Was raten Sie kleinen und mittelgroßen Unternehmen? Wo können sie den Hebel ansetzen?
Schall: Das ist bei jedem Schaltanlagenbauer unterschiedlich. Zunächst einmal muss die individuelle Ausgangslage eines Unternehmens analysiert werden. Also: Wie ist der Schaltanlagenbauer heute in seiner Fertigung aufgestellt? Was macht er wie, und warum macht er es so? Welche strategischen Ziele verfolgt die Firma? Welche Art von Schalt- und Steuerschränken liefert das Unternehmen, und welche Engineering-Tools und Hardware kommen für die einzelnen Prozesse bis hin zur Fertigung überhaupt infrage? Wie gestaltet sich das Umfeld, beispielsweise bei den Zulieferern, aber auch bei den Kunden? Es gibt keinen Königsweg für eine Digitalisierungsstrategie.
Mit anderen Worten: Es ist eine individuelle Beratung notwendig?
Schall: Ja, genau.
Welchen Anfangsfehler machen die meisten Unternehmen?
Schall: Häufig wird bereits ganz zu Beginn der Fehler begangen, dass die Problemfälle, die dem Anlagenbauer am ehesten ins Auge fallen – egal in welchem Prozessschritt seiner Fertigung – als erstes angegangen werden. Vielfach läuft man mit dieser Strategie in eine Kostenfalle, da eine Investition getätigt wird, ohne das Gesamtbild im Blick zu haben. Am Ende heißt es dann nicht selten: Ich habe jetzt zwar investiert, aber die Effizienzsteigerung, die ich mir erhofft hatte – egal ob bei Zeit oder Geld – habe ich nicht erreicht.
Wie unterstützt die Friedhelm Loh Group ihre Kunden in dieser Phase?
Schall: Zunächst einmal erhalten unsere Kunden bei einem Besuch im Rittal Innovation Center in Haiger einen Blick auf die gesamte Prozesskette des Schaltanlagenbaus. Sie erfahren, was heute bereits alles möglich ist. Oft ist es so, dass unsere Kunden mit uns einen Termin vereinbaren, um eine ganz bestimmte Problemstellung oder Thematik zu diskutieren. Beim Besuch erweitert sich dann oft ihre Sichtweise dahingehend, dass nicht mehr nur Teilbereiche der Wertschöpfungskette betrachtet, sondern plötzlich darüber hinaus alle Prozessschritte des betroffenen Bereiches als Ganzes gesehen werden oder sogar abteilungsübergreifendes Handeln abgeleitet wird. Es geht also darum, die individuelle Aufstellung eines Schaltanlagenbauers ganzheitlich zu betrachten. Also: Was habe ich, wie mache ich es, warum mache ich es so, und wo will ich eigentlich hin?