Interview Thomas Stock, Geschäftsführer, und Martin Hurst, Produktmanager Serien- und Sondergehäuse bei Hugro-Armaturen

Sondergehäuse ab Stückzahl Eins

Neben Kabelverschraubungen, Lösungen für den Kabelschutz und anderem Zubehör, bietet die Firma Hugro Armaturen ihren Kunden individuelle Gehäuse und Schaltschränke nach Zeichnung. Im Rahmen der Messe All About Automation in Friedrichshafen unterhielt sich der SCHALTSCHRANKBAU mit Hugro-Geschäftsführer Thomas Stock sowie Martin Hurst, Produktmanager für Serien- und Sondergehäuse, über das Angebot des Unternehmens aus Waldkirch.
Bild 2 | Das Hugro-Team auf der Messe All About Automation in Friedrichshafen: 
Fabian Hörsch, Verkauf Südwest, Martin Hurst, Produktmanager Serien- und Sondergehäuse, sowie Thomas Stock, Geschäftsführer (v.l.n.r.)
Bild 2 | Das Hugro-Team auf der Messe All About Automation in Friedrichshafen: Fabian Hörsch, Verkauf Südwest, Martin Hurst, Produktmanager Serien- und Sondergehäuse, sowie Thomas Stock, Geschäftsführer (v.l.n.r.)Bild: TeDo Verlag GmbH

Sie bieten Gehäuse nach Maßfertigung. Wie sieht ein solcher Bestellvorgang in der Praxis aus? Welche Angaben benötigen Sie von Ihren Kunden?

Thomas Stock: Wir sind bereits über 15 Jahre im Bereich Sondergehäuse aktiv. Auf der letztjährigen Messe SPS im November haben wir uns nochmals eine Vereinfachung überlegt, wie die Kunden Kontakt mit uns aufnehmen können, und haben eine Domain www.zeichnungsgehäuse.com eingerichtet. Hier ist es dem Interessenten möglich, seine aktuelle Zeichnung – egal ob in PDF-, Step-Datei- oder einem anderen Format – einfach hochzuladen, und er erhält von uns innerhalb ganz kurzer Zeit einen Lösungsvorschlag sowie ein Angebot dazu. Da wir mit mehreren Fertigern von Gehäusen zusammenarbeiten, können wir auch sofort beurteilen, welcher unserer Kooperationspartner das gewünschte Gehäuse am besten produzieren kann.

Gibt es Limits hinsichtlich Format oder Größe der Gehäuse?

Martin Hurst: Nein, wir können sämtliche Formate und Größen liefern. Dazu gehören auch viele Zwischengrößen, die viele unserer Kunden von anderen Lieferanten nicht kennen. Zudem haben wir kürzlich erstmals ein Projekt mit geschweißten und lackierten Maschinengestellen aus Stahlrohr in Abmaßen 380x280cm realisiert. Diese wurden bisher von Maschinenbauern häufig in Eigenleistung erstellt. Wir sehen hier aber durchaus einen Trend, diese ebenfalls beim Gehäuselieferanten zu bestellen, um die eigenen Ressourcen zu schonen. Die Maschinengestelle können bei uns auch kundenspezifisch über die genannte Domain in Auftrag gegeben werden.

Welche Materialien bieten Sie an?

Stock: In der Regel handelt es sich um Stahlblech und Edelstahl. In Kunststoff bieten wir nur Standardgehäuse an.

Wo werden die Gehäuse gefertigt?

Stock: Wir fertigen mit mehreren großen Partnern in Europa. Unsere Gehäuselösungen werden u.a. in Spanien oder Tschechien produziert.

Wie lange dauert es gewöhnlich von der Bestellung bis zur Auslieferung?

Hurst: Von der Bestellung bis zur Auslieferung der Gehäuse vergehen sechs Wochen. Dabei ist es übrigens egal, wie viele Änderungswünsche der Kunde an der Musterzeichnung hat, die wir ihm vor der Gehäusefertigung zur Freigabe schicken. Sollte es eine wiederkehrende Bestellung sein, schaffen wir es auch in fünf Wochen. Bei unserer Katalogware haben wir rund 90 Prozent der Gehäuse zumindest in kleineren Stückzahlen auf Lager vorrätig, so dass wir innerhalb weniger Tage lieferfähig sind.

Kommen Ihre Kunden aus bestimmten Branchen?

Hurst: Darunter sind viele Automatisierer und Maschinenbauer. Aber im Grunde kommen unsere Kunden aus einer ganzen Reihe von Branchen: vom Klärwerk bis hin zur Medizintechnik.

Stock: Wir bewegen uns schon bevorzugt im Bereich Steuerschränke für industrielle Maschinen und Anlagen, weniger in der Energieverteilung im Gebäude.

Um wie viel teurer sind Ihre Lösungen im Vergleich zu einem Seriengehäuse bzw. -Schaltschrank?

