Datenverkehr im Fluss

Sicherer Verschluss für Hunderte Outdoor-Schaltschränke

Datenverkehr im Fluss

Schnelles Internet für alle – während deutsche Politiker noch über die Machbarkeit diskutieren, gehört das Surfen im Glasfasernetz in den Niederlanden schon fast zu den Grundrechten. Seit 2018 läuft die flächendeckende Highspeed-Anbindung unter dem Motto „fibre to the home / fibre to the desk“. Die dazu erforderliche Infrastruktur ist längst im Aufbau und mündet in mehrere hundert Telekommunikationsgehäuse, die über die ganzen Niederlande verteilt am Straßenrand stehen. Für deren Konstruktion und Bestückung verantwortlich ist die niederländische Firma Tecnolimit aus Heusden. Die im Schaltschrank enthaltene Technik sichern Verschlusslösungen von Emka – und zu deren physischer Sicherung kommt es buchstäblich auf die richtige Grifftechnik an.

Die Firma Tecnolimit konstruiert und bestückt Schaltschränke für den Glasfaser-Ausbau in den Niederlanden und bestückt diesen mit sicheren Verschlusslösungen von Emka. (Bild: EMKA Beschlagteile GmbH & Co. KG / Sandra Peerenboom)

Wer über die deutsch-niederländische Grenze in die Niederlande fährt, kennt das Gefühl: Zwar ist das Geschwindigkeitslimit plötzlich auf 130 km/h gedrosselt, trotzdem hat man als Autofahrer das Gefühl, dass der Autoverkehr besser fließt. Auf der Datenautobahn hingegen ist dies nicht nur ein Gefühl: In den Niederlanden sind Glasfaserverbindungen längst Standard, während in Deutschland viele Haushalte und Unternehmen noch ausgebremst werden. Möglich macht dies eine gesetzliche Regelung, die Haushalten wie Unternehmen die Anbindung an das schnelle Glasfasernetz garantiert. Seit Inkrafttreten dieses Gesetzes läuft die Anbindung auf Hochtouren. An den Straßenrändern tauchen seither folglich zunehmend moderne Schalt- bzw. Telekommunikationsschränke für die Verkabelung und finale Weiterführung des Glasfasernetzes zu den Haushalten (fibre to the home) bzw. Unternehmen (fibre to the desk) auf. Deren Entwicklung und Installation möglichst unkompliziert, schnell, sicher und zuverlässig zu meistern, ist Aufgabe des niederländischen IT-Systemhauses Tecnolimit, das aufgrund seiner schlüsselfertigen Lösung den Auftrag vom niederländischen Telekommunikationsprovider erhalten hat. Tecnolimit hat sich in den vergangenen Jahren von einem Unternehmen mit hoher Kompetenz im Bereich der Gehäusetechnik zu einem Systemhaus entwickelt, das komplette Systeme in die verschiedenen Schränke für ICT- und Industrieanwendungen integriert. Ob IT-Rack, Server- bzw. Schaltschrank – outdoor wie indoor -, Lüfter oder Klimaanlage: Die Experten können flexibel und unkompliziert auf spezifische Kundenanforderungen reagieren, ohne auf Standardlösungen zurückgreifen zu müssen. Infolgedessen ist Tecnolimit zu einem bekannten Player in den Benelux-Ländern herangewachsen. Schaltschränke von Tecnolimit sind komplett montiert und ausgestattet mit Stromanschluss, Verkabelung, Kühlung und/oder Heizung, USV, Batterien und Managementsystemen sowie Überspannungsschutz. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass die verbaute Schrankinfrastruktur an 365 Tagen im Jahr und 24 Stunden am Tag unterbrechungsfrei funktioniert.

Die Schaltschränke von Tecnolomit sind ausgestattet mit Stromanschluss, Verkabelung, Kühlung und/oder Heizung, USV, Batterien, Managementsystemen sowie Überspannungsschutz. (Bild: EMKA Beschlagteile GmbH & Co. KG / Sandra Peerenboom)

