Anwendungsbeispiele Mini-Reihenklemmen
Beispiele dafür, wie digitale Zwillinge für konkrete Produkte aussehen können, hat Wago auf seiner Webseite aufgeführt. Interessierte gelangen nach Scan des am Ende dieses Beitrags aufgeführten QR-Codes dort hin. Exemplarisch ist einmal der digitale Zwilling einer Mini-Reihenklemme für ein fahrerloses Transportsystem mit einer reinen 3D-Modellierung zur Simulierung des Bauraums und zur Platzierung der Bohrungen aufgeführt. Im zweiten Anwendungsbeispiel wurde der digitale Zwilling für einen Verteilerkasten um die elektrische Funktionsbeschreibung bzw. den Stromlaufplan inklusive der Anschlusspunkte erweitert. In Beispiel 1 speist sich der digitale Zwilling mit Informationen aus der Wago Part Community, in der der Anwender aus mehr als 60 Formaten wählen kann. Die Daten der Part Community sind nach den Qualitätskriterien des Cadenas Goldsiegels ausgezeichnet. Die Informationen hinsichtlich der elektrischen Verdrahtung in Beispiel 2 können, je nach verwendeter CAE-Software, aus dem Eplan Data Portal, dem WSCAD Universe oder der Zuken Component Cloud gewonnen werden. „Der Schlüssel zum Erfolg digitaler Zwillinge ist die hohe Datenqualität. Dies bedeutet, dass Komponentenhersteller ihre Produkte nach einheitlichen Datenstandards beschreiben. Zu nennen sind hier in erster Linie eCl@ss sowie Automation ML, in deren Entwicklung auch Wago in den einschlägigen Gremien involviert ist“, betont der Market Manager Engineering Services.
Weitergehende Potenziale
Digitale Zwillinge sorgen aber nicht nur für einen Effizienzschub in der Schnittstelle Planung/Fertigung. Letztendlich besteht ein Schaltschrank aus einer Vielzahl an virtuellen Abbildern von Komponenten und bildet in seiner Gesamtheit einen eigenen digitalen Zwilling, dessen Zustand sich im Laufe seines Produktlebenszyklusses aufgrund der dynamischen Datenentwicklung permanent verändert. Denkt man das Konzept weiter, so erschließt dieses auch neue Möglichkeiten bei der virtuellen Inbetriebnahme von Schaltanlagen, der Wartung und zustandsorientierten Instandhaltung, dem Retrofit, bis hin zur Entsorgung. Wie eingangs erwähnt beschränken sich digitale Zwillinge zudem nicht allein auf physisch vorhandene Produkte, sondern auch auf Prozesse. Prof. Boris Otto, Institutsleiter am Fraunhofer Institut für Software und Systemtechnik ISST in Dortmund, verweist beispielsweise auf die Möglichkeiten, die etwa virtuelle Logistik-Netzwerke spielen könnten, indem darin Informationen zu Standorten und Kapazitäten von Lagern und Warenverteilzentren hinterlegt würden. Wertschöpfungsprozesse über Unternehmensgrenzen hinweg ließen sich so deutlich optimieren. Es lohnt also in jedem Fall, sich dem Thema digitaler Zwilling zu widmen – Schritt für Schritt, aber entschlossen. (jwz)