Turnusmäßige Prüfungen und Inbetriebnahme-Tests
Die digitalen Schutzgeräte werden im Rahmen einer regelmäßigen Schutzprüfung auf ihre ordnungsgemäße Funktion hin überprüft. Dazu werden die Messsignale der Strom- und Spannungswandler dem Schutzgerät mit einem speziellen Prüfgerät vorgegeben. Die Schutzparameter, die im digitalen Schutzgerät eingestellt werden, müssen entsprechend des zu schützenden Netzbereiches parametriert und dann gegebenenfalls angeglichen werden. Damit von Beginn an die korrekte Schutzfunktionalität an den Mittelspannungs-Transformatoren und Schaltanlagen der Gas Processing Unit effizient überprüft werden kann, war ein leistungsstarkes Prüfstecksystem wichtiger Teil des Auftrags. Das Prüfstecksystem Fame wird mit dem Schutzprüfgerät verbunden, und der verkabelte Fame-Stecker wird in die Prüfbuchse gesteckt. „Nur beim Stecken des Prüfsteckers werden durch die intergierte Zwangsschaltfolge alle Stromwandler kurzgeschlossen und das Tripsignal für den Leitungsschalter unterbrochen“, erläutert Alexander Stehle, zuständiger Projektleiter bei Köhl. „Dann kann direkt mit dem Routineprüfzyklus zur Funktionsprüfung des Schutzgerätes begonnen werden.“ Dabei zeigt die im Prüfstecker integrierte Anzeige dem Schutztechniker die Schaltzustände und Kurzschlussfunktionen an. Mehrere Funktionsschächte für Steck- und Schaltbrücken ermöglichen den flexiblen Einsatz hinsichtlich aller Schutzanforderungen.Anders als bei der Hochspannung werden im Bereich der Mittelspannung typischerweise keine Reserveschutzgeräte verbaut. Während der Schutzprüfung kann hier der Energieabgang durch die zu prüfenden Schutzgeräte nicht geschützt werden. „Tritt während der Schutzprüfung ein Netzfehler auf, können hohe Sach- und Personenschäden daraus resultieren“, so Stehle. „Das Schutzprüfstecksystem Fame 2 bietet für derartige Fälle die Möglichkeit, ein parallel geschaltetes Schutzgerät über die zusätzlichen Prüfbuchsen einzuschleifen.“ Durch diese innovative Technik können die Betreiber die Anlagenverfügbarkeit während der Schutzprüfung deutlich erhöhen.
Kooperative Fame-Konfiguration
Auf der Hannover Messe 2017 wurden zahlreiche Neuheiten des Prüfstecksystems Fame 2 vorgestellt. Damit konnten alle Anforderungen der Ausschreibung – besonders im Hinblick auf die Verfügbarkeit – erfüllt werden. „Wir können Fame jetzt individuell auf den zu schützenden Anlagenteil konfigurieren“, freut sich Stehle. „Dabei schalten wir bis zu 21 Kontakte mit nur einem Steckvorgang.“ Die Reihenfolge der Kontaktierungen, Trennungen und Kurzschlüsse ist durch das frei konfigurierbare Prüfstecksystem vorgegeben. Eine mögliche Fehlbedienung von Fame wird durch die zwangsgeführten Kontakte ausgeschlossen. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Köhl-Projektleiter Stehle und den Applikationsingenieuren von Phoenix Contact konnte eine Lösung umgesetzt werden, die exakt den Anforderungen des Endkunden entspricht. Auch für die Schutzsysteme der beiden Transformatoren, welche die Hochspannung des Versorgungsnetzbetreibers vor Ort in Mittelspannung umsetzen, wurde das Prüfstecksystem konfiguriert. Neben den Strom- und Spannungswandlern werden auch mehrere Steuerungskontakte für den Stufenschalter sowie der Tripkontakt des Leistungsschalters über das Prüfstecksystem geführt. So ist es durch eine individuelle Fame-Konfiguration beispielsweise möglich, den Transformator sowie dessen Nebenaggregate wie dem Stufenschalter zu testen.“Durch technische Details wie den individuellen Aufbau des Prüfsystems und die vorrangige Kurzschlussschaltung in Verbindung mit der detaillierten technischen Beratung, hat sich bei uns Fame 2 als bevorzugtes Prüfstecksystem gegenüber anderen Lösungen durchgesetzt“, erläutert Stehle. „Für unser Unternehmen ist es zurzeit das innovativste und sicherste Schutzprüfstecksystem am Markt.“
Weitere Lösungen im Einsatz
Fame 2 ist nur eine von zahlreichen Lösungen von Phoenix Contact, die im Projekt zum Einsatz kommen. Auch das Blitzstrom Monitoring System LM-S wird hier zur Umsetzung der hohen Anforderungen genutzt. Verbindungstechnik, hochverfügbare Stromversorgungen und Industrie-Relais wurden ebenfalls in den Anlagen verbaut. Nach der erfolgreichen funktionalen Systemabnahme des Endkunden bei der Firma Köhl Power Distribution Systems in Luxembourg wurden die Energieverteilungssysteme in die Karibik verschifft, damit sie ihren Betrieb dort aufnehmen werden.