Kundenbedürfnisse stets im Blick

Interview mit Markus Hettig

IoT-Plattform, Störlichtbogenschutz und Multistandard

„EcoStruxure ist eindeutig ein Service-Enabler“, betont Markus Hettig beim Gespr?ch mit SCHALTSCHRANKBAU-Redakteur J?rgen Wirtz in Carros. (Bild: Schneider Electric GmbH)

Herr Hettig, welche Hauptvorteile bietet EcoStruxure dem Schaltanlagenbauer im Rahmen der Planung und der Fertigung?

Markus Hettig: Es kommt dabei ganz auf die Bedürfnisse des Kunden an. Wenn dieser Wert legt auf eine hohe Verfügbarkeit und sagt, er möchte bereits im Voraus über den Ausfall zum Beispiel eines Leistungsschalters über die Apps Facility Expert oder Asset Advisor informiert werden, um im Rahmen einer vorbeugenden Wartung tätig zu werden, lohnt es sich in jedem Fall. Gleiches gilt, wenn ich als Facility-Manager regelmäßige Reports für ein Energie-Monitoring erstellen muss und dieser Arbeitsschritt dann statt mehrerer Tage lediglich fünf Minuten in Anspruch nimmt. Mit dem Einsatz von EcoStruxure ist der Kunde in beiden Bereichen gut aufgestellt.

Welche weiteren Vorteile bietet die Plattform dem Schaltschrankbauer?

Hettig: EcoStruxure ist ganz eindeutig ein Service-Enabler. So könnte der Anlagenbauer einem Gebäudebetreiber bei einem entsprechenden Zugriff auf die Zustandsdaten seiner für die Energieverteilung kritischen Komponenten eine Dienstleitung anbieten, bei sich anbahnenden Störfällen präventiv tätig zu werden. Ich denke, dass sich Schaltanlagenbauer im digitalen Zeitalter, aber auch im Hinblick auf verstärkte internationale Konkurrenz über Geschäftsmodelle Gedanken machen sollten, die beispielsweise eine Ausweitung ihres Dienstleistungsspektrums zum Ziel haben.

Laut des 16-Punkte-Systems der DIN VDE0100-801 hat ein Anlagenbetreiber bereits die höchste Energieeffizienzstufe erreicht, wenn er 48 der 64 möglichen Punkte gesammelt hat. Wie ist dies möglich?

Hettig: Die Norm berücksichtigt dabei eventuell vorhandene Faktoren, die nicht im Einflussbereich des Anlagenbetreibers liegen. So könnte es ja beispielsweise durchaus sein, dass innerhalb einer bestimmten Gebäudestruktur eine Trafostation eingebunden ist, die einem lokalen Energieversorgungsunternehmen gehört, und auf deren Ausstattung der Gebäudebetreiber keinen Einfluss hat. Daher ist bereits die höchste Energieeffizienz-Klasse EIEC 4 erreicht, wenn in jeder der 16 Kategorien mindestens je 3 Punkte erlangt werden.

 (Bild: Schneider Electric GmbH)

(Bild: Schneider Electric GmbH)

Wird es bald neue vernetzte Produkte im Rahmen von EcoStruxure geben?

Hettig: Selbstverständlich werden wir auch zukünftig Hardware mit Kommunikationsmöglichkeiten ausstatten, wenn wir darin eine sinnvolle Ergänzung für unsere Kunden sehen – wenn also der Anwender Daten gewinnen kann, die er vorher nicht hatte, um diese sinnvoll auszuwerten, oder wenn der Schaltanlagenbauer dadurch Dienstleitungen anbieten kann, die er sonst nicht offerieren könnte, um sich am Markt breiter aufzustellen.

Wann empfehlen Sie Anlagenbetreibern den Einsatz eines aktiven Störlichtbogenschutzes?

Hettig: Sicherlich reicht in weniger kritischen Anwendungen und bei für Schaltanlagen unbedenklichen Installationsorten teilweise auch ein passiver Störlichtbogenschutz aus. Hierbei werden in der Regel die Sammelschienen mit nicht leitenden Elementen geschützt. Aber auch hier können – etwa im Kontaktbereich eines Schalters mit der Sammelschiene – Punkte vorhanden sein, wo dieser Schutz nicht lückenlos ist. Zudem unterliegen besagte Schutzmaterialien einer gewissen thermischen Alterung, die deren Wirksamkeit unter Umständen beeinträchtigt. Mit einem aktiven Störlichtbogenschutz bin ich in jedem Fall auf der sicheren Seite. In der besonders kritischen Prozessindustrie zum Beispiel sahen die Vorkehrungen bisher häufig so aus, dass zwei identische, redundante Schaltanlagen vorgehalten wurden. Fällt etwa eine Aluminiumproduktionsanlage aufgrund eines Störlichtbogens aus, so muss der Betreiber zusehen, die Anlage innerhalb der Abkühlphase wieder ans Laufen zu bringen. Gelingt dies nicht, kann er die Anlage komplett stilllegen, was einen enormen wirtschaftlichen Verlust nach sich zieht. Mit einem aktiven Störlichtbogenschutz wird diese Redundanz überflüssig.

Wie lange dauert es, bis eine solche Anlage wieder instand gesetzt ist?

Hettig: Mit unserem Störlichtbogenschutz kann die Anlage normalerweise nach 30 bis 45 Minuten wieder in Betrieb genommen werden, wenn der Fehler behoben wurde. Hierzu muss lediglich die Kurzschließereinheit ausgetauscht werden, die bei uns, im Gegensatz zu anderen am Markt erhältlichen Produkten, sehr leicht von vorne zugänglich ist.

Stichwort Multistandard: Werden zukünftig alle Schneider Electric-Produkte diese Anforderungen erfüllen?

Hettig: Grundsätzlich gilt: Je mehr Technik in einem Produkt verbaut ist, desto höher sind die Entwicklungs- und Herstellungskosten. Für Schaltanlagenbauer, die ihre Produkte vorwiegend innerhalb Deutschlands verkaufen, macht es also durchaus Sinn, auf Lösungen zurückzugreifen, die ausschließlich die heimischen Normen erfüllen. Wenn aber 60, 70 oder noch mehr Prozent meines Volumens in den Export geht, sind meiner Ansicht nach die Multistandard-Lösungen erste Wahl. Hier sind vielleicht die Anschaffungskosten etwas höher, die sog. Total Cost of Ownership aber in der Regel u.a. aufgrund reduzierter Lagerhaltungskosten und damit verbundener erhöhter Liquidität geringer.

Denken Sie daran, rückwirkend bestehende Schneider Electric-Produkte Multistandard-kompatibel zu machen?

Hettig: Dies ist leider in der Praxis nur sehr schwer zu realisieren, da der Multistandard bereits in der Produktkonzeption angelegt sein muss.

Schneider Electric GmbH
www.schneider-electric.de

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