ausschließlich manuell bedienten Werkzeug. „Unser Ziel war es, mit unserer elektromechanischen Crimpzange micro ein leicht zu bedienendes Werkzeug zu entwickeln, das ein ergonomisches und gesundheitsschonendes Arbeiten ermöglicht und dabei die Vorteile manueller Crimpzangen mit dem Komfort akkuhydraulischer Presswerkzeuge in einem Gerät vereint“, erklärt Lutz Remmel, Produktmanagement bei Klauke. Um den Elektrofachmann und die Elektrofachfrau bei ihrer täglichen Arbeit spürbar zu entlasten und den Zeitvorteil zu nutzen, sollte bei der Auswahl solch eines Werkzeugs darauf geachtet werden, dass es einen möglichst breiten Anwendungsbereich abdeckt. So lassen sich mit der elektromechanischen Crimpzange des oben genannten Herstellers Leitungsquerschnitte von 0,14 bis 50mm² mit einer Presskraft von bis zu 15 KN verarbeiten und gleichzeitig der Zeitvorteil gegenüber dem mechanischen Presswerkzeugs auf Dauer nutzen. Da das Gerät im Sinne des Systemgedankens für die Aufnahme der auswechselbaren Einsätze der Klauke-Serie 50 ausgelegt ist, eignet es sich für das Crimpen von verschiedenen Kabelverbindern, Aderendhülsen oder auch von Rohr-, Quetsch- und Stiftkabelschuhen. Somit ist es nicht nur im Schaltschrankbau vielseitig einsetzbar, sondern es sorgt auch bei vielen anderen handwerklichen und industriellen Anwendungen für ein gelenkschonendes und dauernd gleichbleibendes schnelles Arbeiten.

Gleichbleibend hohe Qualität

Die Arbeitsfolge ist dabei stets die gleiche: Zunächst erfolgt das Vorklemmen von Hand, indem durch Betätigen des Bedienhebels ohne Kraftaufwand die Pressbacken geschlossen werden, um das Verbindungsmaterial zu fixieren. Während dieses Arbeitsschritts kann das Material noch exakt ausgerichtet und positioniert werden. Ebenfalls ein Vorteil gegenüber der manuellen Verpressung. Im zweiten Arbeitsschritt wird die Crimpung per Motorkraft durchgeführt. Dazu muss der Bedienhebel lediglich ganz durchgezogen werden und das Gerät startet automatisch den Crimpvorgang, der je nach Material maximal 1,5 Sekunden dauert. Nach erfolgter Crimpung wird abschließend durch Loslassen des Bedienhebels der ebenfalls vollautomatische Rücklauf in die Ausgangsposition ausgelöst. Elektromechanische Presswerkzeuge bieten neben der körperlichen Entlastung aber auch noch weitere Vorteile: Sie erzielen nicht nur bei minimalem Kraftaufwand beste Crimp-Ergebnisse, sondern stellen diese auch über Jahre hinweg in gleichbleibend hoher Qualität sicher. Denn zur Vermeidung von Unter- oder Überpressungen, ist der Einsatz von geeignetem Werkzeug in einwandfreiem technischen Zustand wesentliche Voraussetzung. Andernfalls drohen gefährliche Folgen: Nicht fachgerecht durchgeführte Verpressungen können beispielsweise zu erhöhten Übergangswiderständen führen, die wiederum Temperaturerhöhungen und in letzter Konsequenz sogar Kabelbrände auslösen können. Auf eine einfache und sichere Bedienbarkeit ist daher im Sinne der Sicherheit bei der Werkzeugwahl ebenfalls unbedingt zu achten.

 Die Investition in ein elektromechanisches Werkzeug lohnt sich vergleichsweise rasch, wie die Grafik zeigt. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Die Investition in ein elektromechanisches Werkzeug
lohnt sich vergleichsweise rasch, wie die Grafik zeigt. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Kosten-Nutzen-Rechnung: Wann lohnt die Investition?