Stock: Das kommt ganz auf den Einzelfall an. Bei den Sondergehäusen ist es ja im Regelfall so, dass wir zunächst einmal ein Muster in Form einer Zeichnung erstellen, so dass dies schon einen Mehraufwand im Vergleich zum Standardgehäuse bedeutet. Es kommt natürlich auch auf die Stückzahl an. Erwähnenswert ist vielleicht auch, dass wir Sondergehäuse ab Stückzahl Eins, aber genauso in Stückzahl 2.000 liefern. Zudem zeichnet unser Angebot eine sehr starke Servicekomponente aus. Konkret bedeutet dies beispielsweise, dass Kunden bei uns komplette Jahresbestellungen oder noch längerfristige Orders in Auftrag geben, diese aber erst nach und nach gemäß Bedarf abrufen können, falls ihnen der Platz für die Lagerhaltung fehlt. Wir liefern auf den Tag genau. Dies trifft auf das gesamte Hugro-Produktportfolio zu und ist einer der Gründe, warum wir seit fast 65 Jahren erfolgreich im Markt tätig sind.

Bieten Sie Ihren Kunden auch bereits bearbeitete Gehäuse, z.B. mit Ausbrüchen nach Wunsch, an?

Hurst: Im Bereich der Sondergehäuse kommt dies vielfach vor. Bei den Standardgehäusen ist dies weniger der Fall. Hier erfolgt die Blechbearbeitung in der regel vom Schaltschrankbauer selbst.

Bieten Sie Ihren Kunden auch einen Beratungsservice?

Stock: Das ist ein sehr wichtiges Merkmal unseres Angebots. Wir bieten einen persönlichen Beratungsservice, auf Wunsch auch vor Ort beim Kunden. Mit unserer Vertriebsorganisation sind wir in ganz Deutschland präsent.

Ist Materialknappheit noch ein Thema für Sie?

Hurst: Nein, das war es für uns eigentlich noch nie. Selbst in den schwierigen Zeiten waren wir immer lieferfähig, da unsere Fertigungspartner im Vorfeld schon ihre Kapazitäten erhöht haben, sowohl was die Bleche, aber auch Komponenten wie Verschlüsse, Scharniere, Dichtmaterial, Pulverlacke etc. anbelangt.

Stock: In dieser Zeit haben wir durch unsere permanente Lieferfähigkeit auch nennenswert Kunden hinzugewonnen, weil dies nicht bei allen Anbietern der Fall war. Hier macht sich die starke Marktstellung unserer beiden internationalen Hauptlieferanten bezahlt. Im Übrigen haben wir auch nichts dagegen, bei Kunden den Bedarf als Second Source für Sonderlösungen mit individueller Beratung zu bedienen. Uns ist da eher an einer langfristigen Partnerschaft als an Exklusivität gelegen.

Sie bieten auch Kabelverschraubungen sowie Lösungen für den Kabelschutz an. Wie sieht hier der Anteil an Ihrem Gesamtumsatz aus?

Stock: Da wir diese Komponenten bereits rund 65 Jahre in unserem Angebot haben, machen sie immer noch einen Großteil unseres Umsatzes aus. Die Gehäuselösungen haben wir seit rund 15 Jahren im Portfolio, und immerhin machen diese bereits 20 bis 25 Prozent an Gesamtleistung aus – Tendenz stark wachsend.

Das könnte Sie auch Interessieren

Bild: ABB
Bild: ABB
Effizienz steigern, 
Ausfälle reduzieren

Effizienz steigern, Ausfälle reduzieren

Der neue ABB-Leistungsschalter VD4 Evo basiert auf dem Modell VD4 und kombiniert Fortschritte auf dem Gebiet der digitalen und grünen Technologien, um ein hohes Maß an Sicherheit und Schutz zu bieten. Intelligente Algorithmen ermöglichen eine zustandsabhängige und vorausschauende Wartung. Die notwendige Sicherheit, Konnektivität und Cybersicherheit sind ebenfalls gewährleistet.

Bild: ©?Quality Stock Arts/stock.adobe.com
Bild: ©?Quality Stock Arts/stock.adobe.com
Grundlagen entwickelt, Praxistauglichkeit bewiesen

Grundlagen entwickelt, Praxistauglichkeit bewiesen

Mit dem vom BMWi geförderten Gleichstromforschungsprojekt DC-Industrie begannen im Jahr 2016 zunächst 27 Partner aus Industrie und Forschung damit, theoretische Grundlagen für mehr Energieeffizienz in der industriellen Fertigung zu erarbeiten. Über das mittlerweile ebenfalls abgeschlossene Nachfolgeprojekt DC-Industrie2 mit 39 Partnern und die im November 2022 gegründete Open Direct Current Alliance (ODCA) – der aktuell 62 Unternehmen und Forschungsinstitutionen angehören – nimmt das Vorhaben immer konkretere Formen an.

Bild: AmpereSoft GmbH
Bild: AmpereSoft GmbH
Fokus auf 
intuitivere Anwendung

Fokus auf intuitivere Anwendung

Modernisierte Icons, neue Klasse für Steckverbinder, vereinfachte Materialkombinationen: Die Version 2024.1 des AmpereSoft ToolSystems bietet zahlreiche Funktionserweiterungen, die für ein noch einfacheres, intuitiveres und schnelleres Engineering sorgen sollen. Übergeordnetes Ziel des Versionsupdates war es dabei, den steigenden Anforderungen des Marktes mit einem abgerundeten, kompletten System gerecht zu werden, das einen durchgängigen und reibungslosen Informationsfluss, den AmpereSoft EngineeringFlow, ermöglicht.