Interview Jan-Henry Schall, Leiter des Rittal Innovation Center bei Rittal in Haiger
Lösungen für den gesamten Produktlebenszyklus
Auch im Schaltanlagenbau ist häufig die Rede von der Notwendigkeit, Maßnahmen im Hinblick auf Industrie 4.0 für die Fertigungskette zu implementieren. Aber was bedeutet dies eigentlich für kleinere oder mittelgroße Betriebe, wie können diese sich dieser Aufgabe stellen? Zu diesem Thema unterhielt sich der SCHALTSCHRANKBAU mit Jan-Henry Schall, Leiter des Rittal Innovation Center in Haiger, in dem Besucher eine durchgängige Prozesskette bereits heute live in Augenschein nehmen können.
Warum sollten Steuerungs- und Schaltanlagenbau den Übergang zu Industrie 4.0 jetzt vollziehen, und wie kann dieser gelingen?
Jan-Henry Schall: Die Herausforderungen im Steuerungs- und Schaltanlagenbau – egal welcher Größe – sind prinzipiell immer die gleichen: Die Unternehmen haben volle Auftragsbücher und dabei auch den Druck, die Herstellungskosten zu senken. Zudem sehen sie sich mit der Forderung nach immer kürzeren Lieferzeiten konfrontiert. Dann geht es darum, ob sie zur Bewältigung der Aufträge überhaupt die notwendigen Fachkräfte und Spezialisten zur Hand haben. Aufgrund der starken Individualisierung von Produkten ist entsprechendes Know-how gefordert. Teilweise bleiben die Arbeiten, die eigentlich ein Spezialist erledigen müsste, so lange liegen, bis dieser wieder verfügbar ist. Letztendlich wächst aufgrund dieser Gegebenheiten die Erkenntnis, dass trotz voller Auftragsbücher etwas unternommen werden muss, aber es fehlt die Zeit, sich um diese Optimierungen zu kümmern.
Würden Sie sagen, dass das Bewusstsein hinsichtlich einer Umstellung auf eine wie auch immer geartete Digitalisierung der Prozesskette bei der Mehrheit Ihrer Kunden vorhanden ist?
Schall: Ja, das Bewusstsein ist vorhanden. Unsere Kunden erhalten z.B. über die Fachmedien Informationen, wie sich Marktbegleiter entwickeln. Der Besuch von Messen schafft Einblick in Trends wie Industrie 4.0, digitale Geschäftsprozesse, den Wandel der bisherigen Mitarbeiter zu Technologiemitarbeitern, oder die Erschließung neuer Geschäftsmodelle. Viele sehen die Notwendigkeit zur Digitalisierung eigener Prozesse und bringen die Bereitschaft mit, dahingehend aktiv zu werden. Allerdings möchten sie so wenig Zeit wie möglich dafür aufwenden, da dies aufgrund der eingangs erwähnten vollen Auftragsbücher auch gar nicht anders möglich ist. Allerdings erkennen immer mehr, dass diejenigen, die sich mit dem Thema befassen, eine gewisse Wettbewerbsstabilität oder gar Wettbewerbsvorteile erzielen. Daher: Bewusstsein und Bereitschaft sind vorhanden, die Frage ist nur wie.