Verschluss lässt Angreifer außen vor

Aufgrund der Datenmenge und der relativ einfachen Möglichkeit, die enthaltenen Verbindungen anzuzapfen, sind die internetverbindenden Schaltschränke entsprechend attraktiv für Saboteure und Hacker. Auch mutwillige Zerstörungen durch Vandalismus sind an der Tagesordnung. Damit kommt dem Verschluss an diesen Gehäusen – in der Regel ein Schwenkgriff – eine besondere Bedeutung zu. Die Anforderung der Auftraggeber war klar formuliert: Zum einen sollte der Griff mechanisch stabil sein; zum anderen sollten die Verschlüsse elektronisch überwachbar sein, damit bei unbefugter Öffnung in der jeweiligen Zentrale ein Alarm eingeht. Damit war klar: Eine konventionelle Verschlusstechnik war keine Option. Denn bevor Leitungen innerhalb eines Gehäuses angezapft werden können, gilt es für Angreifer, den Schaltschrank am Straßenrand schnell und möglichst geräuschlos zu öffnen. Dass dies nicht geschieht und der Angreifer schon am Schwenkgriff seine Brechstange beschädigt, dafür sorgt die Firma Emka Beschlagteile aus Velbert. Für seine Schaltschränke brauchte Tecnolimit eine Lösung fernab vom Standard. Unter anderem musste ein separater Kartenleser integrierbar sein, um die elektronisch autorisierte Zugangsberechtigung realisieren zu können. Tecnolimit und Emka arbeiten bereits seit Jahren im Bereich Verschlusstechnik zusammen. Tecnolimit-Geschäftsführer Theo de Winter hatte daher auch keine Zweifel daran, dass Emka die nötige Kompetenz besitzt, den klassischen Schwenkhebel elektronisch weiterzuentwickeln, sodass der Schrank nur per ID-Karte zu öffnen ist. „Wir mussten bei diesem Projekt bei null anfangen. Standard war keine Option, weder bei unseren Schranksystemen noch bei der Verschlusstechnik“, erklärt Theo de Winter. „Da wir aber Emka über die Jahre als flexiblen Partner mit hoher Entwicklungskompetenz schätzen gelernt haben, waren wir sicher, zeitnah einen passenden Entwurf für den elektronisch weiterentwickelten Schwenkgriff zu erhalten.“

Monitoring mit Keyprocessor

Die Herausforderung bestand für Emka folglich darin, den Schwenkgriff entsprechend den neuen technischen Anforderungen weiterzuentwickeln und trotzdem seine Robustheit beizubehalten, um auch physische Angriffe weiter sicher abzuwehren. Generell lässt sich unterscheiden zwischen elektromechanischen Verschlüssen (Griffe/Verriegelungen) und kompletten Systemlösungen (zur Zutrittskontrolle und Schranküberwachung). Bei Systemlösungen spielt die Nachweisbarkeit eine wesentliche Rolle. Die Zentrale soll mittels Software erkennen können, zu welchem Zeitpunkt jemand versucht hat, den Schrank bzw. das Gehäuse zu öffnen, und ob die entsprechende Person berechtigt war oder nicht. Diese Software liefert im Falle des Emka-Tecnolimit-Projektes in den Niederlanden die Firma Keyprocessor aus Amsterdam. Über deren Software können alle Zugangsberechtigungen eingesehen und jeder Öffnungs- und Schließvorgang dokumentiert werden. Der kontrollierte Zugang für autorisierte Personen zu Serverracks ist auf verschiedene Weise realisierbar: Bei den Tecnolimit-Schränken erfolgt die Autorisierung kontaktlos. Griff, Leser und Managementsystem arbeiten zusammen, sodass der Nutzer sich per RFID-Karte zweifelsfrei identifizieren kann. Mehrere Tausend Verschluss-Systeme können auf diese Weise im gleichen Funksystem verwaltet werden.

Der Griff sollte mechanisch stabil, die Verschlüsse sollten elektronisch überwachbar sein, damit bei unbefugter Öffnung in der jeweiligen Zentrale ein Alarm eingeht. (Bild: EMKA Beschlagteile GmbH & Co. KG / Sandra Peerenboom)

Projekt bis 2021 abgeschlossen

Der Zeitplan für das gesamte Projekt war extrem eng, sodass Emka nach Beauftragung durch Tecnolimit nur wenige Monate Zeit hatte, den Schwenkgriff auf Basis der neuen Anforderungen zu optimieren und herzustellen. Dies funktionierte jedoch reibungslos, sodass die Installation der rund 500 Schaltschränke mit ca. 1.500 Schwenkgriffen durch Tecnolimit starten konnte. Diese läuft bereits seit dem vergangenen Jahr. Ziel ist es, alle Gehäuse bis 2021 niederlandeweit installiert zu haben. Ramon Philippo, Geschäftsführer Emka Benelux, resümiert: „Das Projekt mit Tecnolimit zeigt: Unsere Lösung ist zwar nur ein kleiner Teil des Ganzen, aber ein sehr entscheidender. Die physische Sicherheit der Telekommunikationsgehäuse steht und fällt mit unserem Schwenkgriff. Schnell auf neue Anforderungen reagieren und trotzdem eine hohe Qualität für maximale Sicherheit liefern, das war unsere Herausforderung. In meinen Augen hat das Dreieck Tecnolimit – Emka – Keyprocessor hier hervorragend funktioniert.“ Tecnolimit-Geschäftsführer Theo de Winter zieht seinerseits bereits ein Fazit: „Vom Design über das Testing und die Zertifizierung bis hin zur Installation – dieses Projekt sollte aus einer Hand umgesetzt werden, und diese Herausforderung haben wir gerne angenommen. Sogar der Transport an die jeweiligen Standorte wird durch uns koordiniert, sodass wir Transportschäden ausschließen können. Dass wir mit Emka einen verlässlichen Partner haben, dessen Kompetenzen wir seit Jahren kennen und schätzen, hilft uns zusätzlich, den engen Zeitplan fristgerecht zu erfüllen. Fibre to the home und fibre to the desk sind in den Niederlanden nun Realität – und das auf höchst sichere Weise.“

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