Bei jeder Investition stellt sich natürlich die Frage nach der Rentabilität. Die Kosten für eine elektromechanische Crimpzange liegen bei Markenprodukten rund 180 Euro über denen für eine per Handkraft zu bedienende Crimpzange. Befürchtungen hinsichtlich der Haltbarkeit und Zuverlässigkeit der elektrischen Variante sind unbegründet. So gibt Klauke beispielsweise für sein Modell micro bei Einhaltung der Serviceintervalle (bei 35.000 Presszyklen) eine lange Lebensdauer an. Dazu ist das Gerät mit einer Multifunktions-LED zur Wartungsanzeige und zur Datenübertragung ausgestattet, die auch zur Übertragung von Press- und Werkzeugdaten auf einen PC mit Hilfe eines USB-Adapters aus dem Zubehör genutzt werden kann. So lassen sich komfortabel Prüfprotokolle mit Datum und Uhrzeit als PDF zur Dokumentation von durchgeführten Crimpvorgängen erzeugen. Eine gute Möglichkeit dem Auftraggeber eine sichere und richtige Arbeit nachzuweisen. Diese Möglichkeit der Verschleißanzeige und der Dokumentation bieten rein mechanische Handpresswerkzeuge nicht. Und auch die mittlerweile bei den meisten Geräten verwendeten Lithium-Ionen-Akkus geben keinerlei Anlass zur Sorge. Bei diesen Energiequellen handelt es sich um einen ausgereiften technischen Standard, der heute in nahezu allen Bereichen verwendet wird, in denen aufladbare Akkus eingesetzt werden. Li-Ion-Akkus zeichnen sich durch kurze Ladezeiten ohne Memory-Effekt und eine konstante, gleichmäßige Leistungsabgabe aus. So beträgt die Ladezeit für den im Klauke-Werkzeug verbauten Akku rund 40 Minuten. Anschließend sind mit voll aufgeladenem Energiespeicher ca. 300 Verpressungen von Kupferleitungen mit einem Querschnitt von zehn Quadratmillimetern nach DIN 46234 möglich. Trotz dieser hohen Leistungsfähigkeit beträgt das Gesamtgewicht des Werkzeugs inklusive Akku gerade einmal 960g. Weit entscheidender bei der Bewertung der Rentabilität ist jedoch der Erhalt der Arbeitskraft der Mitarbeiter. Denn bei einem krankheitsbedingten Arbeitsausfall, beispielsweise durch das beschriebene Karpaltunnelsyndrom, eine langwierige Sehnenscheidenentzündung oder einen Tennisarm übersteigen die daraus resultierenden Kosten die Anschaffung eines elektromechanischen Werkzeugs ganz schnell.

 Bei Verwendung der elektromechanischen Crimpzange Klauke Micro liegt die Handkraft pro Crimpung bei lediglich 2kg. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Bei Verwendung der elektromechanischen Crimpzange Klauke Micro liegt die Handkraft pro Crimpung bei lediglich 2kg. (Bild: Gustav Klauke GmbH)

Fazit

Die Entscheidung für die Investition in ein elektromechanisches Presswerkzeug sollte nach betriebswirtschaftlichen Berechnungen erfolgen. Für Fachbetriebe, in denen Verbindungsmaterial schnell und im hohen Umfang verarbeitet werden muss, ist die Anschaffung solcher Geräte durchaus sinnvoll. Denn motorisiertes Crimpen steigert nicht nur die Effizienz von Arbeitsprozessen, sondern schont gleichzeitig auch die Gesundheit der Mitarbeiter. Und da der Erhalt von Gesundheit natürlich auch den Erhalt von Arbeitskraft bedeutet, kann solch eine Mehrinvestition gleichermaßen im Interesse von Arbeitgeber und Arbeitnehmer liegen. Zumal vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels körperliche Leistungsfähigkeit zu einem auch wirtschaftlich wertvollen Gut geworden ist, das es möglichst lange zu erhalten gilt.

Auf einen Blick
  • Bei einer auszuübenden Handkraft von bis zu 20 kg pro Crimpung können auf Dauer Überbeanspruchungen in Handgelenk und Unterarm drohen.
  • Einsatz von leicht zu bedienenden Werkzeugen, um ein ergonomisches und gesundheitsschonendes Arbeiten ermöglicht
  • Elektromechanische Presswerkzeuge bieten körperliche Entlastung, beste Crimpergebnisse mit gleichbleibend hoher Qualität.
  • Die Anschaffung elektromechanischer Presswerkzeuge sind für Fachbetriebe durchaus sinnvoll.

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